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Weihnachten im Live-Ticker

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Kaiser Augustus will alle Leute im Reich zählen lassen. Das mündet in ein Chaos: Überfüllte Herbergen, endlose Staus, da kann wohl nur noch Gott helfen – Livenet hält Sie per Live-Ticker über das grösste Polit-Ereignis auf dem Laufenden.

2 Tage n. Chr.

20:53 Uhr
Maria und Josef sind beunruhigt. Josef: «Es ist wohl besser, wenn wir bald wegziehen.»

19:21 Uhr
Um Herodes zu umgehen, ziehen die Gelehrten es vor, einen anderen Rückweg zu wählen. Doch nicht ehe sie Maria und Josef über eine mögliche Gefahr des Gewaltherrschers ins Bild gesetzt zu haben.

15:31 Uhr
Josef ist zurück und verdreht die Augen: «Der Beamte hat doch tatsächlich betont, wie wichtig es gewesen sei, dass wir uns hier in Bethlehem haben registrieren lassen. Denn in Nazareth seien wir zwei Personen gewesen und hier in Bethlehem ja nun drei.»

12:30 Uhr
Die Gelehrten sind mittlerweile beim Stall eingetroffen. Sie bringen verschiedene Geschenke mit, die Freude ist beidseits gross.

9:15 Uhr
Längst ist auch in den Stall Bewegung gekommen. Maria wiegt das Kind und Josef ist schnell zur Stadtverwaltung gegangen, um die Formalitäten der Volkszählung abzuwickeln. Dies konnte er tun, da die beiden alten Frauen während dieser Zeit – und nicht nur während dieser – sich um Maria kümmern.

9:12 Uhr
Die Besucher aus dem Orient haben gefrühstückt. Bald wollen sie aufbrechen, um das Kind zu sehen. «Wir sollten das aber unauffällig tun, sagt einer. Dieser Herodes war mir gar nicht geheuer. Niemand aus seinen Reihen sollte uns folgen.»

1 Tag n. Chr.

22:25 Uhr
Auch ein, zwei Hirten sprachen mit den orientalischen Besuchern und erklärten ihnen die Ereignisse der vergangenen Nacht.

19:21 Uhr
Natürlich hat sich im kleinen, überfüllten Bethlehem schnell herumgesprochen, wer da neu angekommen ist. Ein paar Schaulustige sind bereits im Gespräch mit den asiatischen Neuankömmlingen, die sich auf einem Feld nahe des Städtchens niedergelassen haben.

18:06 Uhr
Die Gelehrten sind im völlig überfüllten Bethlehem eingetroffen. Sie entscheiden sich, im Freien ein kleines Lager aufzuschlagen und erst am nächsten Tag nach dem künftigen König zu suchen. «Wir wollen nicht in den späten Abendstunden aufkreuzen, die Mutter soll sich erholen können.»

17:27 Uhr
Weder den klugen Besuchern aus Asien noch unserem Reporter Etan war Herodes geheuer. Bald ist Bethlehem erreicht.

16:46 Uhr
Die Weisen aus dem Morgenland, es sind wohl sieben oder mehr – alle tragen orientalische Namen – machen sich auf in Richtung Süden der Stadt Jerusalem.

15:32 Uhr
Lang und breit hat sich Herodes erklären lassen, warum die Besucher aus dem Orient gekommen sind. «Wenn ihr den Neugeborenen gefunden habt, dann kommt zu mir zurück, um mir zu erklären, wo genau er zur Welt gekommen ist. Ich will ihn besuchen und ihm meine Ehre erweisen.»

14:44 Uhr
Das Thema gefällt Herodes nicht: Die Besucher aus dem Morgenland sagen, dass ein neuer König ganz in der Gegend zur Welt gekommen ist. Anmerken lässt er sich scheinbar nichts, wer ihn aber kennt, bemerkt, dass er sichtlich verärgert ist.

14:28 Uhr
Nach einem üppigen Mahl im Vorhof des Palastes spricht der hohe Besuch aus dem Osten mit Herodes. Dieser erklärt, wie er die Wasserleitungen in Jerusalem neu errichtet hat, wie er das Herodium anfertigen liess und wie er die Festung in Masada hatte erbauen lassen.

11:47 Uhr
Die Gelehrten aus dem Orient sind in Jerusalem eingetroffen. Es ist eine grössere Gesellschaft mit Kamelen und etlichen Geschenken. Sie halten direkt vor dem Hof des mächtigen Herodes.

10:05 Uhr
Immer mehr Besucher kommen nach Bethlehem. Die Hirten hatten überall vom Ereignis rum erzählt. Bereits jetzt ist klar: es ist der meistbesuchte Stall aller Zeiten.

7:43 Uhr
Maria hat gut geschlafen, nur dann und wann hat sie das Baby zurück in den Schlaf gewogen.

0 Tage v./n. Chr.

23:02 Uhr
Die Hirten sind sehr interessiert. Verschiedene Passagen aus den Schriften der Hebräer deuten tatsächlich darauf hin, dass Jesus der Messias ist. Unter anderem ist da auch die mehrere Jahrhunderte alte Prophezeihung, dass er in Bethlehem zur Welt kommt.

22:12 Uhr
Maria ist erschöpft eingeschlafen. Das Baby liegt nahe bei ihr, in einer mit Stroh gefüllten Krippe. Es ist gut in Tücher eingepackt, so dass ihm schön warm ist. Josef steht noch kurz draussen und spricht leise mit den Hirten.

21:58 Uhr
Gegenüber unserer Redaktion beschreiben die Hirten die Engel als sehr kräftige, schöne und sichere Wesen. «Das waren richtige Heros. Und sie zollten dem Neugeborenen höchsten Respekt.»

19:42 Uhr
Die Hirten haben den Stall gefunden. Die von Wind und Wetter gegerbten Männer spüren sofort, dass das Baby etwas ganz besonderes ist – wohl auch, weil sie immer noch weiche Knie vom Besuch der Engel haben. Noch immer hält Maria das Kleine auf dem Arm.

19:05 Uhr
Riesiger Schrecken auf der Weide: Mehrere Engel erschienen. Ihr Anblick, ihre Kraft, ihre Helligkeit – die Hirten sind überwältigt. Zuerst waren die Engel vollumfänglich damit beschäftigt, die Hirten zu beruhigen. Dann erklärten sie ihnen, die Ereignisse, die sich im Stall zugetragen hatten. Nach diesem Jesus würde nicht nur eine Epoche genannt, sondern ein neues Zeitalter würde beginnen. «Jesus richtet ein ewiges reich für alle ein, die dabei sein wollen», erklärt einer der Hirten die Botschaft. Die Hirten machen sich auf, den Stall zu suchen.

18:21 Uhr
Wie in jeder Nacht brennt da und dort ein Feuerchen an den Feldrändern. Es sind Hirten, die sich nach einem langen, harten Tag darum scharen und Geschichten erzählen. In den letzten Wochen natürlich über die Volkszählung und die vielen Fremden, die nun in ihre Ortschaft gekommen sind. Seit Tagen ist ihre Heimat überfüllt.

18:03 Uhr
Wie bereits vor der Geburt klar war: Das Baby heisst Jesus. Maria wiegt das Neugeborene sanft.

17:31 Uhr
Maria ist Mami!!! In diesen Minuten ist das Baby da. Was für eine Freude im Stall-Unterstand. Vorsichtig drückt Maria das Kleine an sich.

16:28 Uhr
Es dauert nicht mehr lange. Die Wehen werden stärker und stärker.

14:56 Uhr
Marias Wehen werden stärker. Die Frau des alten Hirten und ihre ebenfalls alte Schwester stehen ihr bei. Maria schwitzt. Josef tupft mit einem leinen Tuch ihre Stirn ab.

12:14 Uhr
Bei Maria haben nun die Wehen eingesetzt. Sie liegt auf dem Stroh, Josef hat die Kleider aus dem Reisegepäck auf das Stroh gelegt, so dass die Spitzen Maria nicht stechen.

11:27 Uhr
Maria und Josef haben sich nun doch für den Stall-Unterstand entschieden. Wie es scheint gerade noch rechtzeitig.

9:36 Uhr
Gerade passierte ein älterer Hirte den Weg. Er lädt Maria und Josef ein, bei seinem Unterstand zu übernachten, es ist eine Art Stall. «Mehr habe ich auch nicht, aber dort habt ihr ein Dach über dem Kopf.» Noch sind Maria und Josef unschlüssig, da sie nicht zum ersten Mal unter freiem Himmel schlafen würden.

8:47 Uhr
Heute früh sind Maria und Josef mit den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht. Geschlafen haben sie unter einem Baum.

1 Tag v. Chr.

20:38 Uhr
Josef und Maria liegen unter einer Decke, Josef wärmt Maria. Diese schaut zum Sternenhimmel und sagt: «Josef, du weisst, dass es ein ganz besonderes Kind ist. Der Schöpfer wird Mensch, und das vielleicht in dieser Nacht unter dem Sternenhimmel. Das ist doch ein schönes Symbol.»

19:56 Uhr
Unter einem kräftigen Baum am Ortsrand haben Maria und Josef ihr Lager aufgestellt. Auch in dieser Jahreszeit ist es in dieser Gegend nicht übermässig kalt, auch wenn eine Herberge natürlich gastlicher wäre. Aber am wichtigsten für Maria ist nun, dass sie ruhen kann.

18:10 Uhr
Maria und Josef sind hin und her gerissen. Sollen sie einfach draussen übernachten? So wie schon oft auf dieser Reise, eingehüllt in warme Decken unter einem Baum? Josef: «Aber wenn das Kind in der Nacht zur Welt kommt, ist niemand da aus einer Herberge, der helfen könnte!»

17:49 Uhr
Maria ist von der Sucherei ganz geschafft und inzwischen nachtet es ein. Statt dass sie seit einer Stunde, endlich am Ziel angekommen, gemütlich im Bett liegen würde, stapfen die beiden immer noch durch die Strasse. Maria: «Wenn ich im sechsten Monat schwanger wäre, könnten wir ja zurück nach Jerusalem und für die Zählung schnell rüber nach Bethlehem. Aber so? Keine Chance.»

17:31 Uhr
Wie weiter? Auch das zweite Gasthaus ist völlig ausgebucht. Und der Wirt in der nächsten Schenke sagte: «Vergiss es, mein Freund. Hier ist nirgends mehr etwas frei. Ich sage dir eins, die Volkszählung füllt zwar unsere Kassen – nie hatten wir so viele Gäste, aber für die Leute ist es eine Katastrophe. Alles ist hier überfüllt und sie können nicht daheim ihrer Arbeit nachgehen.»

17:14 Uhr
Das mit dem gemütlichen Gasthof wird wohl nichts... Der Ort ist von Menschen völlig überflutet. Bei der ersten Herberge sind Maria und Josef schon einmal abgeblitzt.

15:59 Uhr
Die Reise war lang und schwer. Maria freut sich, einfach in einer gemütlichen Gaststätte in ein Bett singen zu können. Es dürfte nur noch eine Frage von Stunden sein, bis das Baby zur Welt kommt. Noch einige hundert Meter bis Bethlehem.

11:11 Uhr
Maria und Josef sind unterwegs für das letzte, kleine Wegstück zwischen Jerusalem und Bethlehem. Sehr anstrengend für Maria: Was, wenn die Geburt zwischen den beiden Orten geschieht? Aber die Volkszählung, die das ganze Land lahmlegt, ruft.

2 Tage v. Chr.

20:15 Uhr
Auch in der Nacht ist Jerusalem eine Wucht. Auf der Strasse, die durch die Stadt führt, sind Fackeln und Laternen, die noch jetzt, am späten Abend brennen. Was für ein Lichtermeer.

17:07 Uhr
Während sich Maria auf dem Zimmer ausruht, hat sich Josef nach dem Weg nach Bethlehem erkundigt. Dann lief er noch über den überwältigend grossen Markt. Eine Einkaufsmeile gigantischen Ausmasses. Josef: «Das müssen mindestens zwölf Marktstände sein. In jeder anderen Ortschaft ist das die Grösse eines kleinen Quartiers!»

14:16 Uhr
Natürlich haben Maria und Josef keine Zeit, lange in Jerusalem zu weilen. Nur den Tempel wollen sie heute kurz besichtigen. Bereits morgen früh werden sie weiterziehen nach Bethlehem, das gleich neben Jerusalem liegt.

3 Tage v. Chr.

23:05 Uhr
In einer gemütlichen Herberge haben Maria und Josef ein Dach über dem Kopf gefunden. «Nun beginnt der angenehme Teil der Reise», sagt Josef. Jetzt noch der kurze Marsch nach Bethlehem rüber, auch dort solle es zwei, drei gemütliche Gaststätten geben. Nun kann Maria sozusagen in einer warmen Stube gebären.

20:04 Uhr
Alles ist hier in Jerusalem etwas grösser. Die Skyline überwältigt. Es gibt sogar ein, zwei Gebäude, die über dem Haus ein zweites Haus aufgebaut haben. Unsere Reporterin ist sich nicht sicher, wie man dem sagen soll. Sie spricht von einem zweistöckigen Haus, oder ein Haus mit zwei Etagen. «Hier gibt es regelrechte Häuserschluchten!»

18:54 Uhr
Maria und Josef nähern sich nun einem Stadttor. Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. So gross hätten sie sich diese gigantische Stadt nicht vorgestellt. Auch unsere Reporterin Hadassah ist überwältigt, so weit im Süden des Landes war sie ebenfalls noch nie: «Das ist wirklich purer Gigantismus hier. Da leben wohl bis zu 8000 oder mehr Menschen in dieser Stadt. Eine schier unzählbare Schar.»

17:41 Uhr
Nach einer längeren Pause – Maria legte sich auf eine Decke unter einem Baum – fehlt jetzt noch ein Kilometer, dann ist die Mega-City Jerusalem erreicht. Das Verkehrsaufkommen auf der Strasse ist bereits hier unglaublich gross. Bestimmt alle 50 Meter ist ein Fussgänger oder jemand mit einem Esel unterwegs. Verglichen mit Nazareth ein unüberschaubares Getümmel.

12:07 Uhr
Die Wege so nahe bei Jerusalem sind nun sehr gut. Keine Trampelpfade, sondern breite Strassen von wohl bis zu vier Metern Breite. Hier können sich zum Beispiel problemlos zwei Streitwagen kreuzen. Noch geschätzte fünf Kilometer liegt die Stadt entfernt. Das sollte für Maria und Josef heute noch erreichbar sein. Wegen der langen Reise sind die beiden enorm erschöpft, es dürfte noch etwas dauern.

4 Tage v. Chr.

19:30 Uhr
Maria und Josef sind bald am Ziel. Am Horizont zeichnet sich die Stadt Jerusalem ab. Eine riesige Metropole, im Vergleich zum kleinen Nazareth. Sollte die Geburt schon bald erfolgen, würde man in diesem riesigen Ort sicher gut versorgt. Kommt das Kind vielleicht schon morgen zur Welt?

13:39 Uhr
Es sind die letzten Kräfte, die Maria mobilisiert. Die Geburt steht unmittelbar bevor. Noch immer reitet sie tapfer auf dem von Josef geführten Esel. Die Reise dauert bereits über 100 Kilometer.

5 Tage v. Chr.

17:19 Uhr
Unser Reporter Etan begleitet die Gästeschar aus dem Orient. Die wollen einen neuen König in der Nähe von Jerusalem besuchen. Etan: «Komisch, mir ist nicht bekannt, dass es einen solchen gibt. Aber ich will diesen Gelehrten auch nicht widersprechen, denn sie folgen einer merkwürdigen, hellen Himmelserscheinung, die ich gestern mit eigenen Augen gesehen habe. Ob wir während der Volkszählung in ein neues Zeitalter eintauchen? Vielleicht in eines, das den Römern nicht gefallen wird?»

14:14 Uhr
Etwas ausgeruht sind Maria und Josef wieder unterwegs. Die Pause gestern hat gutgetan. In etwa zwei Tagen sollten die beiden Jersualem erreichen. Josef: «Sofern wir uns nicht wieder verlaufen. So ohne Strassenlaternen, Landkarten und fast ohne Wegweiser ist es wirklich nicht einfach.»

6 Tage v. Chr.

22:36 Uhr
Heute war Waschtag bei Maria und Josef. Nach wenigen Kilometern rastete das Paar an einem Bach und wusch die Kleider und Decken. Anschliessend legten sie diese auf einige warme Felsen am Bachrand, wo sie trockneten. Maria: «Das musste sein, es bleiben noch genug Reisetage.» Und für Josef ist klar: «Die Pause war auch für die erschöpfte Maria gut.»

20:22 Uhr
Unser Reporter Etan traf heute die seltsamen Ankömmlinge aus Asien. Gemächlich haben sie unsere Ostgrenze erreicht. Etan: «Sie reiten auf Kamelen, es sind etliche Gelehrte. Und sie sagen, dass sie gekommen sind, um die baldige Geburt eines Königs zu feiern. Das wird unserem Tyrannen ... ähhh ... unserem über alles geliebten Führer Herodes gar nicht gefallen.»

15:10 Uhr
Waren das erste Geburtswehen? Unsere Reporterin Hadassah fürchtet, dass die Geburt jederzeit beginnen könnte. «Schliesslich sind genaue medizinische Vorhersagen für Geburtstermine noch nicht erfunden.» Auch Maria ist sich nicht sicher. «Aber was ist, wenn der Sohn von Gott mitten auf dem Weg zur Welt kommt?»

11:24 Uhr
Unsere Reporterin Hadassah beschäftigt sich nun eingehend mit den Aussagen von Maria und Josef. Ihre Recherchen in den alten Schriften der Hebräer ergeben: «Ich bin verblüfft. Tatsächlich hat der Prophet Jesaja geschrieben, dass Gott ein Zeichen setzen wird. Eine Jungfrau werde schwanger. Und es werde ein Sohn.»

7 Tage v. Chr.

23:37 Uhr
Nun scheinen Maria und Josef wieder auf Kurs zu sein. Heute erreichten sie die Ortschaft Micmethath. In wenigen Tagen sollten sie Jerusalem und anschliessend Bethlehem erreichen, sofern sie sich nicht erneut verlaufen.

18:04 Uhr
Immer wieder begegnen unsere Reporter Menschen, welche wegen der Volkszählung die längste Reise ihres Lebens unternehmen (müssen). Viele sind erschöpft, manche «urlauben», um sich zu erholen, an einem Bach oder unter einem Baum.

12:55 Uhr
Zurück auf Feld eins. Maria und Josef haben sich im samarischen Hügelgebiet mehrfach verlaufen. Josef: «Viele Leute, die wir fragen, können nur die ungefähre Himmelsrichtung nach Jerusalem anzeigen. Zufällig weiss ich, dass wir dahin müssen, um Bethlehem zu finden, das dann ganz in der Nähe liegt.» Und etwas resginiert: «Ob wir die Stadt je finden? Niemand auf der Welt scheint je den Namen Bethlehem gehört zu haben.»

8 Tage v. Chr.

18:34 Uhr
Unser Reporter Etan meldet, dass er nun an der Ostgrenze des Landes auf die Karawane aus Asien gestossen ist. Auf Sonntag erhält er einen Interview-Termin.

13:10 Uhr
Maria und Josef sind wieder unterwegs. Unsere Reporterin geht der Frage nach, ob das Baby tatsächlich nicht von Josef, sondern von Gott ist. Zu ihrem Verblüffen bestätigt Josef Marias Darstellung.

9 Tage v. Chr.

23:20 Uhr
Kurz vor dem zu Bett gehen erklärte Maria unserer verblüfften Reporterin Hadassah, dass sie gar nicht von Joseph schwanger sei, sondern dass Gott der Vater sei. Hadassah muss diese doch nicht alltägliche Darstellung etwas setzen lassen. «Ich werde das in den nächsten Tagen genauer recherchieren.» Nach wie vor ist das Paar auf der beschwerlichen Reise, die nach Bethlehem führt.

00:39 Uhr
Das Imperium übt sich in Image-Korrektur. «Die Volkszählung wird ein neues Zeitalter einläuten», heisst es in einer Pressemitteilung. Auch in Rom ist der Unmut also zu spüren.

10 Tage v. Chr.

23:18 Uhr
Noch ein Meldeläufer ist eingetroffen, jener von unserem Reporter Etan. Dieser beobachtete im Osten des Landes einige merkwürdige Gestalten. «Sie sind auf Kamelen unterwegs und machen zumindest auf den ersten Blick einen friedlichen Eindruck.» Insgesamt sei die Stimmung auch im Osten der Nation miserabel. Mit der Volkszählung tut sich das Imperium keinen Gefallen.

22:24 Uhr
Heute erzählten Josef und Maria unserer Reporterin Hadassah, dass das Baby eine ganz besondere Geschichte habe. Bald würden sie diese offen legen.

21:39 Uhr
Ahh, jetzt klappt die Verbindung wieder. Wegen einem technischen Problem können wir erst jetzt wieder berichten: Etwas hat mit den neuen Schuhen der Meldeläufer nicht funktioniert. Nun ist aber alles wieder in Ordnung. Update folgt.

11 Tage v. Chr.

23:20 Uhr
Heute trafen Maria und Josef erstmals auf eine verschlossene Herberge. Dies in einem winzig kleinen Dorf. «Es ist hier wie ausgestorben», sagte einer der wenigen, zurückgebliebenen Bewohner. «Fast alle sind wegen der Volkszählung unterwegs. Auch das Wirtspaar. Und den Betrieb für diese Zeit zu verpachten, hätte sich nicht rentiert.»

10:19 Uhr
Wenn auch etwas verkatert sind Maria und Josef wieder auf den Beinen. Josef umsorgt die junge Frau zwar sehr gut, dennoch wird die Reise für sie immer schwieriger. «Was soll ich tun, wenn die Geburt hier mitten im Feigen-Anbaugebiet beginnt?»

12 Tage v. Chr.

22:24 Uhr
Gut, dass in dieser Gegend die Nächte nicht den Gefrierpunkt erreichen. Erschöpft haben sich Maria und Josef unter einen Baum gelegt, irgendwo im Niemandsland von Samaria. Sie waren zu müde, um in die nächste Ortschaft zu gelangen. Der mühsame, fünfte Reisetag neigt sich seinem Ende entgegen. 

17:43 Uhr
Der Schaden in der Volkswirtschaft dürfte erhelblich sein. Eine noch unbekannte, aber hohe Zahl an Arbeitskräften fällt wegen der Volkszählung für teils mehrere Wochen aus. Selbstverständlich wird das Imperium diese Angaben unter Verschluss halten.

09:23 Uhr
Bereits sind Maria und Josef wieder unterwegs. Für die hochschwangere Maria wird die Reise immer beschwerlicher. Unsere Reporterin Hadassah: «Sie kämpft tapfer. Ich befürchte aber, dass bei der Anstrengung ihre Wehen plötzlich mitten auf dem Weg einsetzen. Vielleicht sogar heute. Und was soll ich dann tun? Sollte Josef in Ohnmacht fallen, sind Maria und ich auf uns alleine gestellt.»

13 Tage v. Chr.

23:52 Uhr
Gegen Abend erreichten Maria und Josef die Ortschaft Dotan. Die Reisegeschwindigkeit hat merklich abgenommen, obschon der Weg gut war. Dem Esel behagt die Dauer-Marschiererei nicht besser als Josef, der das Tier führt, auf dem seine schwangere Frau sitzt.

16:30 Uhr
Immer wieder begegnen Maria und Josef anderen Menschen, die ebenfalls wegen der Volkszählung kreuz oder quer durch das Land marschieren müssen. Der Ärger ist mehr oder weniger bei allen erheblich. «Das bringt nur noch mehr Papierkram und Bürokratie», poltert beispielsweise der frisch verheiratete Jischai. Seine Frau Jehudith verdreht die Augen: «Unsere Hochzeitsreise hätte ich mir komplett anders vorgestellt!»

11:42 Uhr
Bereits sind Maria und Josef wieder unterwegs, es ist ihr vierter Reisetag. Nachdem sie am zweiten Tag die Ortschaft Taanach erreicht hatten und gestern in Beth Haggan eingetroffen sind, marschieren sie nun durch ein Gebiet, in dem Feigen angebaut werden.

9:54 Uhr
Mangels Landkarte kann sich das Paar nur mässig gut orientieren. Es tastet sich von Ort zu Ort in Richtung Süden vor, berichtet unsere Reporterin Hadassah. Gerade hat Josef bemerkt, dass sie in den ersten Tagen zwar fünfzehn Kilometer gelaufen sind. Weil sie aber ein Hügelgebiet umrunden mussten, kamen Maria und Josef nicht so weit wie geplant.

14 Tage v. Chr.

20:55 Uhr
Heute Abend fragte unsere Reporterin Hadassah, wie Maria und Josef sich gefunden haben. Und auch, wie es so ist, bald Eltern zu werden. Beide strahlten. Josef: «Nun, es ist eine komplizierte Geschichte. Und es ist eine göttliche Geschichte. Dazu reicht die Zeit heute nicht mehr. Ich erzähle sie aber bald.»

11:34 Uhr
Maria und Josef sind bereits weit von der Heimat entfernt. Erste Kilometer sind heute zurückgelegt worden – so weit im Süden waren die beiden noch nie. Es sind Schritte ins Ungewisse. Ein – ungewolltes – Abenteuer.

15 Tage v. Chr.

20:29 Uhr
Der zweite Reisetag neigt sich seinem Ende zu. Rund 25 Kilometer haben Maria und Josef geschafft. Josef: «Wenn wir so gut vorankommen, könnten wir eigentlich gleich noch ein wenig weiter in den Süden und einen Ägypten-Urlaub anhängen.»

07:29 Uhr
Maria und Josef sind am Aufstehen. Maria hat schlecht geschlafen und weint leise. «Josef hat bereits ein schönes Bettchen für unser Baby gezimmert. Und jetzt kommt es nicht daheim in Nazareth zur Welt, sondern irgendwo in der Fremde. Was tun wir, wenn die Geburt bereits auf der Hinreise irgendwo am Wegesrand geschiet?»

16 Tage v. Chr.

21:34 Uhr
Die ersten fünfzehn Kilometer sind geschafft. Müde sitzen Maria und Josef nun am Tisch einer Herberge, wo die beiden die Nacht verbringen. Unsere Reporterin Hadassah: «Wenn man sieht, welche Strapazen insbesondere die hochschwangere Maria auf sich nimmt, kommt man zum Schluss: Die Volkszählung ist eine einzige Schikane.»

10:39 Uhr
Seit dem Morgenanbruch sind Maria und Josef nun unterwegs. Es ist – mit meilenweitem Abstand – die weiteste Reise, die sie jemals erlebt haben. Eine Reise ins Ungewisse. Die ersten Kilometer sind ihnen noch vertraut. Aber dann betreten die beiden Neuland.

01:16 Uhr
Für Maria und Josef ist nicht wirklich an Schlaf zu denken. Eine lange, ungewisse Reise steht bevor. Sie wird am Ersparten zehren. Ausserdem wird Josefs Zimmerei mehrere Wochen stillstehen.

17 Tage v. Chr.

18:31 Uhr
Es war gar nicht so einfach, aber jetzt hat das junge Paar das Reisegepäck beisammen. Immerhin dauert die Reise hin und zurück wohl mehr als einen Monat. Bei Wind und Wetter werden die beiden draussen sein. Der einzige Esel muss Maria und das Gepäck tragen. Da kommt es auf jedes Kilogramm an. Einiges Proviant ist dabei und einige Kleider, die gelegentlich in einem Bach gewaschen werden können. Nicht zu vergessen ein paar Babywindeln – Maria mag nicht daran denken, aber theoretisch könnte das Baby ja auch zu früh zur Welt kommen, irgendwo auf der Reise.

15:53 Uhr
Unser Reporter Etan deckt auf: Um eine Rebellion vorzubeugen, will das Empire weitere Soldaten in der Gegend stationieren. Fragt sich nur, was mit jenen Soldaten ist, die sich selbst registrieren lassen sollen.

11:24 Uhr
Wie lange werden Josef und seine schwangere Maria unterwegs sein, um Bethlehem zu erreichen? Unsere Redaktion rechnet aus: Die Distanz per Luftlinie beträgt ungefähr 110 Kilometer. Manche Hügel müssen umgangen werden. Es dürten um die 120 bis 130 Kilometer werden, sofern sich das Paar nicht zu oft verläuft – Karten sind ja noch nicht erhältlich. Morgen in aller Frühe wollen (müssen) die beiden aufbrechen. Unsere Reporterin Hadassah wir sich ihnen an die Fersen heften.

18 Tage v. Chr.

23:06 Uhr
Die Redaktion begleitet von nun an Personen, die mit der Volkszählung in Berührung kommen. Unsere Reporterin Hadassah ist im Norden, in Nazareth, auf Josef gestossen. Mit seiner hochschwangeren Frau Maria bleibt ihm nichts anderes übrig, als in seine Vaterstadt zu ziehen. Diese liegt weit entfernt in Bethlehem. Auch wenn der Ort zumindest auffindbar sein sollte – er liegt nah bei Jerusalem – so sind die Strapazen für das junge Paar doch kaum zu bewältigen.

15:02 Uhr
Der Unmut in der Bevölkerung nimmt zu. Unser Reporter Etan berichtet direkt von der Strasse: «Es brodelt. In jeder Schenke. In jeder Herberge. Auf jeder Strasse. Aber es ist niemand da. Die Leute rufen nach einem starken Mann. Nach einem neuen König. Einer, der die römische Herrschaft abstreift und uns in die Freiheit führt.»*

* Selbstverständlich gibt dieser Satz nicht die Meinung unseres der kaiserlichen Zensur ... ähh ... dem Kaiser treu ergebenen Nachrichten-Portals wieder. Wir berichten nur der Vollständigkeithalber, dass die Einwohner die Tyranei ... ähhh ... die wunderbare Vorsorge Roms nicht mehr als der Weisheit letzter Schluss sehen.

19 Tage v. Chr.

17:10 Uhr
Inzwischen zeichnet sich ab, dass ein gigantischer, wirtschaftlicher Schaden entsteht. Zu viele sind gezwungen, ihre Arbeit für mehrere Wochen oder sogar Monate liegen zulassen. Und das nur, um beschwerlich in einen entlegenen Winkel des römischen Reiches stapfen zu müssen.

13:34 Uhr
Mündet die Volkszähung in eine Meuterei? Was unser Reporter Etan in verschiedenen Schenken zu hören bekam, deutet darauf hin. Es brodelt hier im Osten des römischen Reiches. Ob es der Unmut auch auf die Strasse schafft?

20 Tage v. Chr.

14:19 Uhr
Exklusiv rechnen wir für Sie die Reisezeiten aus. Leute, die schnell unter
wegs sind, legen pro Tag 15 bis 20 Kilometer zurück. Andere rechnen mit zehn Kilometern. Alte Menschen begnügen sich mit fünf bis sieben Kilometern. Gebrechliche sollten wenn möglich auf einem Esel reiten – falls sie noch einen ergattern konnten. Wer also von Ashkelon nach Dan reist, muss sich spätestens morgen oder übermorgen auf die Sandalen machen.

10:41 Uhr
Erste Anzeigen sind bei den Behörden eingegangen: Überfälle auf Reisende häufen sich. Gerade auf einsamen Strecken wie der Strasse zwischen Jericho und Jerusalem wurden bereits mehrere Personen und ganze Familien von Strassenräubern überfallen und ausgeraubt. Reisende sind empört und fordern mehr Soldaten auf den Strassen, um die Sicherheit zu gewährleisten.

21 Tage v. Chr.

23:55 Uhr
Um der Volkszählung ein Gesicht zu geben, begleiten wir die eine oder andere Person auf ihrem Weg an ihren Ursprungsort. Die Redaktion sieht sich bereits nach geeigneten Leuten um.

19:29 Uhr
Das Amt des Innern empfiehlt allen, die nicht genau wissen, wo ihr Herkunftsort liegt, mehrere Tage früher abzureisen. Denn wer zu Fuss oder per Esel zum Beispiel eine Reise von 15 Tagen vor sich hat, ist gut beraten, fünf zusätzliche Tage einzurechnen, falls man dann und wann ein paar Kilometer in die falsche Richtung läuft, so das Amt in einer Erklärung. Immer mehr Menschen ärgern sich in aller Öffentlichkeit über die Volkszählung.

16:38 Uhr
Ein weiteres Problem zeigt sich bei vielen, die daran sind, aufzubrechen: Sie wissen zwar, wie ihre Vaterstadt heisst. Aber sie haben keinen blassen Schimmer, welchen Weg sie nehmen sollen. Da Landkarten und Drucktechnik noch nicht erfunden sind, haben nur ein paar wenige einen von Hand gezeichneten Papyrus oder eine Tonscherbe, auf der irgendein phantasievolles Gemälde zu sehen ist, das mit viel gutem Willen gewisse geografische Anhaltspunkte liefern könnte. «Kaiser Augustus führt das Volk wortwörtlich in die Irre», spottet Chayim P. Er sei froh, wenn er bis Mitte nächsten Jahres sowohl seine Ursprungsstadt wie auch den Heimweg wieder gefunden hat. «Und wer bezahlt mir den Lohnausfall?»

22 Tage v. Chr.

20:57 Uhr
Mehr und mehr wird die Volkszählung wortwörtlich zur Eselei: Weil Kamele und Esel zur Beförderung immer knapper werden, schiessen die Preise für diese Nutztiere in die Höhe. Für viele sind sie bereits jetzt unerschwinglich geworden. Manche müssen deshalb erheblich längere Reisezeiten in Kauf nehmen.

13:33 Uhr
Etliche sind bereits unterwegs, andere packen und ziehen in den nächsten Tagen los. Die Volkszählung zwingt manche zu einer Weltreise von mehreren hundert Kilometern. Wer weder Kamel noch Esel hat, muss mehrere Wochen zu Fuss durch das Imperium stapfen.

23 Tage v. Chr.

15:29 Uhr
Ein paar Gewinner dürfte die Volkszählung hervorrufen. Etwa all die Herbergen und Schenken, in denen die Reisenden vorüberziehen. Für die meisten aber wird diese Volkszählung eine Volksquälung.

10:27 Uhr
Die Volkszählung hat noch nicht begonnen und bereits jetzt ist klar: Das neuste Diktat des Empires verärgert die Massen. «Sollen die doch in Rom ihre Leute zählen, aber uns hier fernab in der Provinz in Ruhe lassen!» So wie Philippus T. denken viele.

03:47 Uhr
Öffentlich sagt es niemand, hinter vorgehaltener Hand aber jeder. Die Volkszählung ist eine sinnlose Schikane. «Augustus hat das nicht durchdacht. Warum kann man sich nicht einfach an seinem Wohnort zählen lassen? Man ist dieselbe Person, egal ob man sich in seiner Herkunftsstadt zählen lässt, oder in dem Dorf, in dem man wohnt», so ein Politiker der Oppostion. In unserem Tyrannensystem bereits eine gefährliche Aussage, deshalb ist der Politiker (Name der Redaktion bekannt) schon einmal abgetaucht.

00:15 Uhr
Kaiser Augustus will eine Volkszählung. Aber statt dass jeder sich einfach zählen lässt, dort, wo er wohnt, muss jeder in seine Ursprungsstadt zurückkehren. Bereits seit Tagen ist eine Völkerwanderung epischen Ausmasses im Gange. Die Lage spitzt sich zu. Verpassen Sie mit uns keinen Moment dieses dramatischen Akts in unserer Geschichte.

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Zum Thema:
Dossier Weihnachtsmagazin

Datum: 26.12.2022
Autor: Daniel Gerber / Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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