Sicherheit in der Seiltechnik
Mehr Gewicht auf die Praxis legen
Nach dem tödlichen Unfall in einem Pfingstlager im Jahr 2011 verfügte der Cevi über ein Moratorium für Seilbahnkonstruktionen. Was geschah seither?
Wie der Cevi schreibt, hebt er das Moratorium für Personen auf, die den Seiltechnikkurs nach neuem Sicherheitsstandard besucht haben. Mit der Ausarbeitung dieses Standards habe der Cevi landesweit die strengsten Auflagen aller Kinder- und Jugendverbände für Seilbahnkonstruktionen.
BESJ setzt auf Praxis
Der BESJ (Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen) erklärte auf Anfrage, dass auch ihr Verband auf den Cevi-Unfall reagiert und seine Richtlinien angepasst habe: «Mit den neuen Richtlinien ersetzen wir Knoten durch Konstruktionen mit dem Abseilachter. Dadurch werden die Seile geschont und ihre Belastbarkeit erhöht, da jeder Knoten in einem Seil die Belastbarkeit reduziert», sagt Peter Blaser. Er warnt vor falscher Sicherheit durch Merkblätter oder schriftliche Unterlagen: «Die Konstruktion und der Betrieb einer Seilbahn kann nicht anhand von Merkblättern oder Schulungsunterlagen erlernt werden.» Wichtig sei die praktische Ausbildung; Leiter müssten Erfahrung sammeln. Blaser: «Das Gefährlichste ist, wenn Seiltechnik unterrichtet wird, ohne dass die Teilnehmer alles mehrmals selber aufbauen und betreiben müssen.»
Bedürfnisgerecht
Einen weiteren Gefahrenherd ortet Peter Blaser bei der Selbstüberschätzung und beim Gruppendruck: «Wer dem Druck im Sinne von 'immer grösser, immer schneller, immer höher' nicht standhalten kann oder selber in dieser Gedankenwelt verhaftet ist, hat in der Seiltechnik mit Kindern nichts zu suchen.» Waghalsige Konstruktionen entsprächen nicht den Bedürfnissen der Kinder. Blaser mahnt: «Die Leiter müssen angeleitet werden, das Kind zu sehen, und nicht coole Programme für sich durchführen».
Autor: Eveline Mergaert
Quelle: idea Schweiz