Livenet-Talk zum Coronavirus

Zwischen Angst und Gottvertrauen

Das Coronavirus ist weltweit momentan Thema Nummer 1. Auch Christen in der Schweiz sind durch die Epidemie persönlich und in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung herausgefordert. Livenet widmete sich in einem Talk den vielen offenen Fragen. «Coronavirus: Zwischen Angst und Gottvertrauen» lautete der Titel des 30-minütigen Gesprächs. Zu Gast bei Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich waren Andi Bachmann-Roth, designierter Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA und Thomas Eggenberg, Präsident der BewegungPlus Schweiz.

30-minütiger Talk hier in voller Länge:

Den Livenet-Talk «Coronavirus: Zwischen Angst und Gottvertrauen» gibt es hier als Youtube-Video in voller Länge zu sehen:


Gastkommentar von Andi Bachmann-Roth (SEA) zum Coronavirus:

Zoom
Andi Bachmann-Roth
Andi Bachmann-Roth, der designierte Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA, verfasste einen Aufruf zum gemeinsamen Gebet und Handeln aufgrund des Coronavirus:

Herausgefordert sind zurzeit nicht nur die am neuen Coronavirus Erkrankten, sondern auch ihre Angehörigen. Das Personal im Gesundheitswesen muss einen enormen zusätzlichen Druck meistern, Politikerinnen und Politiker haben schwierige Entscheidungen zu treffen und Verantwortliche in der Wirtschaft müssen Wege finden, ihre Firmen unter den erschwerten Bedingungen am Laufen zu halten. In dieser Krisensituation sind wir aufgerufen, für alle irgendwie Betroffenen zu beten und zu fasten. Möge Gott diese Zeit der Krise in eine Zeit des Segens wandeln.

«Vorsichtsmassnahmen als Zeichen der Nächstenliebe»

Gleichzeitig haben wir alle nötigen Vorkehrungen zu treffen, um der Verbreitung des Virus Einhalt zu gebieten. Dazu kann auch eine Anpassung der Gottesdienstform oder des Abendmahls gehören. Solche Sicherheitsvorkehrungen und verantwortungsvolles Handeln sind keinesfalls Zeichen des Unglaubens, sondern Ausdruck von Nächstenliebe und Gottvertrauen. Zum einen, weil wir damit andere Menschen schützen. Zum anderen, weil wir als Christinnen und Christen aus der Überzeugung handeln dürfen, dass Gott durch uns in dieser Welt heilsam wirken will. Auch durch Medizin, Technik oder organisatorische Massnahmen. Die medizinische Entwicklung wurde massgeblich von Christinnen und Christen mitgeprägt. Sie haben Beten nie als Gegensatz zu ihrem Handeln gesehen. Gott kann uns vor Krankheiten beschützen. Sich jedoch fahrlässig in Gefahr zu begeben, bedeutet Gott ungebührend herauszufordern.

Noch leben wir in einer zerbrochenen Welt und erfahren am eigenen Leib, dass noch nicht alles im Lot ist. Und gleichzeitig rechnen wir hier und jetzt mit Gottes wiederherstellendem Handeln. Diese Spannung darf weder zugunsten eines überhitzten Fatalismus («Wir können eh nichts tun» oder «Uns kann nichts passieren, wenn wir glauben») noch eines arroganten Machbarkeitswahns («Wir lösen diese Krise selbst») aufgelöst werden. Machen wir es doch, wie Luther es vorgeschlagen hat: Wir beten, als ob alles Arbeiten nichts nützte, und arbeiten, als ob alles Beten nichts nützte. Und vergessen wir in unseren Gebeten die vielen Menschen in den weniger prominenten Konflikten und Tragödien dieser Welt nicht.

Die Vergiftung des gesellschaftlichen Lebens

Wer im Pendelverkehr husten muss, wird zurzeit schnell mal kritisch angeschaut. Menschen mit asiatischem Ursprung erfahren sogar offenen Widerstand. Krisenzeiten wecken Mitgefühl und Solidarität, aber eben auch Egoismus und Rücksichtlosigkeit. Der Mailänder Schulleiter Domenico Squillace schreibt, dass die grösste Gefahr nicht das Virus, sondern die Vergiftung des gesellschaftlichen Lebens und der menschlichen Beziehungen ist. Es war schon bei der Pest so, meint Squillace: Fremde sind auf einmal gefährlich, Massnahmen der Behörden werden angezweifelt, Fachleute verachtet, Krankheitsüberträger gejagt; Gerüchte verbreiten sich schneller als das Virus, die verrücktesten Heilmittel werden angepriesen und Lebensmittel gehamstert. Wenn Angst überhandnimmt, werden Menschen zu wilden Tieren.

Wir Christen sollten uns nicht von diesem Strudel mitreissen lassen. Der Glaube ist eine Ressource, um auch in herausfordernden Zeiten ein gelingendes Miteinander zu gestalten. In Jesus Christus finden wir Glaube, Liebe und Hoffnung. Und im Vertrauen in Gott schöpfen wir Kraft und Gelassenheit, um uns gerade jetzt in besonderem Masse unserem Nächsten – und besonders den isolierten und kranken Menschen – zuzuwenden.

Zum Umgang mit staatlichen Vorgaben

Wir sind es uns nicht gewohnt, dass sich der Staat in kirchliche Angelegenheiten einmischt. Gerade in Gemeinschaften, in denen der Staat in der Vergangenheit missbräuchlich in das Glaubensleben eingegriffen hat, sind negative Emotionen gegenüber den Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit durchaus nachvollziehbar. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass Paulus die Gemeinde in Rom (Römer Kapitel 13, Verse 1-7) dazu aufforderte, sich der Obrigkeit unterzuordnen, denn sie ist Gottes Dienerin. Paulus forderte dies im Wissen um das despotische System des Kaisers Nero. In unserem demokratischen Rechtsstaat sollte es uns daher leichter fallen, der Aufforderung von Paulus Folge zu leisten. Paulus war darum besorgt, was für ein Bild die junge Bewegung der Christen in der Öffentlichkeit abgibt. Mit bedachtem, korrektem und freundlichem Handeln können wir auch heute ein Zeichen für die Glaubwürdigkeit des Evangeliums setzen.

So kann aus der Herausforderung auch Segen entstehen. «Corona» bedeutet «Krone». Schliesslich leben wir in der Gewissheit und der Hoffnung, dass nicht die Krankheit über uns herrscht, sondern Christus.

Zur Webseite:
Schweizerische Evangelische Allianz

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Datum: 06.03.2020
Autor: Nora Baumgartner / Andi Bachmann-Roth
Quelle: Livenet / SEA

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