Sensibler und sinnlicher
Frauen beten anders
Das vor kurzem im fontis-Verlag erschienene Buch «Frauen beten anders» von Claudia Larsen und Zoë Bee ist überraschend anders und von Frauen für Frauen gemacht. Es umfasst 56 unterschiedliche «Liebesbriefe» Gottes. Eine Buchrezension von Anja Janki.
«Frauen beten anders» ist voller berührender Geschichten von Frauen, die die lebensverändernde Kraft der Liebe Gottes erfahren haben. Das Cover ist sinnlich gestaltet, mit glänzenden, goldenen Verzierungen und dem Bild einer Frau im Brautkleid. Aber auch das «Innenleben» ist alles andere als enttäuschend: Viele Bilder, verschiedene Schriftarten und viele Farben und besondere grafische Elemente machen jede Seite zu einem Highlight.Frauen offenbaren ihr Innerstes
Aber nicht nur das äussere Erscheinungsbild und die Gestaltung spricht an, sondern auch der Inhalt. So aufwendig und originell die Gestaltung, so berührend und persönlich ist der Inhalt. Zum einen erzählt jede Frau ein kurzes Zeugnis, sei es ihre Lebensgeschichte oder wie sie Gott erlebt haben; zum anderen teilen Sie ihre Lieblingsverse oder ein persönlich formuliertes Gebet mit den Leserinnen. Diese Texte gehen direkt ins Herz und man merkt, dass sie authentisch sind und die Frauen ihr Innerstes offenbaren. Es kommt rüber, dass die Frauen davon überzeugt sind, dass Gott sie liebt und einzigartig geschaffen hat, weil sie es selber erlebt haben.
Inwiefern Frauen anders beten, schreiben die Autorinnen bereits im Vorwort: «Frauen beten oft empathischer, weicher, sensibler, auch beziehungsorientierter und aufmerksamer, gerade im Feinstrukturierten: Das Kind des Nachbars hat sich verletzt, eine Freundin hat keine Kraft mehr und lässt ihre Flügel hängen, die Lehrerin des Sohnes scheint entmutigt zu sein, die Operationsnarbe des Onkels schmerzt, etc… möge Gott sie alle nicht alleinlassen und ihnen allen seinen Segen und seinen Trost schenken.»
Frauen jeder Couleur
Interessant ist auch die Mischung der porträtierten Frauen: Von der Studentin über Sportlerin, Juristin und Künstlerin bis zur Nonne ist alles dabei, auch verschiedene Hautfarben und Kulturen (z.B Johanna aus Kolumbien, Filisnat aus Haiti oder die Afroamerikanerin Bernita aus Ohio) sind vertreten und auch altersmässig sind die Frauen sehr durchmischt (die jüngste ist 18 Jahre alt, die älteste 78).
Da ist zum Beispiel die Geschichte von Filisnat (55), Damenschneiderin:
«Ich komme aus Haiti und bin das vierte von zwölf Kindern. Als meine Schwester zehn war, legte ein satanischer Zauberer einen bösen Geist auf sie. Fünf Wochen lang schlief und ass sie nicht, redete dafür ununterbrochen. Aus Sorge gingen meine Eltern zu drei verschiedenen Voodoo-Priestern. Alle sagten, dass da nur Gott und das Gebet helfen können. So riefen wir den Heilsarmee-Offizier. Er kam zu uns, betete zwei Tage lang, verbrannte unsere Talismane und magischen Gegenstände und las Psalm 91 vor. Danach war meine Schwester vollkommen geheilt. Von da an war die ganze Familie gläubig.»
Beeindruckend ist auch das Zeugnis von Schwester Monika (40):
«Ich wäre gern Cowboy geworden, mit feurigem Pferd und ganz viel Freiheit. Doch es kam anders, denn ab dem Maturjahr (dt. Abitur) zog es mich täglich in die Kirche. Im Herzen rief mich Gott, eine geweihte Jungfrau zu werden. Mit 28 ‚heiratete‘ ich im weissen Hochzeitskleid und Ehering und gab das ewige Gelübde ab. Das Leben mit Gott ist wie ein ewiger Tanz. Er führt mich, ich bin getragen und gehalten. Aber er kann nur führen, wenn ich mich vollkommen loslasse. Also: die Macherin von früher loslassen Es ist meine Aufgabe, in ihn zu versinken. Mir ist völlig egal, wohin er mich führt, denn ich gehöre ihm.»
Gelungene Kombination
Dank der Vereinigung der Ideen der Autorinnen – Claudia Larsen wollte betende Frauen fotografieren und Zoë «drängte es, über das Leben gläubiger Frauen zu schreiben» – ist ein gelungenes Kunstwerk entstanden. Die Motivation der Autorinnen ist es zudem, zu zeigen, «dass gläubige Frauen sehr wohl modern, interessant und attraktiv sind». Vor allem sollte das Buch aber ermutigen.
Obwohl die porträtierten Frauen ihr Innerstes öffnen und sich in ihren Lieblings-Gebetsposen ablichten lassen, wirken die Fotos keinesfalls gestellt, sondern sehr natürlich. So wurde auch bewusst auf die Maske (Make-up, Hairstyling) vor dem Fotografieren verzichtet.
«Frauen beten anders» kann ich jeder Frau nur empfehlen, aber auch Männern, die einen Einblick in die Gefühls- und Erlebniswelt von Frauen erhaschen wollen. Vom Konzept her scheint es jedoch wirklich für Frauen gemacht zu sein, von der Aufmachung bis zum Inhalt, vollgepackt mit Gefühlen und tiefgreifenden Erlebnissen/Erfahrungen. Es scheint, wie wenn man versucht hat, Gefühle zwischen zwei Buchdeckel zu packen – und das ist gelungen.
Zum Buch:
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Zum Thema:
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Autor: Anja Janki / Florian Wüthrich
Quelle: Livenet