Schuldenberatung in christlichen Gemeinden
«Finanzielle Freiheit ist möglich»
«Wir wollen den Menschen ein Werkzeug in die Hand geben, das ihnen erlaubt, aus festgefahrenen Denkmustern und belastendem Finanzverhalten auszusteigen», sagt der Finanzberater Attilio Cibien. Menschen sollten finanzielle Freiheit leben und erleben.
Livenet: Attilio Cibien, Sie möchten biblische Finanzprinzipien flächendeckend bekannt machen. Nennen Sie uns bitte die wichtigsten.
Attilio Cibien: Das wichtigste Prinzip ist, dass Gott Eigentümer ist und er uns alles, was wir haben, zur Verwalterschaft anvertraut hat. Ich muss mir meiner Rolle als Haushalter bewusst sein und habe Rechenschaft über meinen Umgang mit dem Anvertrauten zu leisten.
Ein weiteres ist der Verzicht auf Schulden. Es ist ein biblisches Prinzip, dass wir keine Schulden, allen voran keine Verbraucherschulden, haben sollen. Hier stellt sich die Frage: Bin ich Herr über das Anvertraute oder Sklave. Die Weltwirtschaft, die Staaten sowie Banken handhaben es zurzeit noch anders. Wenn die Bibel von Haushalten und Verwalterschaft spricht, meint sie Treue, Zuverlässigkeit und Grosszügigkeit und warnt vor dem grössten Übel, der Habgier (Geldgier). Und zu guter Letzt geht es um das Prinzip der Ehrlichkeit, was vor allem bedeutet, dass wir uns nicht für faule Kompromisse hingeben. Zusammengefasst stimme ich mit John Wesley, dem englischen Erweckungsprediger, überein: «Verdiene so viel du kannst, spare so viel du kannst, gib so viel du kannst!»
Welche Bedürfnisse haben solche Menschen, wie kann ihnen geholfen werden?
Biblische Finanzprinzipien sollen in die Freiheit führen. Wenn ich nicht abhängig bin von Verträgen, Pflichtzahlungen etc., geht es mir besser. Das Wichtigste ist, das ich definiere: Wie viel ist genug? Kaufsucht befriedigt nicht und das Selbstwertgefühl oder die Beachtung meiner Mitmenschen ist nicht nachhaltig, nur weil ich die neuste Technik besitze oder stets modisch gekleidet bin. Wert erhalte ich nicht durch Gegenstände.
Wo kann die Gemeinde helfen, wo müssen verschuldete Menschen an Fachstellen verwiesen werden?
Wenn die Schulden bereits so gross sind, dass sie aus eigener Kraft innert dreier Jahren nicht getilgt werden können, ist es zwingend, dass sich eine Fachstelle um diese Personen kümmert. Ist der Schuldenberg etwas kleiner, kann auch die Gemeinde Hilfe anbieten. Diese kann in administrativer Beratung, dem Erstellen eines Haushaltsplans (Budget), der Ablösung von Krediten mit zinslosem Darlehen aus Sozialfonds etc. bestehen. Wichtig ist, dass ein Umdenken stattfindet und dass bei zukünftigen Entscheiden die biblischen Finanzprinzipien mit einbezogen werden. Sonst laufen wir Gefahr dass die «Sanierung» nicht nachhaltig bleibt.
Kann eine christliche Gemeinde auch Langzeitberatung anbieten?
Ja, eine diakonische Budget- und Schuldenberatung ist zur Zeit im Aufbau. Diese zieht in ihren Beratungen und Hilfestellungen im Wesentlichen die Grundsätze der Bibel mit ein. Jemandem behilflich zu sein, schuldenfrei zu werden, ist eine längere Angelegenheit und braucht Geduld. Übrigens haben aus den Freikirchen schweizweit knapp 500 Personen eine Ausbildung zum Budgetberater besucht. 150 von ihnen haben auch die Weiterbildung zum Schuldenberater absolviert. Das Potenzial, um in den Gemeinden gezielte Hilfe anzubieten, wird an verschiedenen Orten aktiv aufgebaut.
Zum Interviewpartner:
Attilio Cibien, 61, lebt in Schaffhausen. Der selbstständige Unternehmer ist regelmässiger Referent für durch die Bibel inspirierte Finanzseminare im deutschsprachigen Europa. Kontakt: attilio.cibien@ageva.ch
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Datum:
25.10.2011
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