Susanna Aerne im Livenet-Talk
«Lade den beruflichen Stress vor der Haustüre ab!»
Paare und Familien sind vielen Herausforderungen ausgesetzt: Leistungsdruck und hohe Ansprüche von Gesellschaft, Beruf und Schule führen zu Überforderung, Stress, Erschöpfungsdepressionen und Burnout von Eltern und auch Kindern. Wie ist es da möglich, gesunde Partnerschaft und Familie zu leben?
Dieser Frage ging Livenet-Chefredaktor Florian Wüthrich im Gespräch mit der Einzel,- Paar- und Familienberaterin Susanna Aerne auf den Grund. Susanna Aerne hat eine eigene Beratungspraxis in Zofingen und ist Bildungsleiterin des Schweizerischen Weissen Kreuzes.Im Gespräch bei Livenet betont sie, wie wichtig es ist, sich bewusst abzugrenzen. Selbstfürsorge, Selbstliebe und Selbstverantwortung würden oft vernachlässigt, was z.B. bei überforderten Mamis zu Erschöpfungsdepressionen führen könne. «Es gilt, die eigene Identität zu entdecken und sich die Frage zu stellen: Was mache ich gerne? Was macht mir Freude? So kann ich diese Ressourcen in Stresssituationen aktivieren und bewusst Ruhepausen einplanen, denn die Seele braucht Ruhe.» Auch Kinder brauchen solche Freiräume, betont die Seelsorgerin. Zunehmend seien auch Erschöpfungszustände bei Kindern festzustellen. «Die Kinder werden von ihren ehrgeizigen Eltern verplant. Das kann zur Belastung werden, denn zu viel Programm führt bei Kindern zu Angstzuständen.»
In guten Zeiten Prioritäten richtig setzen
Wichtig sei, so Susanna Aerne, dass Kinder und der Partner immer wieder erleben: «Du bist mir wichtig!» Dafür sei entscheidend, qualitative Zeit mit dem Partner und gemeinsame Familienerlebnisse zu planen, die zusammenschweissen; so legt man ein gutes Fundament für Krisenzeiten. Man sollte bewusst in gute Zeiten investieren, damit man in der Not darauf zurückgreifen kann.
Aerne verrät auch das Geheimnis ihrer Ehe: «Wir tun einander Gutes und setzen uns frei.» So verwendete ihr Mann beispielsweise das Geld, das ursprünglich für eine Amerikareise mit der Familie geplant war, für das Studium seiner Frau, damit sie ihrer Berufung nachgehen konnte.
«Ich bin verantwortlich für mich!»
Wenn Konflikte auftreten, gelte es, wichtige Fragen zu klären: «Warum bin ich traurig oder wütend? Welche Bedürfnisse habe ich?» Jeder Partner sei selbst verantwortlich für seine mentale und physische Gesundheit und sollte niemals den Partner dafür verantwortlich machen. Es gehe darum, die eigenen Ressourcen herauszufinden, wie jeder am besten Stress abbauen und so aktiv Verantwortung übernehmen kann (Sport, Gebet, Gespräche, Coaching etc.). «Lade den beruflichen Stress bewusst vor der Haustüre ab», rät Susanna Aerne.
Wer ein starkes Fundament legen will für sein Ehe- und Familienhaus, sollte auch aktiv Beziehungen bauen und lernen, sich selbst zu reflektieren, rät die Beraterin. Dabei sei ein Rechenschaftspartner oder ein Freund, der einem alles sagen darf, sehr wichtig. Selbstliebe und die Beschäftigung mit der eigenen Identität führen zur Stärkung des Selbstwertes und zu gesunden Beziehungen. Fürsorge in der Partnerschaft und gute Freundschaften sind tragende Pfeiler.
Der Partner als Nr. 1 – vor den Kindern!
Laut Susanna Aerne sind Wertschätzung und ein volles Ja zum Partner das Wichtigste überhaupt. Ein Partner spürt, wenn der andere ihn nicht so akzeptiert, wie er ist. Ohne ein volles Ja füreinander kann keine Sicherheit, Geborgenheit und wirkliche Herzensnähe entstehen, was auch negative Auswirkungen auf die Sexualität haben kann.
Grundlegend sei auch, dass der Partner immer vor den Kindern Vorrang geniesse. «Die Stärkung der Paarbeziehung hat oberste Priorität, weil sich dann auch die Kinder wohlfühlen. Es macht keinen Sinn, eine gute Familienzeit zu planen, aber die Partnerschaft zu vernachlässigen!»
«Ich habe immer Hoffnung!»
Ein wichtiges Fundament für Ehe und Familie könne auch durch das gemeinsame Beten und Visionieren gebaut werden. «Der Glaube ist das tragende Fundament in Krisenzeiten.» Es sei eine grosse Entlastung für eine Beziehung, wenn man lernt, gemeinsam die Sorgen bei Jesus abzugeben. Als Beraterin habe sie immer Hoffnung für die Menschen, sagt Susanna Aerne zum Ende des Livenet-Interviews mit einem Strahlen im Gesicht, «denn mit Jesus ist immer ein Neuanfang möglich».
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Autor: Meike Ditthardt / Florian Wüthrich
Quelle: Livenet