Paralympische-Kugelstosserin

«Aus jedem Mist wird einmal Dünger»

Sie ist amtierende Doppelweltmeisterin, Europameisterin und Paralympics-Siegerin im Kugelstossen. In Rio will die deutsche Athletin Birgit Kober nun ihre nächste Goldmedaille holen. Aber die gläubige Christin ist nicht nur sportlich ein Vorbild, sondern auch dann, wenn es im Leben ganz anders kommt als geplant...

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Birgit Kober
Eigentlich hatte Birgit Kober nie vor, Athletin zu werden. Vor wenigen Jahren studierte sie Medizin und Pädagogik und sass noch nicht im Rollstuhl. Doch 2007 erschütterten schwere Schicksalsschläge ihr Leben. Erst starb ihre Mutter und wenig später kam sie selbst mit einem epileptischen Anfall ins Krankenhaus. Dort unterlief dem Personal ein drastischer Behandlungsfehler, von dem sich die Deutsche nie wieder ganz erholte. Seitdem lebt Birgit Kober mit schwerer Ataxie und sitzt im Rollstuhl.

Doch ihren Lebensmut hat die gläubige Christin nicht verloren. Sie macht das Beste aus ihrer Situation, widmet sich ganz dem Behinderten-Sport und bricht in ihrer Liga alle Rekorde. So wird aus dem vermeintlichen Plan B eine 1A. «Mein Oma hat immer gesagt: 'Aus jedem Mist wird einmal Dünger.' Und das glaube ich», lächelt die Sportlerin, die schon zwei Mal Paralympisches Gold gewonnen hat. Hier auf Jesus.ch erzählt sie exklusiv ihre Geschichte:

Erste Anfänge als Sportlerin

Schon in der Schule war ich sehr gut im Werfen. Einmal warf ich so weit, dass der Ball ausserhalb des grossen Sportgeländes der Schule landete. Daraufhin nahm mich eine Klassenkameradin mit in einen Leichtathletik-Verein. Ich begann mit Speerwurf und war sehr erfolgreich. Erst als ich dann im Rollstuhl sass, fing ich an mit Kugelstossen. Der Sport hat mir nach dem Behandlungsfehler geholfen, nicht aufzugeben. Das war wie ein Motor, der mich angetrieben hat und mir wieder einen Sinn im Leben gegeben hat.

Wie ich zum Glauben gefunden habe

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Birgit Kober
Schon als Kind war ich Messdienerin, Gott hat mir immer etwas bedeutet. Aber dass man auch eine persönliche Beziehung mit Gott haben kann, wusste ich nicht. Als ich 16 war, nahm mich eine Schulfreundin mit in einen besonderen Gottesdienst, der mich total berührte. Der Pastor sagte, dass Jesus uns bedingungslos liebt. Dass wir nichts dafür tun müssen, ausser ihm unser Leben zu geben. Und dass Jesus mit seinem Tod am Kreuz quasi eine Brücke zu Gott geschlagen hat. Alles, was wir falsch gemacht haben, ist weggewischt. Wenn wir es vor Jesus bringen, ist es bereinigt.

Es war, als würde jedes Wort nur zu mir sprechen. Das war schon recht seltsam, das hatte ich noch nie erlebt, vor allem, weil ich eher ein pragmatischer Typ bin. Aber jemand, der mich einfach so, um meiner selbst Willen, liebt, das fand ich schon ziemlich genial, auch wenn es für mich sehr schwer anzunehmen war. Ich dachte, dass ich nichts zu verlieren hätte, wenn ich es einfach mal mit Gott versuche. Noch auf dem Nachhauseweg gab ich Jesus mein Leben.

Bei Gott darf ich sein, wie ich bin

Als ich meine Mutter verlor und dann das mit dem Behandlungsfehler kam, habe ich mich schon gefragt, warum ich so viel abkriege. Ich hatte ja auch vorher schon mit Einschränkungen zu kämpfen und hatte es nie so leicht. Dazu kam, dass ich immer das Gefühl hatte, so viel falsch zu machen. Damals nahm ich mir eine Auszeit von Gott, aber ich hatte den Eindruck, Gott hält das aus. Es war für ihn okay. Ich darf sein, wie ich eben bin. Er hat mich in dieser Zeit getragen, mich nicht allein gelassen, er hat mich gehört.

Ich ging völlig auf in meinem Sport. Als ich dann einmal eine Technik fürs Kugelstossen im Internet suchte, stiess ich dabei auf eine Predigt. Sie war von demselben Pastor, durch den ich damals zum Glauben gekommen war. Und wieder haben mich seine Worte so angesprochen. Nach vielen Jahren ging ich wieder in diese Gemeinde und bin jetzt regelmässig dort. Der Glaube an Jesus bedeutet mir sehr viel. Einen grossen Teil meiner Kraft bekomme ich von Gott, den ich oft darum bitte. Es mag für manche kitschig klingen, aber ich danke ihm auch für das, was ich an Gutem in meinem Leben habe.

Vorbereitung auf den paralympischen Wettkampf in Rio  

Es ist toll, in Brasilien zu sein. Die Menschen empfangen einen so herzlich und die Stimmung hier ist grandios. Und natürlich ist es etwas ganz anderes, bei den Paralympischen Spielen anzutreten. Im Behindertensport hat man sonst leider nicht so viele Zuschauer und dann plötzlich diese Menschenmassen! Das Stadion bei den Paralympics in London war ein regelrechter Hexenkessel und manche scheitern an dieser Atmosphäre. Wenn plötzlich 80'000 Menschen klatschen, ist das toll, aber auch erschreckend. Als ich dann dran war, hab ich einfach mein Hörgerät ausgeschaltet. Manchmal kann es auch von Vorteil sein, schwerhörig zu sein.

Vor jedem Wettkampf bete ich, dass ich das alles ehrlich für Gott tue. Dass er mir hilft, das Beste aus mir rauszuholen, all das, wofür ich monatelang trainiert habe. Dass ich das jetzt abrufen kann. Dass ich immer ein fairer Gegner bin und dass ich Freude an meinem Wettkampf habe. Danach schau ich mir genau an, wie meine Gegner stossen. Und versuche, mir einen Vorsprung rauszustossen. Ich bete nicht, dass ich gewinne, aber wenn ich gewinne, soll mein Sieg Gott gehören. Natürlich trainiere ich hart. Aber ich denke, dass neben dem Training die Begabung eine grosse Rolle spielt und die hat mir Gott geschenkt. Deswegen möchte ich ihm die Ehre geben. Manchmal gehe ich wirklich über meine Grenzen und ich denke, diese Kraft, diese Quäntchen mehr, das bekomme ich von Gott. Da bin ich mir ganz sicher.

Und so steht es ja auch in der Bibel, in Jesaja, Kapitel 40, Vers 31: «Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde. Sie laufen und sind nicht erschöpft.»

Birgit Kober tritt am 17. September um fünf Uhr morgens (MEZ) bei den Paralympics an.

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Datum: 05.09.2016
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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