Die Ernte ist reif
Lebensrettende Hechtrolle unter Heulader hervor
Der Pastor und Bio-Bergbauer Stephan Maag züchtet Schafe und erlebt dabei in seinem Alltag packende Parallelen zum geistlichen Leben. In fünften Teil dieser Livenet-Serie berichtet er über das überlebenswichtige Heuen und wie dieses fast zu einer Tragödie geführt hätte.
Etwas vom Schönsten bei uns in den Bergen ist das Heuen. Im Frühling, im Sommer und auch im Herbst schneidet man die Wiese. Zum ersten Mal im Frühling, wenn sie so richtig gewachsen ist und zum ersten Mal die Sonne richtig heiss herunterbrennt, juckt es alle Bauern und alle sind etwas nervös, von einem Tag auf den anderen ist es, als würden die Berge vor Leben explodieren, wenn alle Bauern rausfahren und das Gras schneiden und mit dem Kreisler darüberfahren und es lockern.
Während mehreren Tagen trocknet es an der Sonne und dann wird es auf den Ladewagen verladen, nach Hause gefahren und auf den Heustock verfrachtet. Das macht unglaubliche Freude, man spürt sie regelrecht in der Luft – die Freude, nach dem Winter wieder Futter für die Tiere sammeln zu können.
Es ist eine schöne Arbeit, bei der die Familie und Freunde mithelfen; Leute werden eingeladen und zusammen bringt man das Heu ein.
Gefährliches Heuen
Am Abend fällt man dann voller Freude und Glück todmüde ins Bett und man weiss, dass man den Tieren im Winter wieder etwas zu essen geben kann. Vom Spätherbst bis im Frühling bleiben die Tiere drin, weil es bei uns in den Bergen viel Schnee gibt. So muss man schauen, dass genug Futter vorhanden ist und im Frühling ist es stets ein Bibbern, ob das Heu noch ausreichen wird. Wenn man oben auf dem Heulader sitzt und den Duft des frischen Heus und Alpenkräuter in der Nase hat mit der Sicht auf die Berge, dann ist das immer ein wunderschönes Gefühl. Es ist etwas Ganzheitliches, das einen tief in der Seele berührt, für die Bauern etwas Wunderschönes.
Das Heuen ist nicht nur eine tolle Sache, die Freude macht. Oftmals ist es auch eine gefährliche Sache, im steilen Gelände; die Bergmaschinen bergen immer auch eine grosse Unfallgefahr. Ich selbst erlebte beim Einbringen des Heus mit meinem alten «Aebi» – einem alten Heulader –, dass er nicht mehr schön lud, als schon so viel Heu drin war. Das Ladegerät war etwas verstopft und ich hielt am steilen Hang an. Dabei hatte ich die Handbremse nur mässig hochgezogen. Ich kroch unter die Maschine und klaubte das Heu hervor.
Kaum hatte sich dieses gelöst, verlagerte sich der Druck wieder auf das Gefährt und dieses rollte an. Im letzten Moment konnte ich mich wegrollen, bevor die Maschine mir über die Brust oder den Kopf gerollt wäre. Ich lag danach in der Wiese – nachdem ich die Handbremse richtig angezogen hatte – und ich dankte Gott einfach für diese Bewahrung. Das ist auch ein Grund, warum so viele Menschen in den Bergen gläubig sind. Weil man weiss, dass ein Fehler einem das Leben kosten kann.
Die Ernte einbringen
Die Ernte einbringen ist etwas, das uns Bauern glücklich macht und wenn man am Abend vor dem vollen Heustock steht, dann ist das unvergleichlich schön. So ist es auch im christlichen Leben: Wir sind berufen, für Jesus die Ernte einzubringen – den Menschen, die durstig und hungrig sind, die einsam und verloren sind, etwas weiterzugeben.
Ich glaube, dass Jesus dies genau deshalb sagte, weil damals viele Menschen einen Bezug zum Futterkonservieren hatten.
Das übernatürliche Futter
Damals ging es wirklich an das Lebendige. Wenn wir als Christen die Ernte einbringen wollen, ist es wie bei uns auf dem Berg: Es ist Wort und Tat. Schlussendlich geht das Evangelium weitergeben nicht nur mit dem Mund, sondern primär mit der Tat; das kann bedeuten, den Armen zu dienen, Menschen in Not zu helfen oder Leute aufzunehmen, so wie wir. In schweren Situationen gastfreundlich sein und selbstverständlich jede Gelegenheit nutzen, den Menschen ein Gebet anzubieten, ihnen ein Stücklein Heu vom übernatürlichen Futter weitergeben, das wir von Jesus haben.
Das bedeutet Ernte einbringen für mich. Sie sind auch dazu berufen. So wie wir uns alle versammeln, um zu heuen und mit frohem Herzen auf dem Feld draussen sind – so soll es auch sein für uns Christen, dass wir zusammen dort, wo wir sind, das Evangelium weitergeben. Ganz natürlich übernatürlich.»
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Autor: Daniel Gerber / Stephan Maag
Quelle: Livenet