Agape Indienhilfe
Hoffnung für die Ärmsten der Armen
Monika und Arthur Bodmer aus Wetzikon engagieren sich für die Ärmsten in Indien. Die Pandemie hat die Not der Menschen verschärft. Durch den Einsatz von Christen, die ihnen deshalb Nahrung und Zuwendung schenkten, lernen nun viele Jesus kennen.
«Ich mag Sauberkeit, Ordnung und gemässigte Temperaturen», erklärt Monika Bodmer. «Doch als ich 2009 zum ersten Mal in Indien landete, fühlte ich mich sofort wohl. Ich war angekommen, trotz Dreck, Lärm und Hitze.» Dies ist eines der vielen Wunder, welche die dreifache Mutter und Grossmutter von fünf Enkeln seither erlebt hat. Über 40 Jahre leidet die 69-Jährige an starker Arthrose, wurde mehrfach operiert. Trotzdem reiste sie regelmässig für drei Wochen mit einem Team nach Indien. Vor 20 Jahren hatte sie entschieden: «Wenn unsere Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, will ich die Arbeit vor Ort kennenlernen.»
In der Pfingstgemeinde Uster hatte sie Miriam Tilge kennengelernt, die Gründerin von Agape Indienhilfe. Seither engagiert sie sich im Vorstand des Vereins, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Sie und ihr Mann Arthur besuchen immer wieder Pastorenfamilien und deren Team, die sich vor Ort liebevoll für Mitmenschen einsetzen. «Auch für mich und meine Gesundheit haben die indischen Geschwister schon stundenlang gebetet», erzählt Monika bewegt. «Das stärkt mich sehr und ich bekomme Kraft, mit meinen Beschwerden zu leben.»
Kein Pensionsalter
Arthur arbeitete als Projektleiter Haustechnik für eine Grossbank. Nun setzt der 70-Jährige seine Fähigkeiten ehrenamtlich ein. 2015 reiste er erstmals mit nach Indien. «Ich hasse Schlangen», erklärt er, «und wenn alle auf dem Boden schlafen, fühle ich mich eigenartig, wenn für uns extra ein Bett aufgestellt wird.» Doch zusammen mit seiner Frau hat er inzwischen die Verantwortung für die Projekte in Südindien übernommen. «Bei Gott wirst du nicht pensioniert», schmunzeln die beiden. Sie wollen Gott dienen bis zum letzten Atemzug. Unermüdlich versuchen sie, Spender zu gewinnen für Kinderpatenschaften, die Ausbildung von Pastoren und vieles mehr. Auch in Nordindien engagiert sich Agape Indienhilfe für die Ärmsten.
Nothilfe während der Pandemie
Statt für den Bau eines Kinder- und Altersheims wurden die letzten zwei Jahre ein Teil der Spenden für Nothilfe verwendet. Die Sponsoren waren damit einverstanden. «Unsere Leute sind unermüdlich unterwegs, um Reis zu verteilen und dabei das Evangelium zu verkünden», erklärt Monika. Arthur ergänzt: «Du kannst nicht predigen, wenn die Zuhörer an Hunger leiden.»
Die meisten Menschen sind Tagelöhner. Wenn sie zuhause bleiben müssen, verhungern sie. So sorgt der Verein dafür, dass die abgelegenen Dörfer der Roma und Sinti oder ehemaligen Schlangenfänger mit Wassertanks versorgt werden. Wegen des Lockdowns durften diese verachteten Bevölkerungsgruppen am Dorfbrunnen kein Wasser mehr schöpfen. «Die Leute sind hungrig, auch nach geistlicher Nahrung», erklärt Monika. Schwarze Magie, Zauberei und die damit verbundene Angst gehören zum Alltag vieler Menschen. Doch Christen zeigen eine Alternative und beten inständig für ihre Landsleute. Und sie bauen Schulen auf, in die sie auch die Kinder der verachteten Kaste der «Unberührbaren» aufnehmen. Die Not sei gross und auch die Christenverfolgung nehme zu. «Aber Gott ist treu. Daran halten wir fest.»
Witwen und Leprakranke
Am kürzlich durchgeführten Informationsabend erklärte Monika: «Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden indische Frauen mitverbrannt, wenn ihr Mann starb», erklärt sie. «Heute ist das nicht mehr üblich, doch geholfen wird Witwen und Waisen nicht.» Auch an Lepra Erkrankte werden ausgestossen und sich selbst überlassen, gleich wie behinderte Menschen.
Monika erzählt von einer tauben jungen Frau, die vergewaltigt und dabei schwanger wurde. Niemand wollte mehr etwas mit ihr zu tun haben. Und in der herrschenden Kultur hat sie als ledige Mutter auch keine Chance mehr, zu heiraten. Hier schafft die Agape Indienhilfe Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Witwen erhalten zwei Ziegen, die sie melken und mit deren Dung sie ihren Garten düngen können. Das erste Zicklein wird einer weiteren Familie übergeben, damit sie die gleiche Chance bekommt. Oder der Verein stellt eine Nähmaschine oder das Zubehör für einen kleinen Laden zur Verfügung. Immer wird den Menschen im Zug solcher Aktionen auch das Evangelium erklärt.
Keine Angst
Hepsi ist die älteste Tochter des Pastorenehepaars, das vor Ort die Arbeit leitet. Sie nahm dieses Jahr am Infoanlass teil und stellt klar, dass Gebet die Grundlage für jeden Einsatz des Teams vor Ort ist. «Wir lassen uns vom Heiligen Geist führen», erklärt die 27-jährige Krankenschwester und Projektleiterin. «Und dann machen wir, was er uns zeigt.» Sie besucht Notleidende in Dörfern, organisiert die Verteilung von Hilfsgütern und führt auch eine ambulante Sanitäts-Station für Kranke. Spitäler sind weit weg, deshalb leistet sie auch medizinische Hilfe.
Immer nutzt sie die Gelegenheit, den Patienten von Jesus, dem wichtigsten Heiler, zu erzählen. Von dem, der neben dem Körper auch die Seele heilen und die Beziehung zum Schöpfer wiederherstellen kann. In diesem vielseitigen Dienst tätig sein zu dürfen, macht die 27-Jährige glücklich. Angst habe sie dabei nicht, sie vertraut aus ganzem Herzen darauf: «Wir sind in Gottes Hand.»
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Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Livenet