Erfahren und glauben
«Ich glaube das erst, wenn ich es sehe»
In einem Chat entdeckte ich die provozierende Frage: «Woher kommt der blöde Spruch: Ich glaube nur an das, was ich sehe? Das klingt so auswendig gelernt und nachgelabert. Obwohl ich an keinen Gott glaube, regt mich der Spruch fürchterlich auf.»
Entsprechend war die Antwort von einem andern User: Der Spruch muss von einem blinden Atheisten stammen, denn mit dem Glauben tun sich Ungläubige schwer. Sie akzeptieren nur handfeste Beweise.
Vielleicht sollte man die Fragestellung auf den Kopf stellen. Treffender als «Ich glaube nur, was ich sehe», wäre der Satz «Ich sehe nur, was ich glaube.» Das lässt mehr Optionen offen.
«Ich glaube nur, was ich sehe», sagt auch Richard Dawkins, der momentan berühmteste Atheist. Das ist so eine Sache mit diesem Satz. Es geht nämlich dabei um mehr, als um eine Nebensächlichkeit. Es geht hier um eine Grundhaltung, die das ganze Leben bestimmt. Tatsache ist: keiner verlässt sich in seinem Leben nur auf das, was er sieht. Die Aussage «Ich glaube nur, was ich sehe» ist folglich nur ein Ausdruck davon, dass man gerade diese Sache nicht glauben möchte. Vielleicht sollte man deshalb besser sagen: Ich verlasse mich nur auf Erfahrbares.
Glaube ist erfahrbar
Christlicher Glaube lebt von der Erfahrung. Der Glaube ist etwas, was im Leben trägt. Glaube ist erfahrbar. Was hindert uns eigentlich zu glauben, wenn dieser Glaube doch auch erfahrbar ist?
Thomas wollte auch sehen
Genau das war die Situation, in der sich Thomas, einer der zwölf Schüler von Jesus, befand. Er hatte miterlebt, wie man Jesus hingerichtet hatte. Für Thomas war das Kapitel Jesus abgeschlossen. So bitter es war: Jesus war tot. Daran musste er sich gewöhnen.
Und dann traf er seine Freunde, die er aus der Zeit mit Jesus kannte. Es war drei Tage nach dem Tod Jesu. Und sie erzählen ihm eine völlig unwahrscheinliche Geschichte. Jesus sei von den Toten auferstanden. Sie hätten ihn gesehen. Sie hätten ihn also erfahren.
Thomas dachte: Das ist Quatsch. Wie sollte ein Toter wieder leben? Völlig mysteriös. Unbeweisbar. Das kann nicht sein. Das werde ich nicht glauben. «Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen», hat er gesagt. «Ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine durchbohrte Seite legen. Vorher glaube ich es nicht.»
Überprüfe es
Als die Jünger zusammen sassen – und Thomas war dabei – da war mit einem Mal Jesus im Raum. Und er begrüsste alle: «Friede sei mit euch!» Und dann wandte er sich an Thomas. Als ob er nur wegen Thomas gekommen wäre. Er drehte sich zu Thomas um und sagte: «Reich deine Hand her und leg sie in meine Seite. Und sei nicht mehr ungläubig, sondern glaube.»
Können Sie sich vorstellen, wie es Thomas gegangen ist? Plötzlich war Thomas in einer Wirklichkeit, von der er eigentlich überzeugt war, dass sie nicht sein kann. Thomas wusste: Wenn Jesus tot geblieben ist, dann ist der Glaube sinnlos.. Auf wen sollte ich mich sonst verlassen? Jesus sagt ihm: «Du glaubst, weil du gesehen hast. Glücklich sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.» Auch heute ist Jesus erfahrbar, nur halt anders.
Man sieht nicht alles
Ein italienischer Physiker, ein Freund Albert Einsteins, besuchte ihn eines Tages und man kam auf Gott und die Schöpfung zu sprechen. Der Freund konnte es nicht verstehen, dass Albert an ein höheres Wesen glaubte. Er sagte: «Albert, du als grosser Mathematiker und Physiker glaubst an einen Gott? Du? Wie willst du das beweisen? Ich glaube nur an das was ich sehe.»
Albert Einstein antwortete: «Mein Freund, ich weiss nicht, ob es einen Gott gibt. Ich glaube aber daran, dass es ein höheres Wesen gibt, welches dieses alles erschaffen hat. Manche nennen dieses Wesen Gott. Ja, ich glaube daran. Beweisen? Beweisen kann ich es dir nicht.» Sein Freund lächelte und fühlte sich bestätigt. Da fügte Albert Einstein noch etwas hinzu: «Lege mir deinen Verstand auf den Tisch und ich will daran glauben, dass du einen hast.»
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch