Das Gottesproblem

Warum lässt Gott das Böse zu?

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Es gibt Argumente, die gegen Gott sprechen. Auch wenn sie widerlegt werden – Gott lässt sich damit nicht beweisen. Trotzdem verdienen ehrliche Sucher eine Antwort. Wir legten zwei der häufigsten Argumente gegen Gott dem versierten Apologeten Felix Ruther vor. 

Magazin INSIST: Felix Ruther, warum lässt Gott das Böse zu, wenn er doch ein guter Gott ist?
Felix Ruther: Das ist, wie mir scheint, die wichtigste Anfrage an das biblische Gottesbild. Dieses klassische Argument kommt aber meist von Menschen, die schon zuvor Mühe mit Gott gehabt haben. Wo Menschen leiden, wird nicht philosophiert, sondern gelitten, geflucht und vielleicht auch gebetet. Einige Menschen kamen glaubend aus dem Konzentrationslager, andere schworen dort ihrem Glauben ab. Oft scheint mir, dass das Leiden für die nicht glaubenden Beobachter ein grösseres Problem darstellt als für die glaubenden Betroffenen.

Damit verbunden ist die Frage nach der Theodizee: Wie kann der Glaube an Gottes allmächtige und allweise Güte begründet werden – angesichts der sinnlos scheinenden Übel in der Welt? Zu dieser Frage bietet die christliche Tradition viele plausible Antworten an, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen kann. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass Leute, die Gott mit dem Hinweis auf das Böse in der Welt in Frage stellen, einen allgemein gültigen Massstab für Gut und Böse voraussetzen. Woher haben sie diesen Massstab? Wenn es keinen Gott gibt, dann wissen wir nicht mehr, «was oben und unten ist», wie der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche sagte. Ohne Gott gibt es nur subjektive Beurteilungskriterien für Gut und Böse. Wer von einem allgemein gültigen Massstab ausgeht, setzt die Existenz eines Absoluten – letztlich von Gott – schon voraus. 

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Felix Ruther
Viele Menschen sind ja auch ganz persönlich von Krankheit, Tod, Leiden und Ungerechtigkeit betroffen. Was sagen Sie ihnen?
Unzählige Glaubende berichten, dass ihnen Gott gerade im Leiden zum festen Anker geworden ist. Der christliche Glaube bietet hier keine Lösung auf der logischen Ebene an. Gott selbst bietet sich in Jesus an, dem Leidenden in der Not nahe zu sein. So gibt Jesus im Lukas-Evangelium auf die Frage, weshalb 18 Menschen beim Einsturz eines Turmes umkommen mussten, keine logische Antwort. Obwohl es einige gute philosophische Lösungsansätze für das Problem des Leides gibt, ist der biblische Ansatz anders: Hier wird die Last des Beweises Gott selber auferlegt. Der Psalm 73 zeigt eindrücklich, wie die theologischen Konzepte des Beters – dem Frommen geht es gut, dem Gottlosen schlecht – zerbrechen. Letztlich wird die quälende Frage nach seinem Leiden erst in der Begegnung mit Gott gelöst, obwohl Gott die Frage an sich nicht beantwortet. Im biblischen Ansatz wird also dem Leidenden nicht mit einer Formel geantwortet, sondern in einer Begegnung mit Gott selber. Denn im Leiden findet der Mensch nicht Halt in theologischen Begriffen, sondern allein in Gott. Dieser Gott hat in Jesus alle menschlichen Leiden selber durchlitten und sich so mit den Leidenden der Welt solidarisiert.

Diesen Artikel hat uns freundlicherweise das Magazin INSIST zur Verfügung gestellt.

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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Magazin INSIST

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