Vollblutmusiker Jan Jakob
«Ich erwische mich immer wieder beim Aufnehmen»
Er setzte in der Uni zwei Semester aus, um sein jüngstes Album zu produzieren: Jan Jakob. Der Hintergrund: Ein Song auf dem Vorgängeralbum trug eine Person in ihrem Krebsleiden durch. Allein schon wegen diesem Mann sei die Freude derart gross gewesen, dass er die Zeit auf der Bildungsstätte aussetzte, um das Nachfolgealbum aufzunehmen. Livenet unterhielt sich mit Jan Jakob über sein jüngstes Werk.Livenet: Jan Jakob, Sie haben laut eigener Angabe ein Jahr Uni geschwänzt, um Ihr Inneres auf das Album zu bringen – und nun ist es kostenlos auf Youtube und natürlich als normale CD erhältlich. Weshalb stellen Sie alles kostenlos zur Verfügung?
Jan Jakob: Ich habe so viel Spass gehabt. Beim Aufnehmen. Beim Songwriten. Es hat sich nicht wie Arbeit angefühlt. Selbst wenn es keiner ausser mir gehört hätte, wäre die Zeit lohnenswert gewesen! Mit 19 habe ich mal ein ganzes Album aufgenommen. Zum Schluss fehlte nur noch der Gesang. Heute, zehn Jahre später, liegt es immer noch halbfertig irgendwo auf dem Rechner. Das Entstehen von Songs ist so spannend, dass sich jede Minute lohnt… Zurück zur Frage: Kostenlos deswegen, damit es möglichst viele hören. Ich bin ja nicht so besonders bekannt und muss erst mal schauen, dass die Leute auf meine Musik aufmerksam werden. Wer trotzdem eine CD haben möchte, kann sie im SCM Shop oder bei mir direkt bestellen.
Was muss man über das Album «Story that my grandma told» wissen?
Die Grundstimmung ist eine sehr lebensbejahende. Das kriege ich immer wieder zurückgemeldet. Musikalisch konnte man es vielleicht irgendwo zwischen Jack Johnson, Johnny Cash und John Mayer verorten. Fangen auch alle mit «J» an, sehr sympatisch. (lacht)
Welche Story erzählte Ihre Oma denn?
Oh Mann, schwere Frage. Meine Oma ist gläubig. Ich auch. Zu sehen, wie sie glaubt, was sie erlebt hat, wie sie damit umgegangen ist – das alles ist mir ein grosses Vorbild. Tatsächlich geht’s wirklich um zwei Storys, aber das dauert zu lange, bis es vernünftig erzählt ist.
Können Sie ein, zwei Songs des neuen Albums vorstellen?
Da haben wir zum Beispiel «Beifahrersitz». Jeder weiss ja, dass man in Amerika «Kindergarden» oder andere Worte aus dem Deutschen verenglischt hat. Das gleiche hab ich zum Spass mit derm Wort «Beifahrersitz» gemacht. Mit amerikanischem Akzent hört es sich sich gar nicht so schlecht an. Ein romantisch-witziges Lied über eine Reise nach Italien. «Beifahrersitz» und «Auto» sind aber die einzigen Deutschen Worte. Sonst ist wirklich alles englisch. Eins der Lieder geht um den Tod. Da ich in dem Jahr auf fünf bis sechs Beerdigungen war, wurde ich ständig damit konfrontiert. Mir ist aufgefallen, wie ratlos man diesem Thema gegenüber stehen kann. Das Lied heisst «Death», kurz gefolgt von dem Lied «Life». Obwohl nein, das habe ich ja umgetauft in «Sold My Life».
Sie waren kürzlich auf Tour. Welche Feedbacks nach einem Auftritt bewegen Sie?
Eigentlich alles. Natürlich ist es schön, wenn es jemandem richtig gefallen hat! Auch sehr cool ist es, nach dem Konzert mit anderen Musikern zu sprechen. Mitzubekommen, dass sie inspiriert sind. Das kann man manchmal richtig in den Augen lesen. Wir sind ja als Band schon etwas jazzig und funky unterwegs. Da fangen viele Feuer. Und haben Bock, etwas auf ihrem Instrument dazuzulernen. Aber Musik ist Geschmackssache. Das weiss jeder. Heisst dann natürlich auch, dass es einigen nicht gefällt. Die geben dann aber meistens kein Feedback.
Was haben Menschen durch Ihre Musik erlebt?
Puh, es gibt glaube ich schon einige Sachen. Ein Freund hat mir erzählt, dass er seine Frau geküsst hat beim letzten Lied auf dem Album («Fall Asleep»). Scheint ein netter Moment gewesen zu sein. Jemand aus Thüringen hat mir erzählt, wie es ihm in seinem Krebsleiden Kraft gegeben hat. Die versteckte Hymne ganz am Ende. Das hat mich so sehr gefreut. Ich habe mich in Nachhinein so gefreut, dass ich die Uni mal zwei Semester links liegen gelassen hab. Allein schon wegen diesem einen Mann. Einige meinten, sie hören es auf dem Weg zur Arbeit oder einer auch beim Frühstücken. Jemand hat mir mal erzählt, wie es ihm in einer sehr, sehr dunklen Zeit geholfen hat.
Ist bereits das nächste Album in der Pipeline – oder hat nun die Uni Vorrang?
Gerade hat die Uni Vorrang. Bachelorarbeit und das letzte Praktikum. Ich erwische mich aber ständig wieder beim Aufnehmen. Auch heute wurden es spontan wieder vier Stunden. Obwohl ich wirklich keine Zeit hatte. Mann. Aber es ist wirklich cool geworden. Ich werds mir gleich nochmal anhören. Das ist immer das Spannendste. Ein paar Stunden später nochmal anhören. Manchmal erschreckt man sich, wie schlecht es war. Dann weg damit. Das darf einen aber nicht abhalten. Aber manchmal kriegt man auch ein Grinsen auf dem Gesicht und denkt «Geil! – Das kommt aufs nächste Album.» Zur Frage: Ja, ein neues Album ist in der Pipeline. Aber erst die Bachelorarbeit.
Welcher noch nicht veröffentlichte Song liegt Ihnen besonders am Herzen?
Viele. Zum Beispiel «Heap Of Meat». Da gehts um die Vergänglichkeit. Um den Haufen Fleisch, als der ich existiere. Aber es ist doch so. Ich bin ein Fleischberg, in dem sich eine Seele befindet. Der wird irgendwann alt, stirbt und hinterlässt ein bisschen Staub oder Kompost. Wofür dann das Ganze? In 50 Jahren weiss kein Mensch mehr, dass es mich mal gegeben hat... Naja, ich will hier nicht zuviel herum-philosophieren. Auf jeden Fall habe ich eine sehr beruhigende Perspektive auf das, was wir Leben nennen.
Jan Jakob (27) ist ein Singer/Songwriter aus Hannover. Derzeit sind drei Alben von ihm erhältlich. Neben «Story that my Grandma told» sind dies «Public Secrets» (2012) und «Coming from the Moon» (2003). Für sein nächstes Projekt plant er nun ein Crowdfunding - mehr Infos dazu sind auf der Webseite von Jan Jakob zu finden.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet