Christliche Stiftung Weizenkorn
Breite-Hotel in Basel ist «ganz schön anders»
Das Breite-Hotel in Basel wurde von Geschäftsreisenden zum drittbesten Businesshotel des Jahres 2011 gewählt. Das erstaunt umso mehr, als es sich beim Dreisternhaus um einen Integrationsbetrieb für Lernbehinderte handelt. Sie leben gerne hier, und die Gäste schätzen das ganz Besondere des Betriebs im Breite-Quartier.
Dritter Platz in der Beliebtheit
Direktor Philipp Roggensinger ist sehr erfreut über das positive Rating des Reservierungsportals «hotel.de». Ausgerechnet die anspruchsvolle Business-Kundschaft gibt dem «ganz schön anders» geführten Hotel eine ausgezeichnete Note. «Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt», erklärt der 38-Jährige. Und damit kann er punkten. Und auch damit, dass sein Haus mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar ist und mit der breiten Frontansicht und dem hellen, modern eingerichteten Foyer positiv beeindruckt. Aber er führt kein gewöhnliches Hotel mit 36 Zimmern.
Arbeitsplätze für Lernbehinderte
Von den 60 Arbeitsplätzen sind 35 besetzt von zumeist jungen Erwachsenen mit einer Lernbehinderung. Zusammen mit Gruppenleitern, oft ausgebildete Arbeits- oder Sozialpädagogen, werden sie nach ihren Fähigkeiten in Küche, Hauswirtschaft oder im Service eingesetzt. Sie können eine Attestlehre absolvieren und erarbeiten sich damit die Möglichkeit, den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu finden. Zudem wurde das Breite-Hotel 2009 in die Kategorie der Design- und Lifestyle-Hotels aufgenommen, und es ist durchgehend rollstuhlgängig.
Geplant und dann 2005 eröffnet wurde der Integrationsbetrieb durch den Verein «Zämme lääbe». Dieser legt grossen Wert auf Kontaktmöglichkeiten von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Wegen des strukturellen finanziellen Defizits übernahm im März 2010 die christliche Stiftung Weizenkorn das Hotel mit allen Angestellten. «Wir wollten die Arbeitsplätze erhalten und der Gesellschaft damit einen Dienst erweisen», erklärt Roggensinger. Er gehört zum ICF Basel und lebt seine christlichen Grundwerte im Berufsalltag ohne viele Worte. Doch jeder Mitarbeitende soll wissen: «Du bist wichtig, wir brauchen dich.» So werden Bewerber nicht nach ihrem Glauben gefragt, sondern müssen fachlich und menschlich geeignet sein. «Unser Unternehmen soll ein Produkt sein, das der Markt akzeptiert», betont er. «Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, sind aber selbsttragend.»
«Ganz schön anders»
Philipp Roggensinger spielt mit dem Slogan seines Garni-Hotels, «ganz schön»: Das Design stimmt, die Zimmer sind modern eingerichtet, ohne Schnickschnack, aber mit dem, was der Kurzzeitaufenthalter braucht. Nasszellen lassen sich mit weiteren Armaturen ergänzen, so dass Gäste mit Rollstuhl selbständig duschen können. «Ganz anders»: Anstatt noch mehr Gästezimmer befinden sich im zweiten Stock Wäscherei und Büros. Dadurch verschwindet, wer die Wäsche zusammenlegt, nicht im Keller, sondern befindet sich immer in der Nähe der Gruppenleiter. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. In der Tiefgarage stehen Velos bereit, mit denen man dem Rhein entlang radeln und die Altstadt erkunden kann. Auch das «schön anders»: Qualitätssteigerung durch Entschleunigung. Und immer im Dienst des Menschen.
Das Breite-Hotel
Dieses Hotel in Basel ist ein Unternehmen mit sozialem Gewissen. Es wird als Zweig der christlichen Stiftung Weizenkorn nach wirtschaftlichen Kriterien geführt und bietet Arbeits- und Ausbildungsplätze für junge Erwachsene mit einer Lernbehinderung. Der Bedarf dafür übersteigt das Angebot bei weitem. Jeden Samstag und Sonntag gibt es ein Brunch-Buffet, das eine weitere Vernetzung in der Region ermöglicht.
Diesen Artikel wurde uns freundlicherweise von «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: ideaSpektrum Schweiz