Ein Grund zum Feiern
Karfreitag ist das Ende
Karfreitag ist ein schwarzer Tag im christlichen Kalender. Dabei ist vieles, was dort zu Ende geht, eine wirklich gute Nachricht.
Es gibt fröhliche Feste, wie einen runden Geburtstag. Es gibt feierliche Anlässe, so wie Weihnachten. Und es gibt schwer verständliche Feste, so wie Karfreitag. Warum sollte es sich lohnen, diesen Tag zu «feiern»?
Kurz vor dem Passahfest wandert Jesus mit Freunden und Familie nach Jerusalem. Er hat zwar im Vorfeld einiges gesagt, was düster und seltsam klang, doch das ist vorbei. Es herrscht Feierstimmung. In einem Festzug ziehen sie nach Jerusalem ein, die Menschen jubeln ihm zu und freuen sich. Sie schauen sich an: «Ist es so weit? Richtet Gott jetzt sein Reich auf?» Doch die wachsende Hoffnung fällt mit der Verhaftung von Jesus in sich zusammen. Als er dann noch verurteilt und gekreuzigt wird und stirbt, ist alles zu Ende. Scheinbar. Das ist Karfreitag.
Karfreitag ist das Ende falscher Hoffnungen
Eine der grossen Schwierigkeiten am Karfreitag ist, dass der Feiertag nicht «stromlinienförmig» ist. Er enttäuscht, ernüchtert und holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Allerdings mit der Chance, dass wir uns von falschen Wünschen und Hoffnungen verabschieden und wesentlich bessere entdecken, so wie die beiden Jünger, die sich nach dem Tod von Jesus auf dem Weg nach Emmaus machen und zunächst noch klagen: «Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte.» (Lukas, Kapitel 24, Vers 21) Karfreitag ist das Ende dieser falschen Hoffnung – und der Beginn einer Hoffnung, die trägt.
Karfreitag ist das Ende der Schuldverschiebungen
Seit in der Bibel von Schuld die Rede ist, gibt es auch Schuldverschiebung. Weil wir sie offensichtlich nicht einfach löschen können, verschieben wir sie immerhin – weg von uns. Das tut schon Adam ganz am Anfang: «Die Frau war's!», erklärt er Gott (1. Mose, Kapitel 3, Vers 12) Und dabei bleibt es.
Menschen verschieben ihre Schuld, anstatt zu ihr zu stehen. Wenn Menschen, die Verantwortung tragen, zugeben: «Es war mein Fehler!», dann scheint die Welt einen kleinen Moment lang stillzustehen. Und wenn jemand wie Jesus Christus ans Kreuz geht und dort mit einem Blick auf die Täter feststellt: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Lukas, Kapitel 23, Vers 34), dann steht die Welt nicht nur still, sondern dreht sich plötzlich in die richtige Richtung. Dann wird Karfreitag zum Ende der Schuldverschiebungen – und zum Beginn eines Lebens aus Vergebung.
Karfreitag ist das Ende der Not
Als Jesus am Kreuz hängt, ist er der Inbegriff des hilflosen Menschen. Und kurz vor seinem Tod scheint er seine Verlassenheit und Not noch einmal besonders herauszuschreien. Er ruft: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Markus, Kapitel 15, Vers 34)
Doch die Verlassenheit behält nicht das letzte Wort. Jesus fasst seine Not am Kreuz in ein Gebet der Bibel. Er klagt mit der ersten Zeile von Psalm 22: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum bleibst du fern von meiner Rettung, von den Worten meiner Klage?» und er bringt damit in seinem Herzen und in den Herzen der Zuhörer, die diesen Text auswendig kennen, den gesamten Psalm zum Klingen. Und der spricht von der Bedeutung dessen, was gerade passiert: «Denn das Königreich gehört dem Herrn, und er ist Herrscher über die Nationen […]; vor ihm werden ihre Knie beugen alle […]. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit verkündigen dem Volk, das geboren wird, dass er es vollbracht hat.» (Psalm 22, Vers 29-32) Damit ist Karfreitag das Ende der Not.
Karfreitag zeigt das Ende der Sünde
Kurz vor seiner Hinrichtung feiert Jesus mit seinen Freunden das Passahmahl. Dabei denken sie an die Geschichte ihres Volkes mit Gott und die Befreiung aus der Gefangenschaft in Ägypten: Sie feiern den Exodus. Dann tut Jesus etwas Ungewöhnliches und Neues. Er nimmt Brot und Wein und verknüpft sein persönliches Schicksal mit der Rettung von Sünde und – mehr noch – der Hoffnung auf einen Neuanfang. Lukas berichtet: «Und er nahm das Brot, dankte, brach es, gab es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen [nahm er] auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.» (Lukas, Kapitel 22, Vers 19-20)
Karfreitag ist tatsächlich das Ende. Das Ende vieler Probleme und Schwierigkeiten. Der Feiertag bleibt sperrig und nicht leicht zugänglich, doch das Ende von Schuld und Tod sind echte Gründe zum Feiern – zum Beispiel im Abendmahl.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet