Die Farben der Jüngerschaft
Gott denkt farbig
Wir neigen zum Schwarzweiss-Denken, doch schwarzweiss ist zu wenig – Gott denkt farbig! Und er schuf die Welt farbig, sagt Marek Kolman zu den drei Farben der Jüngerschaft.
Auch wenn ich mir gerne mal die alten Schwarzweiss-Filme anschaue, die mein Vater vor über 50 Jahren von uns Kids gedreht hat, bin ich froh, nicht mehr im Zeitalter der Schwarz-weiss-Filme und des Schwarzweiss-Fernsehens zu leben. Flachbildschirme prägen heute unser Leben, Tablets und Smartphones, wo das Auge hinsieht, und alle präsentieren Bilder in schönsten Farben, als könnten wir die Schöpfung in unseren flachen Kästen einfangen. – Ja, Gott hat diese Welt nicht in schwarzweiss, sondern in Farbe geschaffen.
Trotzdem, im Gemeindeleben begegnet uns das Schwarzweiss-Denken immer noch recht oft, weil sich damit der Unterschied zwischen Gut und Böse einfach aufzeigen lässt. Doch genau genommen ist schwarz nicht als Farbe, sondern als Abwesenheit von Licht und somit als Finsternis zu deklarieren. Klar, wo Sünde ist, herrscht Dunkel als Abwesenheit von Licht. Fragt sich bloss, ob das die «biblische Farbe» ist, wenn wir so das Verhalten von anderen in schwarzweiss bewerten und genau zu wissen meinen, was richtig und falsch sei. Müssten wir das nicht eher Gott überlassen und uns viel mehr der Farbtupfer erfreuen, durch die Gott durch jede und jeden auf seine individuelle Art in unsere Welt hineinleuchtet? Vieles, was uns auf den ersten Blick als schwarz erscheint, weil es so anders ist oder gar als grau, weil es nicht eindeutig erklärbar ist, könnte als Farbenvielfalt Gottes in den Gemeinden gedeutet werden.
Gottes Eigenschaften strahlen wie das Licht in verschiedenen Farben
Weisses Licht besteht tatsächlich aus drei Farben: Grün, Rot und Blau, gut ersichtlich auf unseren Bildschirmen. Ebenso leuchtet auch Gott in seiner Dreieinigkeit als «Dreifarbiger» und doch als Ganzer – und damit weiss und klar. Die «Farben Gottes» ergeben zusammen weisses Licht, sind aber zugleich voneinander zu unterscheiden.
Die Trinitätslehre und der trinitarische Kompass
Was das Christentum von allen Religionen unterscheidet, ist Gottes dreifache Offenbarung: Er offenbart sich in der Schöpfung (grüner Bereich), in der Illustration durch den Regenbogen symbolisiert; er offenbart sich in Jesus Christus (roter Bereich), durch das Kreuz symbolisiert und er offenbart sich im Heiligen Geist (blauer Bereich), durch die Taube symbolisiert. Gerade mit dieser Erkenntnis arbeitet auch die «natürliche Gemeinde-Entwicklung», indem sie dafür den Begriff «trinitarischer Kompass» verwendet.
Seitdem mir dies bewusst geworden ist, ist für mich die Gemeinde zu einem grossartigen bunten Strauss geworden. Ich freue mich an der Farbenvielfalt von Gottes Geschöpfen und fühle mich nicht gleich bedroht, wenn eine Person eine andere Farbe als meine ausstrahlt. Ich urteile weniger über gut und weniger gut bei den Eigenarten von anderen, sondern übe mich darin, die Farbe des andern als Bereicherung und wichtige Ergänzung zu sehen, denn nur miteinander widerspiegeln wir alle Farben Gottes. Niemand von uns ist so perfekt heilig und ganzheitlich wie er. Wenn alle ihre Farben zur Geltung bringen, können wir einander gar ermutigen, das ganze Farbenspektrum leuchten zu lassen, dann wird auch Gottes überzeugendes Licht in der Welt wahrgenommen und erleuchtet im wahrsten Sinne den Weg zu ihm hin.
Die Stärken der drei Farben – der trinitarische Kompass
Grün, die Farbe des Schöpfers
Betont die Wichtigkeit, die jeder Mensch hat, ungeachtet seiner Herkunft und Überzeugung. Ja, alles Geschaffene soll ernst genommen werden, denn eine gesunde Bejahung und Toleranz ist die Grundlage des Zusammenlebens auf unserem Planeten. Dazu gehört auch eine schöpfungsgemässe Strukturierung des Alltags- und Gemeindelebens.
Als Christen sind wir deshalb aufgerufen, die Würde aller Menschen zu achten, der Schöpfung Gottes mit Respekt zu begegnen und uns für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.
Rot, die Farbe des Sohnes, des Erlösers der Welt
Betont die Wichtigkeit, dass jeder Mensch die Vergebung seiner Schuld braucht und die Befreiung des Erlösers zu einem neuen Leben in der Nachfolge Christi.
Als Christen sind wir deshalb aufgerufen, die gute Nachricht der Versöhnung in die Welt hinauszutragen und selbst ein Leben als Versöhnte und Befreite zu führen, damit noch viele Menschen ihm ihr Leben ebenso anvertrauen können.
Blau, die Farbe des Heiligen Geistes, der heilsamen Kraft Gottes in der Schöpfung
Betont die Wichtigkeit, dass der Mensch nur aus der Kraft Gottes heraus ein dem Schöpfer wohlgefälliges Leben führen kann. Der Geist Gottes erneuert ihn, schenkt ihm ein Leben, das zur geistlichen Vollmacht und zur emotionalen Gesundheit führt.
Als Christen sind wir deshalb aufgerufen, dem Heiligen Geist und seinem Einfluss in unserem Leben und unserer Gemeinschaft viel Platz einzuräumen, damit Gottes Absicht wirksam in dieser Welt umgesetzt werden kann.
Dies wirkt sich auch in dreifacher Weise auf unser Menschsein aus, indem wir Gott mit unserem Verstand, mit unserem Willen und von ganzem Herzen lieben und ihm zur Verfügung stehen.
Nicht noch mehr vom Gleichen, auch die andere Farbe zulassen!
Aus der oben genannten Auflistung wird klar, dass unsere Talente verschieden aufgeteilt sind. Niemand deckt das ganze Farben- und Dienstspektrum ab.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich die einzelnen Farben in der Gemeinde ergänzen und sich gegenseitig wertschätzen, denn nur zusammen geben sie klares Licht. Deshalb Achtung vor Extremen, die zur Auftrennung der Gemeinschaft führen!
Mit der Hilfe des trinitarischen Kompasses gesundes Wachstum fördern
Vielfach, wenn es in einer Gemeinde nicht rund läuft, konzentriert man sich noch mehr auf die Dinge, die man bis anhin gemacht hat. Meistens mit wenig Ergebnis aber mit Frust und Ohnmacht als Folge. Dabei gäbe es einen besseren und einfacheren Weg: Einfach die Farben mehr zum Zug kommen lassen, die bis jetzt zu wenig Beachtung und Raum zur Wirksamkeit erhalten haben.
Falls etwa die Evangelisation ein Schwachpunkt ist, wird nicht durch noch mehr Lobpreis das Evangelium in der Welt verbreitet. Die Lösung ist, der roten Farbe mehr Raum zu geben, zu beten, dass noch mehr «Rot-Begabte» in die Gemeinde kommen, ihnen auch in der Gemeindeleitung eine Stimme geben. Dadurch wird automatisch das Farbenspektrum der Gemeinde in die Mitte gerückt. Daneben könnte auch noch die grüne Schöpfungskomponente, die sich in einer praktischen Hilfeleistung an die Notleidenden der Ortschaft ausdrückt, eine weitere Gesundung der Gemeinschaft zur Folge haben.
Bei einem blauen Ausgangspunkt ist es wichtig, dass Christen mit Stärken in Rot und Grün mehr Wirkungsraum erhalten. So wird die Gemeinde ohne «Chrampf» ihr Wirkungspotenzial erhöhen und erst noch ausgewogener werden. Dies gilt analog auch für die anderen Farben oder möglichen Farbkombinationen.
NGE, die natürliche Gemeindeentwicklung, hat gute Instrumente entwickelt, damit Einseitigkeiten vermieden und die ganze Fülle der Farben, gemäss der Fülle Christi (Epheser 3,19), die christliche Gemeinschaft zur vollen Entfaltung bringen kann. Es braucht einen jeden von uns mit seinen Gaben, damit Gott in seiner Gesamtheit als Schöpfer, Erlöser und Heiler diese Welt mit seinem Heil erfüllen kann.
«Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum geschenkt.» Paulus in 1. Korinther 3,6
Marek Kolman ist NGE-Koordinator der BewegungPlus (NGE = Natürliche Gemeindeentwicklung)
Webseite:
BewegungPlus Online
Autor: Marek Kolman
Quelle: Bplus online