Gütig oder zornig

Straft Gott?

Kann es Gott in seiner Güte darauf abgesehen haben, Menschen zu strafen? Er will doch nur das Beste für uns. Das Beste entgeht uns allerdings regelmässig, weil wir uns selbst im Weg stehen oder es vermiesen - ohne dass Gott eingegriffen hätte.

Die Regel, dass gewisse Taten bestimmte Folgen zeitigen, lernen wir früh im Leben. Folgen ergeben sich manchmal innert Sekunden, manchmal erst nach Generationen. Mit der Freiheit, Dinge zu entscheiden, haben wir die entsprechende Verantwortung für das Ergebnis unseres Tuns. Unter den Sprüchen der Bibel findet sich das Wort: «Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten» (22,8).

Es heisst, das Schicksal sei blind. Wird es nicht viel komplizierter, wenn man bei Katastrophen wie Duisburg oder Haiti Gott einbezieht und zu fragen beginnt, ob da seine Hand strafend im Spiel war? Weswegen Strafe, und warum so hart, und warum gerade sie...? - Antworten auf diese Fragen lassen sich nicht in wenigen Sätzen geben. Ein Anfang:

Weisungen zum Guten

Gott ist der Schöpfer von allem; die Erde hat er den Menschen anvertraut, dass sie sie bewahren und kultivieren (1. Mose 2). Damit dies geschieht, hat er Gebote durchgegeben, etwa die Ehrfurcht vor dem Leben, Treue zum Versprochenen, das Auseinanderhalten von unterschiedenen Dingen, ein Ruhetag etc. Der Prophet Micha (6,8) bringt es auf den Punkt: «Er hat dir kundgetan, Menschen, was gut ist, und was der Herr von dir fordert: Nichts anderes, als Recht zu üben und Güte zu lieben und in Einsicht mit deinem Gott zu gehen.»

Wie sehen wir Gott?

An diesem Punkt können wir unser Bild von Gott testen: Finden wir, dass Gott, nachdem er alles geschaffen und Gebote gegeben hat, sich zurücklehnen soll - oder soll er sich stark machen für sie? Soll er eingreifen, wenn sie missachtet und zum Schaden und Unheil der Menschen verletzt werden?

Es gibt das Uhrmacher-Bild von Gott, der nun passiv zusieht, wie die Uhr immer weiter tickt. Die Bibel zeichnet ein anderes: Ihn interessiert, was die Nachkommen von Adam und Eva mit seiner Erde anstellen. Er liebt die Völker. Er freut sich über Schönes und Gutes, anderseits lässt er die Menschen nicht über alle Grenzen hinaus agieren, sondern warnt sie und hält sie zurück.

Heilig...

Und manchmal straft er. Denn Gott ist heilig (sonst wäre er nicht Gott), mit seinem vollkommenen Charakter absolut im Einklang. Das heisst in diesem Zusammenhang, dass er gegen Bosheit vorgeht - unser Gerechtigkeitssinn, der eine Untat vom Richter verurteilt haben will, spiegelt dies. Gott ist heilig; das heisst auch, dass er sich mit Täuschungen und Halbheiten nicht abfindet. Wir können ihm nichts vormachen.

Schon ganz zu Beginn der Geschichte sagt er zu Kain, dass das Blut Abels vom Ackerboden zu ihm schreit. Abel hat keine Stimme mehr - Gott hört das Blut schreien (1. Mose 4,10). Im Lauf der Generationen häufen Menschen, weil sie nach Geltung, Reichtum, Macht und Komfort gieren, Schuld an. Sie leben auf Kosten anderer und sind dem nicht dankbar, der alles gemacht hat (Römer 1,20.21). Schuld ist nicht wie ein Mantel, der im Regen nass wird und dann wieder trocknet - Schuld ist ein Verhängnis, dem wir nicht entkommen.

...auf Heil bedacht...

Gott, der es sich in seiner Güte ganz anders gedacht hat, könnte über den Lauf der Welt verzweifeln und den Bettel hinschmeissen, sich von ihr abwenden. Oder er könnte allem ein Ende machen, auf einen Schlag, mit einem vernichtenden Strafgericht. Das hat er einmal getan, mit der Sintflut. Und dann zugesagt, dass er es nicht mehr tun wird (1. Mose 9,11).

Gott richtet, indem er die Strafe einem Menschen, stellvertretend für alle, auflegt. Der eine ist Jesus von Nazareth. Das ist die Kernaussage des Neuen Testaments. Es sagt auch, dass Jesus die Strafe in keinem Stück verdient hat - er hat ohne Fehl und Tadel gelebt, keine Schuld auf sich geladen. Jesus übernimmt die Schuld der Menschen wie ein Opferlamm. In seinem Tod am Kreuz wird sie getilgt (Epheser 1,7; Kolosser 2,13-14). Und mehr noch: Wir bekommen von Jesus, dem Auferstandenen, Kraft, Gutes zu tun und das Böse zu lassen.

...und den Zerschlagenen nahe

Es waltet nicht das blinde Schicksal. Gott wacht über seiner Welt; sie gleitet ihm nicht aus der Hand. Er streitet für Gerechtigkeit, ist auch nahe bei denen, die ein zerbrochenes Herz haben (Jesaja 57,15). Gott straft einmal, im Leiden, das Jesus durchmacht, um dann - dank diesem Opfer - vergeben zu können. Unrecht fordert Wiedergutmachung. Gott will vergeben, weil er uns liebt. Die Vergebung gibt es durch Jesus, für alle, die darauf vertrauen. Das ist bei all den offenen Fragen um Schuld und Strafe die gute Nachricht.

Datum: 02.08.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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