Motorradgottesdienst

Tankstopp für die Seele

Der Himmel meinte es gut mit den Bikern, die sich auf dem Weg zum Motorradgottesdienst zur Staffelegg, zwischen Aarau und Frick, machten. Bei Bilderbuchwetter fanden sich rund 1000 Besucher ein.

Wenn während der Predigt ab und zu ein Motorrad aufbrummt, wenn Leute in Lederkluft aufmerksam zuhören, wenn die Predigt möglichst kurz und locker vorgetragen wird, dann ist ein Motorradgottesdienst voll im Gange.

Der Gospelchor „Heart-Preachers“, aus Densbüren, eröffnete den Anlass mit fetzigen Gospel-Songs. Dann gesellte sich noch Special Guest John Brack hinzu. Er zeigte sich begeistert vom Wetter und der Stimmung: “Hier Gospellieder singen zu dürfen, das ist es!“ Die Zuhörer sassen zunächst friedlich im Gras am Hang – ähnlich muss es bei der Bergpredigt gewesen sein. Im Verlauf des Gottesdienstes kamen die meisten Leute in Stimmung, erhoben sich, klatschten und sangen mit.

Sehnsucht nach Liebe

Ein Seelsorger, der es unternimmt, mit Bikern zusammen einen Gottesdienst zu feiern, muss ihre Sprache sprechen. Da scheint Jo Scharwächter, ehemaliger Heilsarmeeprediger und noch früher Zuhälter und Knastbruder, der richtige Mann dazu zu sein. Mit einfachen, klaren Worten und Humor, sprach er zum Thema: „Jeder Mensch hat Sehnsucht nach Liebe“.

Während seiner Predigt entdeckte er zufällig im Publikum „Godana“, eine ehemalige Drogenabhängige, die sechs Jahre im Gefängnis inhaftiert war und diese Sehnsucht nach Liebe durch eine Begegnung mit Jesus stillte. Scharwächter bat sie auf die Bühne und forderte sie auf, zu erzählen, was sie erlebt habe. Nach langem zögern, voll Emotionen und unter Tränen seufzte sie schliesslich ins Mikrofon nur: „Ich habe alles gefunden“.

Bibel für Biker

Am Motorradgottesdienst wurde durch „Disciples of Christ“ auch eine „Bikerbibel“ angeboten. Sie hätten eine „Schwäche für Motorräder, aber ein Herz für Töff-Fahrer“ so beschreiben „Disciples of Christ“ ihr Anliegen. Ziel sei es, unter den Töff-Fahrer Gottes Wort bekannt zumachen und so einen Gegenpol zur sonstigen „Biker-Szene“ zu setzen.

Die „Disciples of Christ“ waren auch an der Entstehung einer „Bikerbibel“ beteiligt (einer Ausgabe des Neuen Testaments, die auch persönliche Lebensberichte von Töff-Fahrern enthält) und engagieren sich nun um deren Verbreitung in der Szene. Die Bikerbibel ist ein gemeinsames Werk von christlichen Töff-Clubs aus ganz Europa und der Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart – ISBN 3-934360-15-7. Die Arbeit von „Disciples of Christ" ist in der Gassenarbeit „Eggstei“ in Burgdorf integriert. www.d-o-c.ch/dochome.html

Die Kollekte wurde zugunsten der Stiftung Schloss Biberstein (Wohn- Arbeits- und Ausbildungsstätte für Erwachsene mit geistiger Behinderung) und dem Begegnungsrestaurant Laterne (Heilsarmee und Stiftung Wendepunkt) in Aarau gesammelt. Es kamen rund 10000 Franken zusammen.

Die Veranstalter, die Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Aargau und die Freie Christengemeinde Aarau, waren durch die Präsidentin des Kirchenrates, Pfarrerin Claudia Bandixen und Pastor Daniel Zwahlen vertreten.

Bandixen äusserte sich zum Sinn des kirchlichen Töfftreffens: «Kirche ist dort, wo Menschen sind», ihr liege am Herzen, dass die Kirche überall Hilfestellung auf der Suche nach Gott gebe.

Es gehe darum für die Menschen von heute eine Plattform zu schaffen, welche die zentralen Inhalte des Glaubens erlebbar machen, ergänzte dazu Zwahlen.

Datum: 08.09.2004
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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