Wunder der Schöpfung
Spinnenseide: Weiteres Geheimnis gelüftet
Spinnenseide leitet Wärme besser als Kupfer. Die mechanischen Eigenschaften bleiben aber noch ein Geheimnis. Das berichten Forscher der Iowa State University.
Dehnung verstärkt Eigenschaft
Ein weiteres Ergebnis überraschte die Forscher: Sobald man Spinnenseide dehnt, verstärkt sich die Wärmeleitfähigkeit noch zusätzlich, beim Maximalwert der Dehnung von 20 Prozent sogar um weitere 20 Prozent. Damit steht die Spinnenseide völlig im Gegensatz zu den meisten anderen Materialien, die bei Dehnung schlechter leiten.
Unverstandene Molekülstruktur
«Rein chemisch kann man Spinnenseide heute problemlos nachbauen. Ihre mechanischen Eigenschaften hat man jedoch trotz vieler Forschung noch immer nicht erreicht. Das dürfte damit zusammenhängen, dass auch die molekulare Anordnung eine wichtige Rolle spielt», berichtet Peter Fratzl, Leiter der Abteilung Biomaterialien am Max-Planck-Institut.
Dieses Urteil fällen auch die US-Forscher: Die Wärmeleitfähigkeit dürfte darauf zurückgehen, dass die Proteine der Seidenmoleküle Nanokristalle enthalten und in Federform miteinander verknüpft sind. Der genaue Mechanismus dahinter ist jedoch nicht erforscht. Ungelöstes Rätsel bleibt dabei weiterhin, wie die Spinne mittels ihrer Extrusionsdrüse die Rohseide durch Zufügung von Wasser im genau richtigen Moment nachbearbeitet.
Stoff für heisse Tage
Die Einsatzmöglichkeiten eines künstlichen Materials, das Wärme ähnlich leitet wie Spinnenseide, scheinen indes nahezu unbegrenzt, erlauben doch etwa flexible, hitzeleitende Elektronikteilchen völlig neue Anwendungen. Doch auch für den Alltag könnte Spinnenseide-Gewebe grosse Vorteile bringen: Kleidung mit hohem Wärmeaustausch für heisse Tage gehört etwa dazu, oder Wundverbände, die Hitze nicht am Körper festhalten.
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Quelle: Livenet / pte