Gott und die Atheisten
Wenn der Tod naht...
Der Gedanke an den eigenen Tod lässt Atheisten noch skeptischer über Gott und Religion denken. Andererseits öffnen sie sich in einer todesnahen Situation unbewusst dem Glauben. Das belegen neuseeländische, britische und deutsche Forscher in einer Studie.
Hoffnung als Puffer gegen Angst
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod ängstigt den Menschen, da sie ihn mit der verdrängten eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Dazu der Forscher: «Die meisten Menschen reagieren darauf ... mit einer Suche nach Unsterblichkeit, indem sie sich mit der eigenen Gruppe, deren Werten und Weltsichten identifizieren und diese verteidigen. Die Hoffnung auf ein Weiterleben wirkt wie ein Angstpuffer.»
Sowohl Gläubige als auch Atheisten reagieren auf diese Weise, zeigten Experimente mit 265 Studenten. Lässt man Gläubige über ihren eigenen Tod schreiben, stärkt dies ihren Glauben an Gott, während Atheisten bei derselben Aufgabe ihre Verneinung eines übernatürlichen Wesens bekräftigen. Zum Vergleich untersuchte man jeweils Personen, die dem Glauben zuneigten sowie Atheisten, und liess sie Todesgedanken niederschreiben.
Unbewusste Glaubenshaltung
Ein abweichendes Ergebnis zeigte sich allerdings, als die Forscher in Folgeexperimenten statt der bewussten die unbewusste Glaubenshaltung testeten. Dazu erhoben sie die Reaktionszeit, in der die Probanden nach den Todesgedanken per Knopfdruck am PC die spontane Glaubenshaltung ausdrückten – jene entweder der Existenz oder der Nicht-Existenz Gottes. Religiöse drückten hier die Taste deutlich schneller, während Atheisten stärker zögerten.
Ringen um Weltsicht
«Atheisten setzen sich im Angesicht des Todes stärker mit dem Konzept Gottes auseinander, als dies Religiöse mit dessen Nicht-Existenz tun. Scheinbar müssen sie mehr um ihre Weltsicht ringen», stellt der Forscher fest. Das Ergebnis sei zugleich ein Baustein für die Erklärung, warum Religion ein so hartnäckiger und weit verbreiteter Bestandteil der Gesellschaft ist.
Zum Thema:
Die ausführliche Studie in englischer Sprache (kostenpflichtig)
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Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / pte