Manfred Siebald mit 21. Album
«Jeden Augenblick des Lebens als Geschenk Gottes feiern»
Kürzlich veröffentlichte Manfred Siebald sein 21. Album. Die Lieder laden ein, jeden Augenblick des Lebens als Geschenk Gottes zu feiern, sagt der Musiker. Livenet unterhielt sich mit dem Liedermacher, aus dessen Feder unter anderem «Geh unter der Gnade» stammt, über sein jüngstes Album sowie über sein Gesamtwerk.
Manfred Siebald: Dass es – wie die letzten elf Alben – von Manfred Staiger produziert und arrangiert wurde und dass die Instrumente wieder von wunderbaren Musikern im Stagg Street Studio in Los Angeles eingespielt wurden. Den Gesang habe ich nach unserer Rückkehr dann im Studio Tonmeister in Mainz-Drais aufgenommen. Das Cover hat wieder einmal Wolfram Heidenreich von den Guten Botschaftern gestaltet, und es macht richtig Lust, mitzufeiern. Apropos Feiern: Die Lieder laden ein, jeden Augenblick des Lebens als Geschenk Gottes zu feiern, ohne auszublenden, dass dieses irdische Leben einmal zu Ende ist und Gott uns in der Ewigkeit gern bei sich haben möchte. Die Entscheidung für ein Leben mit ihm sollten wir deshalb hier so bald wie möglich treffen.
Können Sie ein, zwei Songs des neuen Albums vorstellen?
«Gelobt sei Gott für halbe Sachen» hat einen provokanten Titel, denn unter «halben Sachen» verstehen wir ja meistens Dinge, die aus Faulheit oder Inkompetenz unvollendet bleiben. Mein Lied möchte dagegen Mut machen, Gott nicht nur am Ende des Tages oder nach dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts zu danken, sondern bei jedem Schritt auf dem Weg dorthin, also auch bei halben Sachen.
Der Satz «Wer Pizza isst, muss sterben» mag ebenso manche Menschen schockieren. Aber der Satz geht in meinem Lied weiter: «…und auch wer keine isst, der stirbt am Ende irgendwann.» Egal, was wir in unserem Leben tun oder lassen – früher oder später müssen wir alle einmal den physischen Tod sterben. Das sagt uns schon der 90. Psalm: «Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.» Diese Klugheit besteht sowohl darin, unsere Augenblicke auf dieser Erde nicht zu vergeuden, als auch darin, uns auf die Ewigkeit vorzubereiten.
Als Sie ihre Musiker-Laufbahn begannen, wurde mit Kassetten und Platten gearbeitet, inzwischen sind CDs überholt. Wie haben Sie sich in dieser Zeit verändert?
Ich hoffe, ich bin ein bisschen reifer geworden.
Gibt es auf Ihren 21 Alben einen Song, der eine völlig ungeahnte Tragweite erreicht hat; bei dem Sie vielleicht dachten, dass er durchaus gut und nett ist, dann aber in einer nicht vermuteten Tiefe die Menschen erreichte?
Davon gibt es eine ganze Menge. Ein Beispiel ist «Geh unter der Gnade», das ich als eine kleine Gratulation zum 60. Geburtstag meines Verlegers und Freundes Friedrich Hänssler geschrieben habe, und das sich ein grosser Teil der deutschsprachigen Christenheit einfach gegriffen und zu ihrem Lied gemacht hat. Es wird am Ende von Gottesdiensten gesungen, zum Jahresabschluss oder bei der Aussendung von Missionaren. An all das habe ich beim Schreiben und Komponieren überhaupt nicht gedacht.
Auf all Ihren Alben dürften wohl mehr als 300 Lieder publiziert sein. Wie viele haben Sie verfasst, die nie auf einen Tonträger gelangten?
Keine Ahnung. Dazu müsste ich erst einmal grössere archivarische Anstrengungen unternehmen und meine Papierkörbe inspizieren. Viele Lieder habe ich ja nicht selbst aufgenommen, sondern für Freundinnen und Freunde geschrieben, die sie dann auf ihren CDs veröffentlicht haben. Manche habe ich auch für punktuelle Anlässe geschrieben; aber so etwas muss man dann nicht unbedingt konservieren.
Welche Feedbacks nach einem Auftritt bewegen Sie?
Wann immer Menschen mir was Freundliches sagen oder sich für das Konzert bedanken, freue ich mich natürlich. Wenn sie mir etwas konstruktiv Kritisches sagen, überlege ich lange, welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehen kann. Wenn sie mich oder meine Lieder unqualifiziert kritisieren, versuche ich, das Gespräch höflich zu Ende zu bringen. Aber am meisten freue ich mich, wenn mir jemand sagt, dass die Lieder ihm oder ihr Lust auf den Glauben an Jesus Christus gemacht haben oder sie ermutigt haben, neue Schritte im Glauben zu tun.
Was haben Menschen durch Ihre Musik erlebt?
Manche Leute haben mir erzählt, wie ein Lied sie durch eine Depression hindurch getragen hat, und andere haben mit einem Text eine erschreckende medizinische Diagnose besser verarbeiten können. Wieder andere haben den Verlust eines lieben Menschen durch ein Lied besser ertragen – ich habe eine ganze Reihe von Traueranzeigen mit einer Zeile aus einem meiner Lieder zugeschickt bekommen, oder auch Bilder von Grabsteinen, auf denen ein Satz von mir eingemeisselt war. Die Liste von Reaktionen ist lang.
Was ist Ihr persönliches Herzensanliegen?
Dass meine Lieder und mein Leben übereinstimmen. Und dass über beidem der Satz des Apostels Paulus steht: «Und alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.»
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet