Ehrlich zu beantworten
11 Fragen, die Jesus heute noch genau so stellen würde
Paradox, herausfordernd und direkt... So wirkten Jesu Worte bereits vor 2'000 Jahren auf die Menschen. Und heute? Heute wirken seine Fragen für viele wie ein Schlag ins Gesicht – und führen doch, wenn man sie ehrlich beantwortet und darauf reagiert, zum erfüllten Leben.1. «Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt? Oder was kann ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben?» (Matthäus, Kapitel 16, Vers 26)
Wieviel Welt auch immer einem Durchschnittsverdiener im ersten Jahrhundert offen stand: Die Möglichkeiten im 21. Jahrhundert toppen das um ein Vielfaches. Da ist so viel zu erleben, so viel Karriere möglich, so viel schnelles Geld zu machen, wenn man seiner Seele ein bisschen Schaden zumutet. 60-Stunden-Wochen bezahlen wir mit Angst vor morgen und innerer Leere. Jesus rettet hier mit Nachdruck: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um seinetwillen verliert, wird es gewinnen.
In den Augen der Welt ist das paradox. Dabei stehen uns die Beispiele vor Augen: Menschen, die scheinbar alles erreicht haben und dabei nicht glücklich geworden sind. Was den wunden Punkt noch deutlicher macht: Jesus weiss, wieviel Angst wir vor einem Verlust unseres Lebens haben, wenn wir uns ganz auf ihn einlassen.
2. «Wie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst?» (Matthäus, Kapitel 7, Vers 3)
Andere kritisieren ist immer leicht. Es ist doch so offensichtlich, was da schiefläuft und wie man das ganz leicht ändern könnte. Sicher hat man selbst auch seine Schwächen, aber für die gibt es schliesslich gute Gründe. Und mal ehrlich, das bei mir sind ja eigentlich nur sympathische Macken und Ticks, die sind doch echt harmlos…
Und hier sagt Jesus: Stopp! Ich bin für mich selbst verantwortlich. Mein Leben ist es, das ich auch vor Gott verantworten muss, nicht das der anderen. Es ist verlockend, die Fehler anderer zu kritisieren, damit man sich nicht mit den eigenen auseinandersetzen muss – oder sie besser schönreden kann. Aber davon wird es nicht besser. Und darum geht es: Es soll besser werden. Nicht moralischer, sondern qualitativ gut. Und damit kann ich nur bei mir selbst anfangen.
3. «Warum habt ihr solche Angst?» (Matthäus, Kapitel 8, Vers 26)
Jeder kennt Angst. Reicht das Geld am Ende des Monats noch für die Miete? Schaff ich die Abschlussprüfung, obwohl das Lernen einfach nicht geklappt hat? Wurde die Krankheit noch früh genug entdeckt, um sie zu bekämpfen?
Manchmal lohnt sich da eine ganz andere Frage: Warum lasse ich zu, dass die Angst hier den Ton angibt? Jesus sagt: «Vertraue mir.» Er versteht meine Angst. Er sagt aber auch: «Ich bin stärker. Und ich bin auf deiner Seite.» Das heisst nicht, dass es in Wirklichkeit gar keine angsteinflössenden Dinge in unserem Leben gibt. Es heisst nur, dass wir uns ihnen nicht alleine stellen müssen. Und selbst da, wo wir scheitern und die Angst damit Recht zu bekommen scheint, sagt Jesus immer noch: «Ich bin da. Ich bin auf deiner Seite.»
4. «Und ihr, für wen haltet ihr mich?» (Matthäus, Kapitel 16, Vers 15)
Wer ist Jesus für Sie? Irgendeine Antwort haben Sie bestimmt darauf. Die Leute damals hatten jedenfalls Ideen. Da wurden Vergleiche mit grossen Propheten und geistlichen Vorbildern genannt. Schmeichelhaft – aber voll daneben. Denn Jesus ist etwas, das vorher nie dagewesen ist.
Es ist normal, ein Bild von Jesus zu haben – er ist mein Beschützer, mein bester Freund, mein Befreier… Aber in all dem lohnt es sich, Jesus auch mal wieder genau anzuschauen. Welche seiner Charakterzüge übersehe ich gerne mal? Welche sind mir unangenehm, welche verstehe ich einfach nicht? Wir dürfen Jesus nicht einfach nur für jemanden halten. Sonst machen wir ihn womöglich sehr viel kleiner als er ist, so wie damals. Die gute Nachricht: Wir dürfen ihn kennenlernen. Und dabei immer mehr herausfinden, wer er wirklich ist.
5. «Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben auch nur um eine einzige Stunde verlängern?» (Matthäus, Kapitel 6, Vers 27)
Im Weltmassstab betrachtet würde sicher jeder zustimmen: Wenn wir fallen, fallen wir relativ weich. Das soziale Netz ist engmaschig, die Grundsicherung gewährleistet. Wie viele existentielle Sorgen müssen wir uns also vor der Zukunft machen?
Trotzdem leben wir nicht unbekümmert. Wir haben die Sorgen der ersten Welt – Angst vor Vereinsamung, schwerer Krankheit, sozialem Abstieg. Die Sorge um die Dinge versaut einem das Leben aber mal so richtig. Vor allem die Sorge um Dinge, die man nicht in der eigenen Hand hat. Auch davon möchte Jesus uns frei machen.
6. «Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?» (Johannes, Kapitel 21, Vers 16)
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Unser Wert spiegelt sich in dem, was wir zu bieten haben – und vor allem: wieviel wir zu bieten haben. Auch in vielen Gemeinden wächst der Druck, möglichst bei allem dabei zu sein, seine «Gaben einzusetzen» und sich vorbildlich zu verhalten.
Aber zentral bleibt doch eine andere Frage: «Liebst du mich?» Es ist keine Frage, die fordert. Sondern eine, in der Jesus sich verletzlich macht. Er wünscht sich die Beziehung zu uns. Keinen möglichst frommen Terminplan, kein detailliertes Gabenprofil, keine grossen Pläne. Jesus will unser Herz, uns ganz, so wie wir sind. Das ist manchmal schwieriger, als nur Taten zu geben. Aber auch so viel erfüllender. Denn wo wir zu dieser Liebe bereit sind, begegnen wir einer, die uns gilt und um so vieles grösser ist.
7. «Was sucht ihr?» (Johannes, Kapitel 1, Vers 38)
Warum folge ich Jesus eigentlich nach? Was suche ich bei ihm? Oder anders: Was hoffe ich zu finden?
Manchmal hat man da ganz konkrete Vorstellungen und Wünsche. Suche ich einen Problemlöser, der mir das Leben leicht macht? Einen Beschützer, der alles Schwierige und Schmerzhafte von mir fernhält? Einen Geber, der mir all das verschafft, was das Leben mir bisher verwehrt hat? Dann werde ich womöglich erleben, dass auch Jesus enttäuschen kann. Weil er nicht alle Erwartungen erfüllt, die ich an ihn herantrage.
Ein fordernder Glaube macht Gott zum Götzen, der nach meinen Vorstellungen zu handeln hat. Ein erwartender, hoffender Glaube dagegen streckt sich aus. Er darf entdecken, dass es auch etwas zu finden gibt. Und dass es grösser ist als meine eigenen kleinen Vorstellungen.
8. «Warum verfolgst du mich?» (Apostelgeschichte, Kapitel 9, Vers 4)
Manchmal wünscht man sich diesen Zettel vom Himmel, auf dem alles konkret draufsteht. Gottes guter Wille schwarz auf weiss für meine bestimmte Situation. Dann müsste man nicht mehr so oft im Nebel stochern und könnte endlich eine klare Linie verfolgen.
Aber Glaube ist etwas Lebendiges, das wächst und reifer wird und immer wieder neu nach Jesus‘ Perspektive fragen muss. Wo Glaube starr wird, wird er zum Prinzip. Dort folge ich nicht mehr Jesus nach, sondern verfolge ein Bild, das ich mir irgendwann mal gemacht habe. Und presse auch andere gewaltsam in diese Schablone.
Ich kann meinen Glauben und erst recht nicht Jesus in einer Momentaufnahme festhalten. Nachfolge fordert von mir, immer wieder zu Jesus zu kommen und neu zu lernen, die Dinge mit seinen Augen zu betrachten. Auch wenn mir das meine klare Linie versaut.
9. «Wollt ihr etwa auch weggehen?» (Johannes, Kapitel 6, Vers 67)
Glaubenskrisen hat man mal. Manchmal sogar bis zu dem Punkt, wo man alles hinschmeissen will. Jesus sagt hier: «Ich zwing dich zu nichts. Geh mit mir – aber überleg dir auch, was das heisst. Kannst du alles unterschreiben, was mir am Herzen liegt? Kannst du die Opfer bringen, die Nachfolge manchmal mit sich bringt? Kannst du mich immer an erste Stelle setzen, obwohl deine eigenen Ideen in manchen Punkten so viel reizvoller erscheinen? Kannst du mir das wirklich glauben, was ich sage, und mir auch da vertrauen, wo du nicht verstehst? Kannst du mir glauben, dass ich es gut mit dir meine?»
Nachfolge lohnt sich. Besonders da, wo man nicht einfach nur aus Gewohnheit mitläuft. Sondern ganz bewusst und aus vollem Herzen sagen kann: «Nein. Ich bleibe. Weil ich bei dir finde, was ich sonst nirgends finden kann.»
10. «Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?» (Matthäus, Kapitel 12, Vers 48)
Jesus stellt die Frage nach den engsten Verbündeten. Und da zählen bei Jesus weniger die Gene als die Brüderschaft im Geiste. Nicht fromme Herkunft, sondern persönliche Überzeugung.
Zähl ich mich dazu? Bin ich sein Bruder? Kann ich diesen Titel mit Würde tragen? Für mich ist das ein guter Test, wie close Jesus und ich wirklich sind. Und dann hat diese Frage auch noch eine andere Dimension: Jesus überrascht seine Jünger, wen er da alles zu seinen Brüdern zählt. Und ich frag mich: Mit welchen «Brüdern» würde er uns heute vor den Kopf stossen?
11. «Warum fragst du mich nach dem, was gut ist?» (Matthäus, Kapitel 19, Vers 17)
Manchmal hätten wir einfach gerne eine Extraeinladung zum «guten Leben» – einen Fingerzeig Gottes, eine Alltagsoffenbarung. «Plastikmüll bitte in den Gelben Sack. Und vergiss nicht deine Stille Zeit!» Dabei ist doch dem Menschen gesagt, was gut ist. Es steckt in unserem Gewissen. Es tropft aus jeder der angehäuften Bibeln, die wir uns ins Bücherregal gestellt haben. Jesus hat sich dort bereits offenbart, wir könnten also anfangen und in dieses Leben hineinwachsen, zu dem uns Jesus ermutigt.
Sollte Jesus also fragen, warum wir ihn fragen, was gut ist, dürfen wir uns ruhig ein bisschen ertappt fühlen. Wollen wir wirklich seine Version dieses Lebens leben?Dieser Artikel erschien in DRAN NEXT, dem Magazin zum Selberglauben. Jetzt kostenlos testen.
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Autor: Lydia Riess
Quelle: SCM Bundes-Verlag (Schweiz)