Heilsarmee fährt – vielleicht

Salutisten im Tenü «zivil» nach Malmö?

Der Ärger bei der Heilsarmee ist gross. Und er ist verständlich. Die Veranstalter wollen, dass die Band anders heisst, und das Tenue darf die beliebte Gruppe nicht als Heilsarmee ausweisen. So aber möchte die Heilsarmee nicht an den ESC fahren.

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Christoph Jakob (31) und Sarah Breiter (20) bei der Siegesperformance.

Am Dienstagnachmittag gab die Heilsarmee bekannt, dass sie mit SRF eine kreative Lösung sucht, um dennoch in Malmö aufzutreten. 

Die Darbietung von «You and me» sei ein Gesamtpaket mit Song, Kostüm und Show, heisst es bei der Heilsarmee. Sie sei als solches geplant und zum Sieger erkoren worden. Der Song habe in dieser Form auch in Malmö berechtigte Chancen. Dass zentrale Elemente ihres Auftritts plötzlich nicht mehr zugelassen sein sollen, erstaunt daher die Heilsarmee. Gerade die Auflagen in Bezug auf die Uniform sieht sie als fragwürdig, insbesondere auch, da die anderen Bands ihre Outfits selbst bestimmen können.

Müsste die Heilsarmee den heute bekannten Auflagen vollumfänglich entsprechen, würde sie von einem Auftritt in Malmö absehen, teilte die Heilsarmee am Dienstagnachmittag mit. Trotzdem glaubt sie daran, dass sie gemeinsam mit dem Schweizer Fernsehen einen Weg finden kann. Sie gehe davon aus, dass es Möglichkeiten gibt, sich selber treu zu bleiben und gleichzeitig die Schweiz mit dem Siegersong, wie ihn das Publikum gesehen hat, in Malmö zu vertreten, so die Heilsarmee.

Spannender Krimi

Gestern die Ernüchterung mitten im Freudetaumel: Die Europäische Rundfunkunion (EBU) sagt, die Heilsarmee dürfe nicht mit ihrem Namen und nicht in Uniform auftreten. 

Heute ein Beratungsmarathon bei der Heilsarmee. Der Morgen im Überblick: Heilsarmee-Sprecher Martin Künzi geht nicht ans Telefon. Doch er schweigt nicht. Die Ansage auf seinem Handy: «Wir sind erstaunt und verärgert über die Auflagen der EBU, da wir weder politisch noch kommerziell unterwegs sind.» Denn aus diesem Grund fordert die Europäische Rundfunkunion (EBU), dass die Heilsarmee mit anderem Namen auftritt. Und die Kleider sollen keine Salutisten-Uniformen sein. Künzi auf seinem Anrufbeantworter: «Sie entsprachen dem Reglement der Schweiz für den Eurovision Songcontest, und wir gingen davon aus, dass dieses konform mit jenem der EBU ist.»

Der EBU-Entscheid sorgt natürlich für Ärger. «Die Schweiz hat uns mit dem Song 'You and me' und mit Uniform gewählt, und wir denken, dass dieses Gesamtpaket vertreten sein sollte. Wir werden die Auflagen prüfen und deren Konsequenzen gemeinsam mit der Band besprechen und erst danach darüber befinden», so Künzi.

Euro-Diktat = Gratiswerbung

In diesen Minuten die Erleichterung. Die Heilsarmee ist gewillt, eine Lösung zu finden, kreativ zu sein.

Die Meinungen in den Leserbriefspalten verschiedener Zeitungen zeigen: viele Kommentatoren ärgern sich über die Vorgaben. Aber sie sind sich auch weitgehend einig: Der Wirbel macht den Schweizer Beitrag in Europa nur noch bekannter. Die Schweiz leidet mit. «20 Minuten» hat bereits dazu aufgerufen, mögliche Bandnamen einzureichen. Einer davon: «The Booths», analog zum Namen des Heilsarmeegründers William Booth.

Datum: 18.12.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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