Bücher-Fan Dominik Klenk

«Vitamine, um im Sprachgewirr nicht zu erkranken»

Fontis-Verlagsleiter Dominik Klenk teilte am Internationalen Tag des Buches vom 23. April seine Begeisterung fürs Lesen mit idea-Redaktor Andrea Vonlanthen. Lesen könne auch in der Corona-Krise das Immunsystem stärken.

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Dominik Klenk
idea Schweiz: War Jesus ein leidenschaftlicher Leser, Dominik Klenk?
Dominik Klenk:
Im Johannesprolog wird berichtet, dass Jesus «das Wort ist, das im Anfang war». Vor diesem Hintergrund ist «leidenschaftlicher Leser» wohl eine Untertreibung.

Welcher biblische Autor begeistert Sie? 
Literarisch der Hebräerbrief, dramaturgisch die Psalmen. Was ihn um den Verstand bringt, rotzt David Gott ungefiltert auf den Tisch. Gleichzeitig verliert David nie den grossen Bogen des Vertrauens.

Laut amerikanischen Forschern leben Menschen, die häufig lesen, gesünder und länger. Ihre Erfahrungen? 
Bücher sind Lebensmittel. Vitamine, um im Sprachgewirr der Menschheit nicht zu erkranken. Ein gutes Buch ist eine Türe zu einer reichen Innenwelt – und das ist der Kern eines starken Immunsystems.

Der Dichter Christian Morgenstern sagt: «Über jedem guten Buch muss das Gesicht des Lesers von Zeit zu Zeit hell werden.» Über welchem Buch wurde Ihr Gesicht zuletzt hell? 
Guido Baltes: «Die verborgene Theologie der Evangelien». Ein Buch über die Bedeutung der jüdischen Feste. Wahrhaft erhellend!

Wie feierten Sie am 23. April den Welttag des Buches? 
Wir freuen uns, dass der Sprachstrom des Lebens immer noch fliesst und dass wir ein Teil davon sind. Man muss jeden Tag feiern, an dem die Welt der Zahlen und die Mathematisierung des Lebens noch nicht die Überhand gewonnen haben.

Welches wäre der ideale Termin für einen Tag des christlichen Buches?
Jeder Tag der Woche, der mit einem «g» endet.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihren Verlag aus?
Ein verheerender Einschnitt. Die Buchhandlungen sind zwangsweise zu. Zum Glück haben wir ein starkes Privatkundengeschäft, das einen Teil der Verluste im Shop abfangen kann. Finanziell geht es ums Überleben.

Wie kann ein gutes Buch helfen in dieser Krise? 
Ein gutes Buch bietet dem Leser Haftflächen, um sich selber im Spiegel des Gesagten zu verorten und damit die eigene Perspektive zu erweitern.

Wie merke ich, ob ein Buch gut ist? 
Ein gutes Buch kann lächeln.

Welches Buch empfehlen Sie momentan einer verängstigten Risikoperson? 
Ein Buch, das den Tod als einen Teil des Lebens umarmt. Markus Günther hat eben einen solchen wunderbaren Roman veröffentlicht: «Pietà».

Welches ist für Sie gerade das «Buch des Jahres»?
Es liegt vor mir, wird aber erst im Sommer veröffentlicht. Es trägt den Titel «Jesus». Markus Spieker hat eine tausendseitige Jesus-Biografie geschrieben. Es ist nicht weniger als eine Weltgeschichte. So etwas habe ich noch nie gelesen! Es wird ein Schlüsselbuch.

Welches Buch verschenken Sie grossflächig, wenn Ihnen ein Gönner 5'000 Franken spendet?
Siehe letzte Antwort. Das Buch gehört in die Hände aller Entscheidungsträger.

Aller Anfang ist schwer: Was heisst das für einen Menschen, der das Lesen neu lernen will? 
Allem Anfang wohnt auch ein Zauber inne. Ein Buch kann natürlich wie ein Backstein in der Hand liegen und Mühen ausstrahlen. Aber ein einziger Satz kann wie Honig schmecken. Wenn der erste Absatz eines Buches Resonanz auslöst, dann sollte man über die Lese-Reise nachdenken.

Wenn es mir richtig schlecht geht: Raten Sie dann eher zur Apotheke oder zur christlichen Buchhandlung? 
Christliche Buchläden sind geistliche Hausapotheken. Gehen Sie hin, lassen Sie sich beraten, greifen Sie ein Buch, das Sie anlächelt.

Über Dominik Klenk

Dominik Klenk, 52 Jahre, seit 2012 Leiter des Fontis-Verlags in Basel, zuvor Leiter der OJC-Kommunität in Reichelsheim bei Frankfurt. Fontis zählt in der Schweiz neun Buchhandlungen. Der Verlag lieferte 2019 rund 500'000 Bücher aus und gab 25 Neuerscheinungen heraus, dazu kamen 10 Neuerscheinungen zusammen mit dem Asaph-Verlag. Die einfachste Bestellmöglichkeit ist über den Shop.

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Datum: 26.04.2020
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: idea Schweiz

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