Neue CD von Thea Eichholz
«Lieder schreiben ist ein bisschen wie Kochen»
Sieben Jahre sind seit dem Erscheinen ihres ersten Solo-Albums vergangen. «Anders als vorher» verarbeitet vieles aus dem Alltag, Erfreuliches wie auch Trauriges, so verarbeitete Thea Eichholz unter anderem den Tod ihres ersten Mannes. Eichholz ist darüber hinaus eine der Sängerinnen des erfolgreichen Musikkabaretts «Die Mütter».
Sie habe viel gelacht, und Manches kostete auch Tränen. «Dieses Album ist für mich wie eine Sammlung von Blickfängen auf den grossen Bogen, den das Leben zieht.
Da nistet sich Schmunzeliges selbstverständlich ein neben den grossen Fragen wie: ‚Was tröstet mich?’. Und die Gedanken an den verstorbenen ‚Boten im anderen Land’ haben Raum – genauso wie der Wunsch, den Kindern ‚Flügel schenken’ zu können oder die Einsicht, dass ‚Einfältigkeit’ höchstens im optischen Sinne erstrebenswert sein kann ...»
Thea Eichholz, können Sie sich noch an Ihr erstes selbstgeschriebenes Lied erinnern?
Thea Eichholz: Nein, an das wirklich komplette Lied kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich die Welt damit noch verschont habe...
Was passiert in Ihnen – und um Sie herum – wenn Sie Lieder schreiben?
Lieder zu schreiben ist ein bisschen wie Kochen. Mal ist es Entspannung, mal ist es spannend, weil man Neues kreiert, mal aber auch schlichtweg mühsame Arbeit. Meistens jedoch ist es für mich ein grosses Glücksgefühl, wenn ein spannender Gedanke, eine neue Erkenntnis oder ein witziges Erlebnis in einem Lied eine «Bleibe» findet.
Manche Künstler bezeichnen «Lieder schreiben» als eine Art Therapeutikum.
Für mich trifft das zu. In besonderem Masse habe ich das bei meiner ersten CD erlebt, als ich den Tod meines ersten Mannes verarbeitete. Lieder sind auch meine Unterhaltungen mit Gott: meine Klagen, meine Dankeschöns, meine Fragezeichen und meine Lachanfälle. Manche Lieder sprudeln aus mir heraus, als gäbe es sie schon seit Urzeiten längst fertig in mir. Andere wollen lange gesucht und überredet werden, bis sie endlich hervorkommen. In jedem Fall tun sie mir gut!
Mit den Songs Ihrer Solo-CD «Breite deine Flügel aus» haben Sie unzählige Menschen berührt und getröstet – was bedeuten die Lieder heute für Sie?
Sie bedeuten mir sehr viel. Sie spiegeln eine bestimmte Lebensphase mit all ihren Nöten, Hoffnungen und Zielen wieder – wie ein lyrisches Tagebuch meiner Seele. Ich erinnere mich sehr genau an die verschiedenen Umstände, in denen jedes einzelne Lied entstand. Nur noch wenige Lieder singe ich in meinem aktuellen Programm, denn das Leben hat weitere Themen bereit. Aber wenn ich hier und dort auf einen der Liedtexte stosse, wenn Menschen mir zu bestimmten Liedern Erlebnisse schreiben, tauche ich wieder ein in die Stimmungen und Erfahrungen jener Zeit.
Das ist schmerzhaft und zugleich unendlich wertvoll. Ich staune über den Weg, den ich gehen konnte – mit Gottes Hilfe.
Was sollte ein Thea-Konzert-Abend haben, damit Sie sagen, das war ein schöner Abend?
Kurz vor einem Konzert bin ich am meisten gespannt auf das Publikum. Und die grösste Herausforderung besteht darin, miteinander in Kontakt zu kommen. Das geschieht manchmal, wenn die Leute entspannt sind, tatsächlich im «Gespräch» zwischen Bühne und Publikum – ein Hin und Her, das mir besonders Spaß macht. Manchmal erfasse ich auch einfach nur Blicke, Lachen, Tränen im Augenwinkel, leise Schmunzler, geschlossene Augen – ja, es ist sogar schon mal jemand bei einer Ballade am Konzertende eingeschlafen – das nehme ich aber als Kompliment...
Zum anderen wünsche ich mir, dass wir an so einem Abend gute Musik machen, einander zuhören, uns gegenseitig mit Ideen überraschen und dieses wunderbare Medium – unabhängig von allen «Fehlern und künstlerischen Schwächen» – einfach selbst geniessen können! Wenn beides zusammen kommt, habe ich wirklich das Gefühl, am richtigen Platz zu sein.
Thea und «Die Mütter». Zwei ganz unterschiedliche Bühnen-Programme. Wie greift da eins ins andere?
Das verbindende Element ist für mich sicherlich das Songwriting für beide Programme. Und deshalb empfinde ich manche Programmteile gar nicht als so unterschiedlich. Auch für das Kabarettprogramm der «Mütter» schreibe ich durchaus Songs, die Tiefgang haben, nachdenklich sind und zu Herzen gehen. Und auf der anderen Seite finden in meinem Soloprogramm immer mehr kabarettistische Lieder, Gedichte und Geschichten ihren Platz. Eben weil unsere verschiedenen Lebensstimmungen sich ja auch nicht separieren lassen in montags bis mittwochs tiefschürfend, donnerstags bis samstags «witzisch» und sonntags hochheilig... Beide Programme würde ich als humorvoll und «geistreich» bezeichnen – lediglich die Gewichtung ist unterschiedlich.
Quelle: Gerth Medien