50 Jahre Bruns-Bibel
Er wollte den «geistlichen Grundwasserspiegel» heben
Als Hans Bruns im «Dritten Reich» Redeverbot erteilt wurde, hatte das einen zweifachen Grund: Den Nationalsozialisten missfiel nicht nur, was er sagte. Ihnen missfiel auch, wie er es sagte. Nämlich so deutlich und verständlich, dass jedermann sofort wusste, was er meinte.
Hans Bruns wurde 1895 in Stade geboren. Seine erste Pfarrstelle gab man ihm auf dem Land, im ostfriesischen Hollen im Landkreis Leer. Früh stellte er fest: Das Wissen um grundlegende Glaubensdinge, der «geistliche Grundwasserspiegel», ist ausgesprochen niedrig. Dagegen redete und arbeitete er an. Mitreissende Predigten, abholende Glaubenskurse – all das organisierte der Pfarrer. So gut, dass seine Arbeit auffiel und er überregional eingeladen wurde. Seine Vorträge und Predigten waren einfach, verständlich und auf den christlichen Glauben zentriert.Den Nazis war dies ein Dorn im Auge, weil ihnen die Lobhudelei auf die faschistische Ideologie fehlte. Nicht was er sagte, machte ihn angreifbar, sondern das, was er nicht sagte. Und das war, zum Ärger der Nationalsozialisten, auch den Zuhörern klar. Seine Gemeinde vernachlässigte Bruns dabei nicht. Jeden Haushalt besuchte er zwei Mal im Jahr und wurde zum Gesprächspartner über Glauben und alle Arten von Nöten.
Bei den Nazis rausgeflogen
Als man ihn während des Krieges zur Armee einzog, wurde er schnell wieder – unehrenhaft – entlassen. Zu sehr wurde er zum Seelsorger seiner Kompanie, fand die richtigen Worte für die Soldatenkameraden, die für die Kommandierenden die falschen waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bruns (wieder) als Pfarrer und Verkündiger in den Dienst des DGD, des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes, gerufen, der seinen Sitz zentral in Marburg hatte. Im Rahmen dieser Arbeit konnte er auch das verwirklichen, was ihm schon seit Jahren ein geheimes Anliegen war: die Übersetzung der Bibel in ein für jedermann verständliches Deutsch. Hier haperte es nämlich nach Ansicht von Bruns gewaltig. Martin Luthers Übersetzung, die genau das leisten sollte, war zwar immer wieder überarbeitet und revidiert worden. Aber dies von Ausschüssen mit zahlreichen Gelehrten, Sprachwissenschaftlern, Theologen. Herausgekommen waren dann oft Übersetzungen, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügten, aber letztlich kein Mensch auf Anhieb mehr verstand.
Sein Traum: Eine jedermann verständliche Bibel
Hans Bruns wollte, dass dem Leser seiner Übersetzung das verständlich und deutlich wurde, was zum Beispiel die Zuhörer von Jesus verstanden hatten, wenn er zu ihnen sprach. Dass Bruns damit unausgesprochen ein Übersetzungskonzept entwickelte, was erst Jahre später bei vielen modernen Bibelübersetzungen zur Grundlage wurde, ahnte er nicht. Seine Übersetzung des Neuen Testaments – 1959 veröffentlich – fand jedenfalls reissenden Absatz. Mehrere hunderttausend Exemplare wurden allein bis 1963 verbreitet. Und das trotz kritischer Stimmen aus der Kirche.
Bruns motivierte das positive Echo, auch noch das Alte Testament in eine zeitgemässe Sprache zu übersetzen. Gleichzeitig kommentierte er die biblischen Texte mit kurzen, verständlichen Anmerkungen. Die nun vollständige Bibel erschien Ende 1963 und war ebenfalls hoch nachgefragt. Die in den Jahren danach aufkommende Bibelübersetzungszeit – Revisionen der Lutherbibel sowie neue, «moderne» Übersetzungen – sind sicherlich auf sein Wirken zurück zu führen.
Es war Hans Bruns ein grundlegendes Bedürfnis, dass jedermann zu jeder Zeit von Gott hören und lesen konnte, also Gottes Anliegen verstehen konnte. Denn nur wenn man Gottes Wort versteht, kann man mit ihm in Kontakt treten, war seine Überzeugung. Die vor 50 Jahren erschienene «Bruns-Bibel» war dazu ein Hilfsmittel, das auch heute noch absolut aktuell ist und von zahlreichen Lesern hoch geschätzt.
Zur Bruns-Bibel
Titel: Die Bibel mit Erklärungen
Übersetzer: Hans Bruns
ISBN: 978-3-765560-17-0
Verlag: Brunnen
Erscheinungsdatum: 02.1962 (aktuell 16. Auflage)
Seiten/Umfang: 1'644 S.
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Quelle: Brunnen Verlag