Simplify und Tiny House
Schafft Vereinfachung mehr Sinn im Leben?
Minimalismus ist in. Nachdem die Welle rund um «Simplify your Life» längst abgeklungen ist, erobern neue Aufräumprogramme den Markt, selbst den Wohnungsmarkt. Denn «Tiny Houses» sind voll im Trend – das Wohnen auf wenigen Quadratmetern und die anderen Vereinfachungen sollen dem Leben ausserdem Sinn verleihen. Obwohl dabei viele Fragen offen bleiben.Fast jeder hat die Erleichterung schon erlebt, wenn man eine Rumpelkammer aufgeräumt und vieles grosszügig weggeworfen hat. Oder wenn man es geschafft hat, Altes und nicht mehr Brauchbares schon vor dem Umzug zu entsorgen und nicht erst in Kisten zu packen und wieder einmal mitzunehmen.
Minimalismus ist gefragt
In den USA schreiben «The Minimalists» Bücher zum Thema, im deutschsprachigen Raum boomen gerade Titel wie «Minimalismus: Mit weniger zu mehr» oder «Minimalismus: Weniger besitzen. Mehr leben». Immer geht es um Erleichterung, Entschleunigung, Verkleinerung – und meistens ist das Ziel darüber hinaus eine Steigerung der Lebensqualität. In einer Zeit, wo Daten und eigentlich auch alles andere im Übermass vorhanden sind, hat diese Minimalisierung ihren ganz eigenen Reiz. Doch das Reizvolle hält nicht besonders lange an. Irgendwann mündet alles in die Frage: Was ist das Ziel beim Vereinfachen?
Simplify – aber wozu?
Tatsächlich hat der neue Minimalismus seine Wurzeln in der Askese der Klosterbewegungen, obwohl die meisten Anhänger keine religiösen Komponenten in ihrem Denken sehen würden. Die erste Antwort von Menschen, die alles vereinfachen wollen, lautet für gewöhnlich: «So beschränkt man das Leben aufs Wesentliche. Das Dasein wird so bedeutungsvoller.» Nun ist das Abwerfen von (unnützem) Ballast tatsächlich eine Erleichterung, aber sinnstiftend ist er damit noch nicht.
Wer zum Beispiel nach dem Konzept der Tiny Houses leben möchte, muss Möbel und Material weggeben, erhält aber nicht unbedingt gesündere Beziehungen und bessere Freunde als Gegenleistung – was manchmal als automatische Folgen dargestellt wird. Oft findet nur eine Verschiebung innerhalb des materialistischen Denkens statt. «Stosse Material ab, um Raum für weniger, aber edleres Material zu schaffen», ist eine der Grundbotschaften des US-Minimalismus. Vieles daran hört sich sehr ähnlich an wie das Leben mit einer Essstörung: So wie sich hier das ganze Dasein um Essen und weniger Essen dreht, ist der Lebensinhalt des Minimalismus schnell das Denken: «Worauf kann ich noch verzichten?» Mehr Lebensqualität ist das erst einmal nicht.
Das eigentliche Problem
Das Problem bei der Sinnfindung ist folgendes: Weder viel noch wenig Besitz generieren irgendwelchen Sinn. Im einen Extrem definieren wir uns über Autos, iPhones oder Kleidung und im anderen über unsere Genügsamkeit. Doch weder das eine noch das andere schafft eine Basis für unseren Alltag oder den Umgang mit Krisen, Krebs und Karriereknicks. Wer den Sinn seines Daseins auf Materielles aufbaut, wird irgendwann realisieren, dass dies vergänglich (wie zum Beispiel Schönheit) oder letztlich nicht festzuhalten ist (wie zum Beispiel Geld). All diese Umstände ändern sich. Man kann sie geniessen, aber sie bilden keine stabile fürs Leben. Hier bietet der christliche Glaube ganz andere Dinge an.
Eine Lösung der Sinnfrage
Die Bibel beschäftigt sich nicht mit Simplify- oder Aufräumstrategien. Natürlich nicht, denn die wenigsten Menschen in der Antike hatten so viele Dinge, dass sie ihr Leben noch weiter vereinfachen wollten. Die Bibel zeigt aber Wege, die Sinnfrage des Lebens für sich zu klären. Und das funktioniert weder mit noch ohne Material, sondern in der Verbindung mit Jesus Christus. Der stellt im Johannesevangelium einmal fest: «Ich bin das Leben!» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 14, Vers 6) und unterstreicht damit, dass Sinn und Leben in seiner Person zu finden sind.
David Platt drückt dies so aus: «Wir möchten kein Leben führen, das von Dingen bestimmt wird, die nicht halten. Stattdessen wollen wir die Welt positiv beeinflussen. Aber Sinn werden wir weder in unserem Besitz noch in dessen Fehlen finden.» Das soll kein Plädoyer gegen sinnvolles Entrümpeln sein, aber es kann dabei helfen, nicht zu viel von der Vereinfachung des Lebens zu erwarten.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Relevant