Shaker schüttelt Herzen
«Ich will eine Friedensbotschafterin sein»
Die assyrische Christin Mariela Shaker verliess ihre syrische Heimat, um im Ausland Musik auf einer Universität Musik zu studieren. Trotz Wirren in ihrer Heimat ist sie nicht verbittert. Im Gegenteil: Sie will eine Friedensbotschafterin sein.
Kürzlich stand der syrische Violinist und Pianist Riyad Nicolas im «John F. Kennedy Center for the Performing Arts» in Washington D.C. auf der Bühne, um Bewusstsein für die Notlage der syrischen Flüchtlinge zu schaffen. Das Konzert war Teil des Welt-Flüchtlingstags der UNHCR.Mit auf der Bühne stand Mariela Shaker. Hayes Brown, ein Autor, der Mariela traf, schreibt über sie: «Sie ist selbst eine von fast vier Millionen Flüchtlingen. Es ist ihr Volk, das seit fünf Jahren vor dem Chaos und dem Kriegsgeschehen flieht, das ihr Land verschlingt. Ihre Heimatstadt Aleppo liegt in Trümmern. Doch sie musiziert weiter.»
Violine wird zum Ausreiseticket
Mariela war neun Jahre alt, als sie sich im «Arabic Institution of Music» einschrieb – ihre Liebe galt dem Piano, doch mit einem Lächeln erwähnt sie, dass ihre Mutter für sie die Violine wählte; ein Instrument, das kostengünstiger war. Rund fünf Jahre später, mit 14, begann sie die jüngere Musiker-Generation zu unterrichten. Daneben studierte sie Wirtschaft an der Universität in Aleppo. «Sie gab in verschiedenen Orten in Syrien Solo-Konzerte. Unter anderem trat sie in Kirchen auf.»
Dann begann der Krieg und die Lage der assyrischen Christen in Syrien wurde unerträglich. Die Zusammenstösse entstanden aus den Protesten gegen den nach wie vor amtierenden Präsidenten Bashar al-Assad. Shaker erreichte ihren Abschluss im Jahr 2013, doch feiern konnte sie nicht. Aus dem Land kam sie schliesslich auf Einladung des Monmouth College, einer kleinen Kunstschule in Illinois. Dort konnte sie einen zweiten Bachelor in Angriff nehmen, den sie nun vor kurzem abgeschlossen hat.
Wackelige Telefonleitung
Carolyn Suda vom College-Leitungsteam sei nicht nur ihre Lehrerin, sondern zusätzlich eine Mutter, betont Shaker mit Tränen in den Augen. Nun will sie in Chicago auf der DePaul Universität einen Master in Musik durchlaufen. Gleichzeitig sind ihre Eltern und ihr einziger Bruder noch immer in Aleppo. Sie leben in dem Haus, in dem die Familie seit dreissig Jahren wohnt. Fast täglich erreicht sie ihre Lieben über eine wackelige Telefonverbindung. Elektrizität und Internet sind in der Heimat ein seltenes Gut geworden. Eine Rückreise nach Syrien ist unmöglich geworden.
«Als ich hier angekommen bin, habe ich gemerkt, dass es schwierig, gefährlich und riskant ist, zurückzugehen», stellte Mariela fest. «Hier habe ich die wunderbare Möglichkeit, meine Ausbildung zu beenden.» Das wolle sie nicht aufs Spiel setzen.
Die Brücke
Shaker ist mittlerweile eine von nur tausend Flüchtlingen aus Syrien, welche seit dem Ausbruch des Krieges in den USA einreisen durften. Laut Brown haben «vier Millionen Syrer seit 2011 das Land verlassen; die meisten leben im Libanon, Jordanien und in der Türkei.» Der Aufstieg des Islamischen Staat hat die Nahrungssituation und die medizinische Versorgung der übrigen Syrer erheblich erschwert. Doch ihre Eltern wollen im Land bleiben.
Nach ihrem Abschluss wolle sie mit ihrer Musik als Friedensbotschafterin in verschiedenen Ländern unterwegs sein. «Das ist eine internationale Sprache, eine Sprache des Friedens.» Sie wolle Hoffnung bringen. «Musik ist eine Brücke, welche die Welt zusammenbringt.»
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Assist News / Assyrian International News Agency