Rosie verlor ihre Kindheit
«… dann bringe ich deine Schwester um!»
Dass es in ihrer Kindheit Armut gab, merkte Rosie Rivera nicht – die Familienbande war wunderbar. Im Alter von acht Jahren wurde die heutige TV-Persönlichkeit von ihrem Schwager sexuell misshandelt. In den Teenagerjahren begann eine unheilvolle Abwärtsspirale…
«Ich hatte die beste Kindheit», erinnert sich Rosie Rivera. Auch wenn ihre Familie finanziell eng dran war. «Es gab etwas Armut. Meine Mutter hat auf den Feldern Obst gepflückt, und wir haben lange auf Flohmärkten gearbeitet. Aber ich wusste nicht einmal, dass wir in Armut leben. Da war so viel Liebe.»
Rosie war die jüngste von sechs Geschwistern einer Einwanderer-Familie aus Mexiko. «Ich war ein sehr glückliches Kind, bis der sexuelle Missbrauch in meinem Leben begann – ich war acht Jahre alt. Der Täter war der erste Ehemann meiner Schwester.»
Als sie sich später weigerte, drohte er, ihre Schwester zu töten. «Er kannte meine Schwäche. Er wusste, dass sie mein Ein und Alles war. Sie war meine beste Freundin, meine Mentorin. Er hat mir meine Stimme genommen.»
Still, isoliert, wütend
Sie wurde still, isoliert, verwirrt, wütend. «Ich dachte, ich müsste das Leben meiner Schwester retten und ich musste das Herz aller anderen davor bewahren, so verletzt zu werden.» Im Alter von 13 Jahren fand sie heraus, dass er ihrer Nichte (seiner Tochter) das gleiche angetan hatte.
«Sie sagte zu mir, dass sie in mir einen Hass auf ihn sah, obwohl ich gedacht hatte, dass ich dies gut versteckt hätte. Wir haben uns versprochen, nie etwas zu sagen. Wir wollten nicht, dass meine Brüder ihn töten.»
Drei Jahre später sprach Rosie darüber. «Meine Eltern hatten noch keine Ahnung. Sie sahen mich einfach als ein rebellisches Mädchen, ein wütendes Mädchen und einen normalen Teenager. Meine Schwester glaubte mir sofort. Meine Familie erstattete Anzeige und begann mit dem Heilungsprozess. Sie taten alles, um mir zu helfen.»
Der Täter war neun Jahre lang auf der Flucht und Rosie verlor sich in Depressionen, Drogen und Alkohol, um den Schmerz zu betäuben.
Angst vor Ablehnung
Ihre Mutter entschied sich für ein Leben mit Jesus Christus, als Rosie neun Jahre alt war. «Die Verwandlung meiner Mutter veränderte die ganze Familie. Wir gingen in eine christliche Gemeinde und ich liebte das.»
Als sie aber von ihrer Nichte erfuhr, dass diese auch sexuell missbraucht wurde, keimte in ihr ein Selbsthass auf. «Ich dachte, alle anderen würden mich ebenfalls hassen und auch Gott würde so über mich denken.»
Ihre grösste Angst war, abgelehnt zu werden, «weil ich mich selbst abgelehnt habe». Deshalb distanzierte sie sich auch von Gott, weil sie ihn ablehnen wollte, bevor er sie ablehnt. «Denn ich glaube nicht, dass ich damit umgehen könnte, wenn mein Schöpfer mich zurückweisen würde.»
Eine schwierige Zeit folgte. Abtreibung mit 16, zum dritten Mal Suizid-gefährdet mit 25, als sie in einer physisch, psychisch und emotional missbräuchlichen Beziehung lebte. «Einmal vergewaltigte er mich und warf mich dann um 2 Uhr nachts mit nichts als einem T-Shirt aus dem Hotelzimmer. Der Mann an der Rezeption dachte, ich wäre eine Prostituierte. Ich war am Tiefpunkt.»
Die Prinzessin, die alles erreichen kann
Ihr Vater nannte sie immer Prinzessin. Sie würde alles erreichen können. Nun war sie 25, alleinerziehend, mit einem Kerl, der sie missbrauchte und wortwörtlich rauswarf. Sie dachte, dass die Welt ohne sie besser wäre und dass es ihrer zweijährigen Tochter ohne sie besser gehen würde. Sie streunte durch die Strassen von Los Angeles und wollte sich das Leben nehmen.
Was sie nicht wusste: Ihre Brüder suchten nach ihr – Rosie dachte, dass sie ihnen egal sei. Sie würden als Musiker gutes Geld verdienen und berühmt sein. Doch sie wurde tief in der Nacht von einem regelrechten Suchtrupp gefunden. «Das erste, was mein Bruder Juan sagte, war: 'Bitte, tu das nie wieder. Ich liebe dich so sehr. Und ich will nicht, dass jemals etwas... ich will dich nicht verlieren!'»
Überwältigt
Oft hatte ihre Mutter sie in die Gemeinde eingeladen, doch lange hatte sie sich dafür nicht mehr interessiert. Nun rief Rosie ihre Mutter an und wollte tags darauf dabei sein. «Es war der grösste Tag meines Lebens. Ich sagte Gott, dass ich ein reines Chaos bin. Ich war immer noch verkatert und roch immer noch nach Alkohol. Ich weinte mir die Augen aus und sagte Jesus alles – auch, dass ich nicht mehr ohne ihn leben wollte.»
Es habe sie getroffen, dass Jesus für sie gestorben war. «Er wusste bereits alles und auch dass er mich liebte. Seine Barmherzigkeit und seine Gnade sind nun die Schätze meines Lebens. Seit diesem Tag habe ich beschlossen, ihn nicht zu verlassen, egal was passiert. Das war vor ungefähr vierzehn Jahren. Ich danke ihm einfach dafür, dass er mich trotz allem liebt.»
Schwester verloren
Ihre Schwester Jenni war längst eine bekannte Sängerin mit einem Stern auf dem «Las Vegas Walk of Stars» (nicht zu verwechseln mit dem Hollywood-Boulevard). Mit mehr als 20 Millionen verkauften Einheiten gehört Jenni zu den bestverkauften mexikanischen Interpreten überhaupt.
«Als meine Schwester begann, berühmt zu werden, teilte sie dies auf eine schöne Weise mit uns.» Sie gab der Familie das Gefühl, dass alle mit ihr zusammen Superstars wären. Rosie sprach mit ihr über den Glauben und auch Jenni fand zu Christus. «Wir werden zusammen vor die Leute treten, ich werde predigen und du wirst singen», wünschte sich Rosie…
Ihre Beziehung war eng. «Sie hat nie aufgehört mir zu sagen, dass sie mich liebt. Und sie sagte, dass der Ruhm sich auf alle ausbreiten wird.»
Doch dann starb Jenni im Jahr 2012 im Alter von 43 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. «An dem Tag, an dem sie ums Leben kam, veränderte sich meine ganze Welt. Ich habe mein ganzes Leben verloren.» Rosie wurde überrannt, sie wurde zum Vormund von Jennis Kinder, Paparazzi und Medien überschwemmten ihr Haus.
«Ich möchte, dass Christus berühmt wird»
Inzwischen ist Rosie Rivera eine TV-Persönlichkeit geworden. «Ich möchte, dass Christus berühmt wird. Ich möchte, dass er berühmt ist für das, was er in mir tut. Und wenn die Leute meinen Namen kennen, erzähle ich ihnen meine Geschichte, weil es eine Möglichkeit für andere Menschen ist, dass sie Jesus kennenlernen.»
Nach dem Tod der Schwester war sie bis ins Mark erschüttert, «denn der Plan, den ich gemacht hatte, konnte nicht mehr funktionieren. Ich vermisse sie immer noch und ich denke, das werde ich immer tun.»
Sie dachte, dass sie, wenn Jenni sterben würde, durchdrehen und zu Drogen und Alkohol zurückkehren würde. Das ist nicht geschehen. «Durch die Gnade von Jesus Christus stehe ich noch immer hier. Er ist immer noch meine Freude und ich weiss jetzt mehr denn je, dass ich alles durch Christus tun kann, der mir Kraft gibt.» Und sie weiss, dass es ein Wiedersehen in der Ewigkeit gibt.
«Die Kraft kommt aus seinem Wort. Ich kann darauf vertrauen, dass ich sicher und auf dem richtigen Weg bin, egal was in der Welt vor sich geht, solange ich seine Hand halte. Er ist in den Höhen und Tiefen derselbe. In den Glücks- und sogar in traurigen Momenten ist er derselbe.»
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Autor: Jesus Calling / Daniel Gerber
Quelle: Jesus Calling / Übersetzung: Jesus.chs