Geschenk des Ewigen
Auf die Zeit warten
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt. (Dietrich Bonhoeffer)
Trotz dieses Wissens jage ich gehetzt der Zeit nach, probiere sie einzufangen, zu fassen, gar zu sparen. Physik und Technik shreddern die Zeit in Milli-, Mikro- Nano-, Pico-, Femto- und Atto-Sekunden. Überall finden wir Uhren: am Handgelenk, auf dem Handy, unten rechts am Computer und am Backofen, denn wir wollen wissen, «welche Zeit geschlagen hat»!
Zeit gibt es nicht...
Doch mit unseren Uhren messen wir keine Zeit, sondern getaktete Bewegungen. Vielleicht liegt darin ja auch das Zeit-Geheimnis: Zeit gibt es nicht, sondern sie entsteht aus Bewegung. Ein Gedanke, der mir gefällt, der sich auch in unserem sprachlichen Umgang mit dem Wort Zeit finden lässt. Die Zeit, sie fliesst und verrinnt, mal kriecht sie und dann jagt sie dahin.
...sie entsteht und geschieht
Die Zeit ist ein Geschenk des Ewigen, etwas, was ich nicht besitzen und halten soll, aber etwas, von dem ich mich zu etwas mitbewegen lassen kann. So gesehen wäre der Ausspruch «ich habe keine Zeit» eigentlich sehr weise. Ich habe sie nicht, ich lasse sie an mir geschehen. Wenn ich keine Zeit habe, so muss ich auf sie warten, geduldig sein und gespannt darauf hoffen, dass sie kommt und dann, von Gott her, etwas an und mit mir tut. So kriegt der Ausspruch «das Zeitliche segnen» für mich eine neue Bedeutung, etwas was ich jeden Tag neu machen sollte und nicht erst am Ende des Lebens.
Gott segne deine Lesens-und Lebenszeit! Er schenke dir Zeit, auf sie zu warten.
Autor: Urs Eugster
Quelle: EGW