Verloren und wiedergefunden
Sarah Bessey: «Zweifel und Fragen sind gesund»
Im Laufe der Zeit wuchs in Sarah Bessey eine innere Unruhe. Diese trieb sie zunächst aus der christlichen Gemeinschaft. Später kehrte sie zurück und fand Frieden. Sie ist überzeugt, dass dies auch anderen gelingen wird.
«Diese Reise hat wohl deshalb überhaupt begonnen, weil ich mir zu lange vormachte, dass alles in Ordnung sei.» Sie habe Fragen und Zweifel gehabt, doch anstatt sich damit auseinanderzusetzen habe sie diese ignoriert. «Ich dachte, wenn ich mich beschäftigt halte und versuche, mich wie eine 'Heldin' für Gott zu verhalten, verschwinden alle diese Dinge von selbst.»
Der Kirche den Rücken gekehrt
Im Laufe der Zeit hörte sie bei den Gottesdiensten weniger über Jesus, dafür mehr über Kirche, Doktrin und «Lektionen fürs Leben». «Es war, als würde ich Jesus in der Kirche verlieren.» Ihr schien es, dass man Christ sein konnte, ohne überhaupt wirklich zu wissen, wie man Jesus nachfolgt.
Als sie entschieden hatte, nicht mehr in die Kirche zu gehen, dachte sie, dass es dies mit der Institution gewesen sei.
Von Jesus überrascht
«Ich fand Heilung bei einer Gemeinschaft von Leuten, die Gott ausserhalb dieser Türen lieben», erinnert sich Sarah Bessey. Doch dann entdeckte sie andere christliche Traditionen.Irgendwie habe sie sich Jesus immer als netten, moralischen Typen in ihrem Kopf zusammengestellt. «Doch nun hatte er meine volle Neugier gewonnen. Als ich mehr über ihn lernte, stellte ich fest, dass er so viel mehr war, als ich erwartet hatte – wilder, freier, herausfordernder, liebender, überraschender…»
Weiter schreibt sie: «Als ich begann, mich von den unfairen Ansprüchen, die ich an die Kirche hatte, zu entflechten und nach Heilung zu suchen, entschied ich, selbst herauszufinden, wie man Jesus nachfolgt.»
Liebe zurückgewonnen
Mit der Zeit habe sie gesehen, wie gross die Vielfalt der Christenheit ist. «Als der Rucksack meiner Traditionen zu schwer wurde, erlaubte mir Gott in seiner Gnade, ihm in anderer Weise zu begegnen.»
Rückblickend meint sie, dass sie die grössten Verletzungen, aber auch einige ihrer grössten Heilungen in der Gemeinde erfahren habe. Nun sei sie nicht nur eine «typische Kirchenfrau» – inklusive dem Mitwirken im Gebetsteam und der Sonntagsschule – sondern sie sei nun in der gleichen Tradition wie damals, als sie Jesus als Kind kennengelernt hatte.
Keine Angst
«Wir haben oft Angst davor, herausgefordert zu werden oder etwas in Frage zu stellen», beobachtet Sarah Bessey, «doch es ist gesund und oft trifft uns der Heilige Geist genau an dieser Stelle. Wenn sich unsere Theologie nicht im Laufe des Lebens verändert, dann denke ich, haben wir ihr nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.» Und sie meint: «Wenn ich zurückschaue, was ich für Gedanken hatte und was für eine Frau ich einmal war, kann ich Gott nur danken, dass er mich verändert hat und dass ich wachsen durfte. Und in 10 Jahren werde ich wohl gleich denken...»
Neben ihrem Wirken als Bloggerin und Buchautorin ist Sarah Bessey eine gefragte Rednerin.
Zur Webseite:
Blog von Sarah Bessey
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch/Inspire Magazine