Nach Scheidung oder Tod
Wieder allein – was jetzt?
Alleinsein ist nicht einfach. Aber für jemanden, der lange Zeit verheiratet war, und plötzlich durch Tod des Partners oder Scheidung wieder allein ist, scheint es noch herausfordernder als für jemand, der nie verheiratet war. Carol Peters-Tanksley gibt vier Anregungen, die in dieser schwierigen Phase helfen können.
Egal, wie kurz oder lang, schmerzhaft oder erfüllend Ihre Ehe war, sie hat Sie verändert. Sie sind heute anders als vor Ihrer Ehe. Sie haben Gutes und Unschönes erlebt: die Aufregung beim «Ja, ich will»-Sagen, der Aufbau eines Lebens mit dem Menschen, den man liebt, Enttäuschungen, das Lernen, mit Unterschieden umzugehen, vielleicht Verrat und Ablehnung, Trauer – und das Ende des Ehe-Traums. Was jetzt?
Ich bin wieder Single. Ich muss lernen, allein zu leben, nachdem mein Ehemann gestorben ist, und das ist nicht einfach. Egal, aus welchen Gründen Sie wieder allein sind, können Ihnen die folgenden Anregungen vielleicht hilfreich sein.
Nehmen Sie die Person an, zu der Sie geworden sind
Ihre Ehe hat Sie verändert. Das ist keine Anklage, sondern die Realität. Und viele dieser Veränderungen sind sicherlich gut. Selbst wenn Sie Schmerzen erlitten haben, sind Sie dadurch gewachsen und haben vieles durch Ihre Beziehung gelernt.
Es ist wichtig, über das Ende einer Ehe zu trauern, egal, ob es durch den Tod des Partners oder durch eine Scheidung kam. Aber es ist noch wichtiger, zu gucken, dass diese Beziehung jetzt Teil von dem ist, was Sie sind und zu dem Sie geworden sind. Was haben Sie über Liebe gelernt? Über Intimität? Über Sex? Über Ihr eigenes Herz, Gutes und Schlechtes? Über Vergebung? Und Leiden? Über Gottes Gnade? Und Verpflichtung? Über Kommunikation? Über Geben und Empfangen? Darüber, wie sich eine Beziehung mit der Zeit verändert? Über den Einfluss, den Sie auf einen anderen Menschen haben? Und wie ein anderer Mensch Sie beeinflusst?
Wer sind Sie aufgrund Ihrer Ehe geworden? Welches Verständnis haben Sie für gewisse Dinge erhalten, das Sie ohne diese Beziehung nicht gehabt hätten? Welche Erinnerungen – gute und schlechte – sind jetzt Teil von Ihnen? Und welche Lebenserfahrung können Sie in den neuen Lebensabschnitt mitnehmen? Durch Ihre Ehe sind Sie heute anders. Wer sind Sie jetzt?
Suchen Sie Anschluss
Manche Leute reagieren auf die Schmerzen aufgrund von Tod oder Scheidung damit, sich auf dem Sofa einzurollen und sich physisch und/oder emotional von anderen zu isolieren. Andere wiederum reagieren darauf, indem sie verzweifelt nach neuen Beziehungen greifen und versuchen, dadurch ihre Wunden zu heilen oder aber die guten Dinge der Vergangenheit neu zu erleben. Keiner der beiden Wege ist gesund.
Niemand anderes kann Ihr Herz heilen oder für Sie trauern. Eine neue Ehe kann die Dinge nicht für Sie regeln. Aber es ist unheimlich wichtig, dass Sie diese Reise nicht allein antreten. Mit anderen eine Freundschaft zu leben, kann sich als Wieder-Single anders oder komisch anfühlen und muss gelernt werden. Machen Sie es trotzdem!
Investieren Sie sich in den Aufbau von Beziehungen – nicht um nur etwas für sich selbst daraus zu schlagen, sondern um zu geben und zu empfangen. Natürlich bekommen Sie durch gesunde Beziehungen neue Erkenntnisse, Freundschaften, Ermutigung und vieles mehr. Aber es geht darum zu lernen, was es bedeutet, diese Dinge auch anderen zu geben. Vielleicht lernen Sie zum ersten Mal, wie Vertrauen, Kommunikation und Selbstlosigkeit in einer Freundschaft aussehen. Aber es hilft Ihnen, ganz bewusst Freundschaften aufzubauen.
Entscheiden Sie sich, wieder zu lieben
Damit meine ich nicht, dass Sie unbedingt wieder heiraten sollten! Eine neue Ehe, egal wie schön sie ist, wird Ihre vorherige Beziehung nicht ersetzen, kann Ihre Wunden nicht heilen, Ihre Bedürfnisse nicht vollständig erfüllen und Ihre Einsamkeit nicht wegnehmen.
Nein, sich zu entscheiden, wieder zu lieben, bedeutet zu verstehen, dass sich die Welt nicht um Sie dreht. Es bedeutet, dass Gott Ihnen etwas aufgetragen hat und Sie entscheiden sich dafür, sich darin zu investieren. Sie haben etwas, das andere brauchen und Sie können es ihnen weitergeben.
Für Menschen, die in der Liebe verletzt wurden, ist dies ein Riesenschritt. Es ist auch ein grosser Schritt, nachdem eine liebevolle Beziehung geendet ist. Wenn Sie jemanden lieben, werden Sie dadurch verletzlich. Aber vergessen Sie nicht, dass Gott Liebe ist. Er befand, dass die Liebe es wert ist, auch wenn es seinem Sohn das Leben kostete. Vielleicht brauchen Sie Zeit, damit Ihre Wunden heilen und Sie trauern können. Schauen Sie dann aber weg von sich selbst und hin auf andere und schenken Sie ihnen Ihre Liebe – das ist auch ein Zeichen dafür, dass Sie im Bewältigungsprozess vorwärts gehen.
Geben Sie Gott eine Chance
Gott sieht Sie so, wie Sie sind. Die meisten verheirateten Menschen definieren sich selbst im Bezug auf ihre Ehe. Aber Jesus ist nicht für Sie als verheirateter Mensch oder als Single oder Wieder-Single gestorben, sondern für Sie, so wie Sie sind. Er geht jetzt an Ihrer Seite, so wie Sie sind, einsam, verletzt, traurig, besorgt oder verzweifelt. Er sieht Sie, versteht Sie und ist direkt neben Ihnen, näher als es ein Partner je sein könnte.
Geben Sie ihm die Chance, mit Ihnen zusammen zu sein. Verbringen Sie Zeit mit Gott, suchen Sie seine Gegenwart. Weil er ein Gott der Wunder ist, kann er das Ende Ihrer Ehe und all die Sorgen und komplizierten Situationen, die damit einhergehen, in etwas Bedeutungsvolles und sogar Schönes verwandeln. Geben Sie ihm die Chance dazu.
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Autor: Dr. Carol Peters-Tanksley / Rebekka Schmidt
Quelle: Carisma News / Übersetzung: Livenet