Kurzzeit-Missionare

Reise in die rauhe Realität

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Was steht bei missionarischen Kurzzeiteinsätzen eigentlich im Vordergrund? Evangelisation, Dienste oder Tourismus – oder noch etwas ganz anderes? Der US-Anthropologe und Autor Brian Howell hat Kurzzeiter unter die Lupe genommen.

Bei den meisten jungen Christinnen und Christen, die heimkehrten, fiel Howell schon in den 1990er Jahren auf, dass sie stereotyp von ihren Erfahrungen berichteten. «Sie hatten scheinbar diese wirklich hochentwickelte Erzählweise und einen bestimmten Wortschatz, um den Zweck und die Besonderheiten dieser Reisen zu beschreiben.» Ob der Einsatz in Mexiko oder Südafrika stattfand, spielte dagegen kaum eine Rolle.

Was tun gegen erdrückende Armut?

Die Erfahrung, von der die meisten berichteten, fasst Howell mit den Worten zusammen: «Da ist grosse Armut und wir sollten als Christen etwas dagegen tun. Bisher haben wir Mission als Evangelisation verstanden, aber jetzt sehen wir Mission eher als Dienen und Teilen. Wir reisten hin, um etwas zu tun. Aber unsere Erfahrung ist, dass man mehr erhält, als man gibt; man wird selbst stärker verändert, als man irgendjemanden verändert.» Howell deutet dies als eine Erzählung, in der die eigene geistliche Entwicklung im Vordergrund steht, als «Narrativ christlichen Dienens, das sich zu einer Art Pilgerreise entwickelt».

Unter Eigendruck

Die Bedeutung von Reisen, auf denen erlebt wird, «was Gott in anderen Weltteilen tut», könne man kaum überschätzen, meint der Anthropologe und Autor eines Buchs zum Thema im Gespräch mit dem Newsdienst Christianity Today. Allerdings fühlten sich Kurzzeiter bei der Abreise zu oft unter dem Druck, enormen Nöten begegnen zu müssen, da man aus einem reichen Land stamme. Howell plädiert dafür, die Einsätze anders zu betrachten und zu fragen: «Wie können wir uns verbinden mit dem, was Gott in anderen Weltteilen tut? Wie können wir den Christen, die bereits da sind, gute Partner sein?»

Wer bestimmt das Programm?

Zur Frage, ob Gastgruppen willentlich oder unwillentlich den einheimischen Christen ihre Wünsche aufdrängen, meint Howell: «Zu oft merken wir einfach nicht, wie unser Reichtum und unsere Power den Einheimischen verunmöglichen, die Agenda zu bestimmen.» Weil die Gäste die Ressourcen in der Hand hätten, falle es den Einheimischen schwer, die Aufenthalte auf ihre Weise zu prägen und die Interaktion ihrer eigenen Kultur gemäss zu gestalten. «Sie wenden Muster an, die frühere Teams schufen oder die von Langzeitmissionaren aus den USA gesetzt wurden.» Reiche Gäste wolle man keineswegs vor den Kopf stossen…

Freizeit ist auch geistlich

Um dies zu korrigieren, plädiert Howell auch für ein vertieftes Verständnis von Mission: Gott ist darauf aus, die Menschen mit sich selbst und miteinander zu versöhnen. Alles, was Kurzzeiter tun, sollte in diesem Licht gesehen werden – «ob wir arbeiten, ein Haus bauen oder Zeit mit Waisen verbringen: das ist Mission. Aber Mission ist auch der Besuch eines Museums oder das Gespräch mit dem Bürgermeister des Orts – oder sogar der Strandplausch.» Die Unterscheidung von 'geistlichen' und Freizeit-Aktivitäten sollte aufgegeben werden: «Wenn wir unterwegs sind – beim Hausbau, am Strand oder auf dem Flughafen –, sind wir ein Teil von Gottes Mission.»

Buch: Brian Howell: Short-Term Mission: An Ethnography of Christian Travel. IVP Academic.

Datum: 13.02.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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