Autobiografie

Wie Asia Bibi acht Jahre Haft in der Todeszelle überstand

Die ehemals zum Tode verurteilte pakistanische Christin Asia Bibi (49) hat über ihre achtjährige Haft in der Todeszelle ein Buch geschrieben. Es ist zunächst auf Französisch erschienen und heisst «Enfin libre» (Endlich frei). Bibi, die im Mai 2019 nach Kanada ausgereist war, wo sie mit ihrer Familie an einem geheimen Ort lebt, hat das Buch gemeinsam mit der französischen Journalistin und Menschenrechtlerin Anne-Isabelle Tollet verfasst.

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Asia Bibi (links) mit ihrer Koautorin, Anne-Isabelle Tollet (Bild: Éditions du Rocher, Autor: Francois Thomas)
Wie die internationale englischsprachige Zeitung «The Guardian» (London) berichtet, wurde aus Anlass der Veröffentlichung am 29. Januar erstmals auch ein aktuelles Foto Bibis veröffentlicht, zusammen mit Tollet. Sie hatte in der Vergangenheit bereits zwei Bücher über das Schicksal Bibis geschrieben.

In einer Pressemitteilung zu dem Buch, das im Verlag Editions du Rocher (Monaco) erschienen ist, teilte Bibi mit: «Sie kennen meine Geschichte aus den Medien, vielleicht haben Sie versucht, sich in meine Lage zu versetzen. Aber Sie werden meinen Alltag im Gefängnis oder mein neues Leben letztlich nicht verstehen; deshalb erzähle ich Ihnen alles in diesem Buch.»

Eingekerkert auf 3 x 2,4 Metern

Der Verlag veröffentlichte einen Auszug daraus. Darin berichtet die fünffache Mutter auch von den Bedingungen ihrer Haft. Sie schreibt, dass ihr Hals «von einem eisernen Kragen umschlossen war, den die Wache mit einer riesigen Mutter festziehen konnte». Wände und Boden der 3 x 2,4 Meter kleinen, fensterlosen Zelle seien feucht und schwarz vor Dreck gewesen. Nur wenige andere Gefangene hätten ihr gegenüber Mitgefühl gezeigt: «Ich erschrak, als eine Frau lautstark rief, man solle mich töten. Andere schlossen sich an und schrien: ‚Erhängt sie, erhängt sie!‘»

Koautorin: Asia Bibi betete jeden Tag

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Das Cover des Buches «Endlich frei»
Die Koautorin Tollet sagte dem französischen Sender RCF Radio (Lyon), Bibi gehe es in Kanada gut. Sie sei «körperlich und geistig gesund». Die frühere Landarbeiterin und fünffache Mutter führe ein «einfaches und abgeschiedenes Leben». Sie vermisse ihre Heimat, stehe aber mit Angehörigen in Pakistan in Kontakt. Die Zeit in Haft habe Bibi überstanden, weil sie Kraft aus ihrem Glauben geschöpft habe: «Sie betete jeden Tag in ihrer Zelle; sie vertraute Gott, und sie wusste, dass er sie da rausholen würde.»

Wichtig für den Überlebenskampf sei auch die Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft gewesen. Die Biografie sei als Dank für diese Anteilnahme gedacht, so die Koautorin. Das Buch sei auch als «Plädoyer gegen jeglichen Fanatismus» zu verstehen.

Im Oktober 2018 wurde das Urteil aufgehoben

Der Fall Bibi hatte international Aufsehen erregt. Die Landarbeiterin war 2010 in Pakistan zum Tode verurteilt worden. Ihr wurde vorgeworfen, als «Ungläubige» durch Berührung eines Gefässes das Wasser für muslimische Feldarbeiterinnen verunreinigt und sich im Streit beleidigend über den Propheten Mohammed geäussert zu haben. Es folgte eine jahrelange internationale Kampagne für die Begnadigung Bibis, in deren Verlauf sich auch Papst Franziskus für die Verurteilte einsetzte und zwei pakistanische Politiker von radikalen Muslimen ermordet wurden.

Das Oberste Gericht hob das Urteil im Oktober 2018 mit der Begründung auf, die Vorwürfe gegen sie seien juristisch schwach begründet. Die Entscheidung löste gewalttätige Proteste radikaler Muslime aus.

Von den knapp 200 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.

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Datum: 05.02.2020
Quelle: www.ideaschweiz.ch

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