Geburt
Wie werde ich Christ?
Wie werde ich Mensch? Durch Zeugung, Empfängnis, Wehen, Geburt. Die gleiche Abfolge findet statt, wenn jemand Christ wird. In der Bibel heisst das Wieder-Geburt. Denn das Leben fängt noch einmal an.
Eigene Leistung, fromme Übungen, irgendwelche guten Vorsätze oder eine herausragende Moral machen einen nicht zum Christen. Gott steckt einem kein Abzeichen an eine vermeintlich saubere Weste, weil wir vielleicht brav waren und weniger „sündigten“ als andere. Christ wird man ausschliesslich durch einen Schöpfungsakt Gottes. Nicht wir machen uns zu Christen, sondern Gott selber macht uns zu Christen.
Ein Christ ist jemand, der eine neue Beziehung zu Gott gefunden hat. Er nennt ihn jetzt seinen Vater. Denn ihm hat er sein Leben zu verdanken, sein neues, sein wiedergefundenes. Er ist tatsächlich «wiedergeboren» worden und ins «Königreich des Himmels» gelangt, wie Jesus das genannt hat.[1] Die Schritte dazu sind ganz ähnlich wie bei einer leiblichen Zeugung, Schwangerschaft und Geburt.
Gott zeugt, der Mensch empfängt
Gott ist der Schöpfer. Von ihm kommt alles Leben. So, wie er die sichtbare Welt geschaffen hat und erhält, tut er es auch mit der unsichtbaren. Er erweckt uns selber zu neuem Leben. Mit ihm hat alles begonnen, und mit ihm beginnt alles wieder neu.Gott spricht, und es geschieht so. Auf diese Weise wurde die Welt erschaffen,[2] und auf die gleiche Weise schafft Gott noch heute. Der Same für die göttliche Zeugung ist sein Wort. Es erreicht uns beim Lesen der Bibel, durch das Zeugnis eines Freundes, der bereits Christ geworden ist, oder über diese Webpage. Irgendwie rührt es einen innerlich an, und man fragt sich: „Könnte das wahr sein ....?“
Darf es wachsen?
Es wächst also auf Seiten des Menschen eine gewisse Empfänglichkeit. Man wird offen für ihn und legt mal „versuchsweise“ seine Vorurteile beiseite. „Vielleicht ist ja doch alles ganz anders ....“ Man tastet sich weiter. Zweifel, Ängste und Vorsicht begleiten dieses erste Interesse. Aber es ist da. Gott hat es geweckt.Wie bei einer normalen Schwangerschaft ist jetzt die erste Hürde zu nehmen: Darf sich dieses werdende Leben einnisten, darf es wachsen? Wir können die Sache auch gleich wieder beenden und mit der „Pille danach“ die befruchtete Eizelle abtreiben: „Das will ich nicht. Das passt mir nicht. Ich werd doch nicht religiös!“
Die Schwangerschaft
Hat diese erste leise Neugier aber ihren Nistplatz in der Gebärmutter unseres Herzens gefunden, dann beginnt die Schwangerschaft. Wie lange sie dauert, hängt auch von diesem Herzen ab. Es können Stunden oder auch nur Minuten sein. Manchmal sind es Monate oder gar Jahre. Mehr oder weniger starke innere Widerstände sind zu überwinden, und Gott selber kann ganz verschieden führen.Während dieser Zeit befassen wir uns allmählich mit Jesus, mit Gott und der Bibel. Wir wollen mehr wissen und holen weitere Informationen ein. Wir diskutieren mit anderen. Neue Fragen sind geweckt und werden bewogen. Sie könnten ja „etwas bringen“. Zwischendurch wird einem die Schwangerschaft lästig, und man treibt das werdende Leben fast ab. Denn man fängt an zu ahnen, was da auf einen zukommt. So eine Geburt würde alles verändern. Aber parallel wächst die Gewissheit, dass es wahr sein könnte. Eine gewisse Vertrautheit mit Gott entsteht. Vielleicht reden wir sogar ab und zu mit ihm, keine vorformulierten Gebete, sondern einfach wie es uns zumute ist.
Komplikationen
Widerstände sind zu überwinden, ja. Sie werden je länger, desto deutlicher. Der Unwille selber, Gott anzuerkennen und sich ihm anzuvertrauen, ist vielleicht der stärkste Widerstand, der das neue Leben aufhält. Er zeigt, wie es um das menschliche Herz in Wirklichkeit steht: es rebelliert gegen Gott. Genau das ist in der Bibel mit Sünde gemeint. Ein Sünder ist jemand, der von Gott getrennt ist, der sich entschlossen hat, seinen eigenen Weg zu gehen. Sünde heisst, die Beziehung zwischen uns und unserem Schöpfer ist gestört. Die Kraft dieses Widerstands im Herzen lässt uns erahnen, dass wir selber ihm nicht gewachsen sind. Wir können ihn nicht überwinden.Die Bedeutung von Jesus wird uns deshalb immer klarer. Er hat alles erfüllt, was Gott verlangt hatte. Er führte das einzige für Gott akzeptable Leben. Die Macht dieses Widerstandes, den Tod, überwand er am Kreuz. Er gab sich hinein – und Sein Vater führte ihn heraus. Seitdem ist diese Macht für uns gebrochen. Nach und nach beginnen wir, Jesus deswegen zu verehren. In unseren Gedanken und in unserm Herzen nimmt er einen immer grösseren Platz ein.
Die Geburt
Sturzgeburten dauern nur wenige Minuten, andere können sich über viele Stunden hinziehen. Nicht anders ist es bei der Wieder-Geburt. Die neuen Zusammenhänge können einem in kürzester Zeit klar werden, und es fällt einem wie Schuppen von den Augen. Oder man lässt nach und nach unter Mühen eine ungute Sache nach der anderen los. Denn sie passt einfch nicht mehr ins zukünftige Leben. Die neu gefasste Hoffnung auf Jesus drängt einen weiter. Er hält für alles die Lösung bereit: seine uneingeschränkte Vergebung. Wer die für sich beansprucht hat, der ist ankommen im neuen Leben.Wehen der Schuld und der Angst
Gewisse Geburtswehen können aber sehr schmerzhaft sein; so sehr, dass man den ganzen Vorgang abbrechen möchte. Eine solche Wehe ist die Erkenntnis, dass ich vieles nicht in mein bevorstehendes Leben mitnehmen kann: die Beziehung zu jenem Mann, das Verschweigen jenes Nebenverdienstes, mein faszinierendes Hobby des Spiritismus ... Sanft und liebevoll legt Gott seinen Finger auf gewisse Stellen in unserem Leben und sagt: „Wenn du das lässt – ich habe Besseres für dich …“ Vieles Ungute von früher wird einem aber erst im Lauf des Lebens mit Jesus bewusst. Denn er ist gnädig und rechnet uns unsere Fehler und Sünden nicht vor.Eine andere Wehe ist die Angst vor Einsamkeit. Nur wenige aus meiner bisherigen Umgebung können vielleicht meinen neuen Weg verstehen. – Werd ich allein durchhalten oder mich dem Gespött preisgeben, wenn ich nach kurzer Zeit doch wieder schwach werde? Aber wir dürfen wissen, dort „draussen“, in der neuen Welt, warten Eltern und Geschwister. Wir mögen wohl noch hilflos sein, zu hilflos, um für uns selber zu sorgen. Aber wie das Baby von seiner zukünftigen Familie erwartet wird, so wird es auch der wiedergeborene Mensch. Er trifft auf Eltern, Brüder und Schwestern.
Die Mühe lohnt sich
Wehen der Bedenken und Ängste begleiten also diese Neuschöpfung. Sie gehören dazu. Sie sind nicht unangenehme Begleitumstände, die es besser nicht gäbe, sondern sie treiben sie Geburt voran. Jede Schuld, die wir Jesus bekennen, und jede Angst, die wir ihm abgeben, bringt uns dem Tageslicht näher. Das kann ganz schlicht und formlos geschehen, indem man Gott um Vergebung bittet und die Ängste beim Namen nennt. Denn «wenn wir unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, dass Gott treu und gerecht ist: Er wird sie uns dann vergeben und uns von aller Schuld reinigen».[3] Und «ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten».[4]Es ist geschafft
An diesem Punkt geschieht meistens der Durchbruch, die sogenannte Wiedergeburt. Wir treten in ein neues Leben ein. «Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.»[5] Etwas ganz Grossartiges und Tiefes geschieht. Gott wird einem plötzlich gewiss. Wir merken: Er ist da, er ist bei uns, er liebt mich, er hat mich angenommen wie ich bin. Meine Sünden sind mir vergeben. Die Gewissheit darüber sitzt nun ganz tief im Herzen. Das neue Testament redet viel von diesem neuen Leben, das man empfängt, wenn man Christ wird.Mitunter ist diese Wiedergeburt eine plötzliche gewaltige Erfahrung. Manchmal erstreckt sie sich auch über einen bestimmten Zeitraum. Aber das Ergebnis ist stets dasselbe: Nichts kann mehr so sein wie vorher. Etwas Neues ist in unser Leben gekommen. Wir haben es mit aller Schuld und allen Zweifeln in Gottes Hände gelegt. Und er hat es in Empfang genommen. Wir dürfen es von nun an unter seinem Schutz führen und müssen nicht mehr selber „das Beste draus machen“ wollen. Denn er hat das Allerbeste gemacht: es erneuert.
Dankbares Staunen
Die Wiedergeburt ist der Beginn eines neuen Lebens mit Gott. Beide, Gott und Mensch, sind daran beteiligt. Dabei ergreift grundsätzlich er die Initiative, und er leitet und vollendet auch diesen Vorgang. Der Mensch ist dabei der Antwortende. Er tut es, indem er für Gott empfänglich wird und ihm seine Schuld und seine Ängste vertrauensvoll hingibt. Gott vollendet diesen Vorgang und schenkt uns tatsächlich neues Leben. Wir können darüber nur noch staunen und bekennen: «Seht, welche Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heissen sollen – und wir sind es auch!»[6]Mehr zum Thema:
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Oft gestellte Fragen
Autoren: Jens Kaldewey
Quelle: Jesus.ch