Richtig streiten
Wenn die Reizschwelle überschritten ist
Es sind meistens die selben Dinge, die uns in Rage bringen. Ein Wort reicht und schon knallt die Sicherung durch. Doch es gibt Tipps, wie man sein Temperament in den Griff bekommt und die Streitkultur verbessern kann.
Manchmal unterhält man sich ganz normal und plötzlich kippt die Konversation. Die Reizschwelle ist überschritten, die Sicherung knallt durch und dann geht gar nichts mehr. Der Schalter ist umgelegt und statt einem guten Gespräch ist Kampf und Streit angesagt.Wo liegt meine Reizschwelle?
Um das zu vermeiden, sollte man herausfinden, was einen reizt und warum. In einer Beziehung ist es wichtig zu verstehen, wann man dazu neigt, «den Schalter» umzulegen.
Schauen Sie sich die Streitsituationen genau an: Was ärgert mich so sehr, dass ich aus der Haut fahre? Fühle ich mich abgelehnt, unverstanden oder nicht respektiert? Sind meine Gefühle gerechtfertigt? Oder bekommt der andere etwas ab, obwohl er eigentlich zu mir steht? Neige ich zu einer Überreaktionen? Warum?
Oder fällt es mir schwer, bestimmte Schwächen und Eigenarten beim anderen zu akzeptieren? Mein Gegenüber reagiert immer auf diese Art und das nervt und ärgert mich? Halten Sie sich vor Augen, dass Wut oder aggressive Konfrontation wahrscheinlich keine Veränderungen bewirken.
Die beiden Wege der Kommunikation
Es gibt den konstruktiven und den destruktiven Weg.
Auf dem konstruktiven Weg bin ich auf Friedensmodus geschaltet. Ich bin ruhig, liebevoll, mitfühlend, klar, prägnant und willens, Zugeständnisse zu machen. Ich bin bereit, von meinem Gegenüber geformt zu werden. Und ich interessiere mich dafür, was den anderen wirklich bewegt. Ich versuche zuzuhören und zu verstehen, was er mir sagen will. Meine Haltung ist sanft und zugewandt, eine Herzensverbindung ist möglich.
Auf dem destruktiven Weg bin ich auf Gerichtsmodus geschaltet. Ich klage an, verteidige mich, werde argumentativ und sammle Rechtfertigungen für meinen Standpunkt. Ich poche auf mein Recht und kämpfe, um gegen den anderen zu gewinnen. Statt einem Miteinander steht man sich gegenüber. Meine Haltung ist hart, verbohrt und verletzend.
Überlegen Sie sich, ob Sie Ihr Gegenüber auf die Anklagebank setzen oder einen geschützten Raum für Ihre Kommunikation aufbauen möchten.
Was tun, wenn die Konversation zu kippen droht?
Schalten Sie sich bewusst auf Friedensmodus. Hören Sie dem anderen zu, was er Ihnen mitteilen will, selbst wenn er es ungeschickt anstellt. Achten Sie darauf, was der Person auf dem Herzen liegt, warum sie Ihnen das sagt.
Halten Sie inne, bevor Sie ausrasten. Führt Ihr Zorn Sie zum Ziel oder zerstört er mehr? Schon in der Bibel gibt es den klugen Rat: «Jeder soll schnell bereit sein zuzuhören, aber langsam zum Reden und langsam zum Zorn.» (Jakobus, Kapitel 1, Vers 19). Konversation endet da, wo blinde Wut und Ärger hochkochen.
Bitten Sie den anderen, freundlicher und mitfühlender zu reden. Geben Sie zu, dass Sie verletzlich sind und dass Sie auf diesem Gebiet Geduld und Hilfe brauchen. Dass der falsche Ton oder Anklagen sie wütend machen, auch wenn sie das gar nicht möchten.
Ein Timeout
Wenn doch Wut im Spiel ist, geben Sie sich eine Auszeit. Es bringt nichts, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, wenn man innerlich in Rage ist. Nehmen Sie sich Zeit, den Zorn abzukühlen, durchzuatmen, zu vergeben und ruhig zu werden.
Wenn Sie dazu tendieren, schnell auszurasten, dann holen Sie sich professionelle Hilfe. Wir neigen dazu, die Schuld immer auf den anderen zu schieben. Manchmal tut es gut, einen neutralen Person zu haben, die einem ehrlich die eigenen Schwächen aufzeigen darf.
Und das Wichtigste: Haben Sie Geduld mit sich. Konflikte und Streit gehören zum Leben dazu. Aber achten Sie darauf, dass Ihre Beziehung davon profitiert und nicht zerstört wird.
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Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch