Gottesdienste mit Motorsägen
Ein «zweischneidiges Schwert» im Einsatz
Claudia und Ruedi Kündig liefern mit besonderen Gottesdiensten völlig neue Perspektiven und Zugänge zur Bibel – mit Motorsägen werden Aussagen aus der Schrift ins Holz gefräst. Bekannt ist das Ehepaar schon länger für ihre «Biblepainting»-Aufführungen – nun kommen auch Live-3D-Bilder dazu; gerade im diesjährigen Corona-Frühling wird dieses Outdoor-Programm gut gebucht.
Ruedi Kündig, wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen
Gottesdienst mit Motorsägen zu gestalten?
Ruedi Kündig: Auf der Autofahrt zu einer Biblepainting-Aufführung
sagte ich in Würenlos zu meiner kreativen Frau: «Nun haben wir alles
an Mal-Stilen ausprobiert, um den Menschen die beste Botschaft der Welt zu
verkündigen.» Zu meiner Überraschung antwortete sie: «Nein, etwas fehlt noch …
3D!» Eine Woche später brachte ich ihr eine günstige
Motorsäge nach Hause. Claudia rührte sie nicht an, viel zu gefährlich. Ich gab noch nicht auf und bestellte im Internet die kleinste Motorsäge, die es gibt.
Nun fasste meine Frau Mut. Die Sägen wurden immer grösser und «vermehrten sich»
bis zur 500i mit 70er Schwert.
Was geschieht in einem solchen Gottesdienst, wie wird
er gestaltet?
Claudia sägt eine Viertelstunde lang mit lauten Benzinkettensägen
ein Tier aus einem Stamm. Dem Publikum ist noch nicht klar, was es werden wird.
Dann arbeitet sie mit den kleinen Akkusägen, mit Flex und Sprays weiter. Der
Lärmpegel ist nun so tief, dass ich mit Lautsprechern ohne Probleme gut verständlich
predigen kann. Als Schlusspunkt ... ach, das wollen wir doch noch nicht alles
verraten!
Welche Inhalte, Botschaften und Gleichnisse werden
vermittelt?
Wie ein Holzstamm durch die Arbeit von Claudia
veredelt wird, so kann es uns beim Studium der Poesiebücher des Alten
Testaments gehen. Hier stehen oft auch kantige und scharfe Bibelverse, die uns
positiv herausfordern und eine konkrete Hilfe für unser Leben und Glauben sind.
Das passt zur lauten, scharfen und Motorsäge mit ihrem «zweischneidigen Schwert».
Bis jetzt haben wir nur ein Thema, nämlich die Geschichte von Frau Weisheit und Frau Torheit aus dem Buch der Sprüche – mutige und lebensbejahende Bibelverse rund ums Geld. In Vorbereitung ist das Buch Hiob mit der Frage «Warum lässt Gott das zu» und weiter angedacht sind das Buch Prediger – «Wenn die Kraft nicht mehr reicht» – und das Hohelied; das ist zwar ein Liebeslied, aber auch eine Allegorie auf das Leben von Jesus.
Welche Feedbacks erhalten Sie dazu? Was löst der
Motorsäge-Gottesdienst aus?
Beim Motorsäge-Gottesdienst sind die Männer in der
Mehrheit. Sie sitzen gerne in den vordersten Reihen, ja sie stehen sogar auf
und kommen so nahe wie erlaubt zur Bühne. Am Schluss strömen sie nach vorne zu
den ausgestellten Maschinen und bedanken sich für die klaren und
herausfordernden Bibelworte. Unsere eigenen vier erwachsenen Töchter haben sich
bei uns Eltern so stark bedankt wie selten zuvor, vor allem auch über die
unbekannten und knackigen Bibelworte übers Geld und den Geiz.
Was ist Ihr Herzensanliegen?
Die Motorsägekunst von Claudia soll und darf nicht im
Zentrum stehen. Wir möchten stets mit allen uns zur Verfügung stehenden Gaben,
Ressourcen und technischen Mitteln Menschen für die Gute Nachricht und fürs
Lesen der Bibel begeistern.
Gerade in der Corona-Zeit sind Outdoor-Ereignisse im
Vorteil; ist das eine zusätzliche Möglichkeit für die
Motorsägen-Gottesdienste?
Vor zwei Jahren haben wir mit Motorsägen begonnen und
beim Nachfragen in den Gemeinden die skeptische Antwort erhalten, ob es
wirklich nötig sei, dass man den Gottesdienst draussen stattfinden lassen
müsse. Dann kam Corona und alles hat sich geändert. Plötzlich erhielten wir
viele Anfragen und so führen wir vom Frühling bis im Sommer 2021 zehn
christliche Motorsäge-Events durch, die meisten davon sind Gottesdienste. Heute sind
Gemeinden froh, wenn sie Gottesdienste draussen mit viel Abstand halten können.
Für uns ist das eine weitere schöne Erfahrung vom Kairos, vom perfekten Timing
Gottes.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet