Offen, engagiert und versöhnend

Neue Jugendkirche Streetchurch in Zürich

"Streetchurch" heisst die evangelisch-reformierte Jugendkirche Zürich. Dort ist ziemlich alles anders als in den üblichen Gottesdiensten, grade was die Musik betrifft. Eine Antwort auf leere Gottesdiensthäuser?

Nach mehrjähriger Vorbereitung startete die Streetchurch offiziell am 9. Mai 2004. Sie hat sich in der Kanzlei-Turnhalle im Stadtzürcher Kreis 4 niedergelassen, wo die Jugendszene pulsiert. Stimmung und Ambiente waren wie an einem Konzert.


Jugendkultur und Kirche

Der 36-jährige Pfarrer Markus Giger zeigt auf, worin sich die landeskirchliche Jugendkirche von anderen boomenden Angeboten wie jenem des freikirchlichen ICF unterscheidet. Die Botschaft soll offen, engagiert und versöhnend sein. Das ist die Vision dieser Jugendkirche. Giger will eine Kirche mitten in der Lebenswelt der aktuellen Jugendkultur machen. Dazu gehöre auch Musik, insbesondere Rap, Hip Hop und Gospel, berichtet der Tages-Anzeiger. Die Musik berühre die Seele und sei das Transportmittel, um das Evangelium den Jugendlichen weiterzugeben. Giger ist überzeugt, dass sich die Jugendlichen mit dem Glauben auseinander setzen wollen. Doch die traditionellen Gottesdienste mit Orgelmusik und langen Predigten sprächen sie nicht an. Sinnfragen und Nöte beschäftigten die Jugendlichen hingegen mehr denn je. Das Evangelium vermittle ihnen Identität und Orientierung.

Der Ausgang des Projekts ist laut Newsletter der Jugendkirche ungewiss. Diese Gemeinde sei noch unfertig, hat noch gar nicht richtig begonnen, und ihre Entwicklung sei unvorhersehbar. Doch genau das mache die ganze Angelegenheit so spannend. Der neue Rahmen soll jetzt mit prallem Leben gefüllt und zu einem Orientierungspunkt für viele Jugendliche dieser Stadt werden. Viel Musik und Spontaneität sollen Menschen unterschiedlichster Herkunft unter ein und demselben Dach zusammenbringen, damit sie ein und denselben Gott feiern.

Aufbruchstimmung

Das Zürcher Kernteam ist inzwischen auf gut dreissig Personen angewachsen. Es herrscht Aufbruchsstimmung. Fest dazu gehören auch Rapper, DJs und Szeneninsider. Quasi als Probelauf fanden drei verschiedene Mitarbeitergottesdienste statt, in denen das Team die Vision für die neuentstandene Jugendkirche weiterentwickelte. Man konnte sich so auch auf das einstimmen, was noch bevorstand. Jedes Mal kamen ein paar Jugendliche mehr hinzu. Aus Pannen und Fehlplanungen wurde dazugelernt.

Aller Anfang ist schwer

Nach Initiativen in Winterthur und Zürich erarbeitete die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich ein Gesamtkonzept "Religionspädagogisches Handeln". Auf dieser Basis konkretisierte sich das Anliegen, in den beiden grössten Städten des Kantons ein neues Gottesdienstangebot für Jugendliche zu schaffen. Für ein vierjähriges Pilotprojekt stehen dafür bis 2006 rund 480'000 Franken zur Verfügung. Die Synode der reformierten Landeskirche und die Zentralkirchenpflegen der reformierten Stadtverbände von Winterthur und Zürich hatten sie bewilligt; die Kommissionen der Jugendkirchen machten sich dann an die Personalrekrutierung.

Das Zürcher Team setzt sich zusammen aus Markus Giger (Pfarrer), Simon Obrist (Sozialdiakonischer Mitarbeiter) und Angela von Lerber (Kommunikationsbeauftragte) zusammen. Beide Teams, Zürich wie Winterthur, suchen die lokale Verankerung und werden sich deshalb eigenständig weiterentwickeln. In Zürich bietet die Jugendkirche einen Gottesdienst pro Monat an, der sich am Hip Hop und, etwas breiter gefasst, am Stil der Blackmusic orientiert. Die Kids sollen denselben Sound und die gleiche Sprache antreffen, die sie untereinander gewohnt sind.

Der erste offizielle Streetchurch-Jugendgottesdienst fand unter Begleitung des Rapper Gleam Joel, dem DJ Platinum und der Band Vladimir Tajsic & Friends statt.

Sozial-diakonisches Engagement

Parallel zu den monatlichen Jugendgottesdiensten baut die Jugendkirche ein sozial-diakonisches Angebot auf. Junge Frauen und Männer erhalten dort Hilfe bei ihren Sorgen in der Schule und Familie oder bei der Lehrstellensuche.

Webseiten: www.streetchurch.ch
www.jugendkirche.ch/zueri

Quellen: Livenet, RNA, Kath, Tages-Anzeiger, Streetchurch

Datum: 25.05.2004
Autor: Antoinette Lüchinger

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