Mehr als Gewinn-Maximierung
Warum Manager zu Gott finden
«Für christliche Werte interessieren sich hierzulande zunehmend Leute, von denen man es eigentlich nicht erwarten würde» teilte «10vor10» am Auffahrtstag mit. Gemeint sind Manager und Unternehmer. «Bescheidenheit und Demut statt Gewinnmaximierung»?
«Ihr Unternehmen führen sie nach den Eingebungen Gottes», heisst es in der Sendung von den Gesundheitsschuh-Fabrikanten Karl Müller und Franz With. «Ich versuche, immer auf Gott zu hören. Manchmal sagt er gar nichts, manchmal antwortet er durch den anderen, manchmal durch Umstände», erklärt Karl Müller und fügt hinzu: «Aber das ist nicht einfach so eine Online-Verbindung, die man einfach hat; es ist ein ständiges Suchen und Ringen.» Die Redaktorin kommentiert: «Statt Businessplänen und Bankkrediten soll eine höhere Macht Kunden vermitteln.» Auf die Frage, wie Gottes Macht denn hier helfe, erklärt Franz With: «Zum Beispiel durch Zufälle – indem uns wirklich etwas zu-fällt»Rückzug in Geborgenheit?
Der Lehrbeauftragte für Theologie an der Universität St.Gallen, Markus Anker, bestätigt den Trend: «Was ich sagen kann ist, dass christliche Werte auf verschiedenen Ebenen stärker gefragt sind.» Und er liefert auch gerade seine Erklärung: «Wir leben in einer Zeit, in der stark globalisiert wird, digitalisiert und internationalisiert wird. Man sucht nach Geborgenheit, stabilen Rahmenbedingungen – und der christliche Glaube ist eine Möglichkeit, einen solchen Rahmen zu schaffen.»
Zusammengefasst sind christliche Unternehmer im Verband «Christliche Geschäftsleute Schweiz», der heute etwa 700 Mitglieder umfasst und in den letzten 10 Jahren jährlich etwa um 10 Prozent gewachsen ist.
Vertrauen und göttliche Führung
Christliche Unternehmer sind nichts Neues. Was für sie schon immer ein Grundprinzip war, fällt jetzt auch dem Fernsehen auf: «Vermehrt verstehen christliche Unternehmer ihren Betrieb als von Gott anvertrautes Gut.» Das gilt etwa auch für den Schokoladehersteller Läderach, der seine Firma nach christlichen Prinzipien führt. «Das kommt gut an – viele arbeiten ihr halbes Leben hier», hält die Redakteurin fest. Mitarbeiter spüren das: «Es ist wie eine gute Familie», heisst es etwa und «Man geht hier anständig miteinander um, nicht wie auf einer Baustelle.» Geschäftsführer Ralph Siegl fasst es in einem Wort zusammen: «Vertrauen. Nicht nur weil man höhergestellt ist oder einem die Firma gehört, sondern weil er an mir als Mensch interessiert ist und mir etwas mitgeben will. Wie ich das nutze, das ist mir freigestellt. Aber wir kommunizieren auf Augenhöhe miteinander.» Alle Angestellten wüssten, dass die Firmeninhaber überzeugte Christen sind.Von Gott Kunden erbitten
Neben sozialem Umgang finden die Fernsehmacher es typisch für christliche Geschäftsleute und Firmeninhaber, dass sie auch «auf göttliche Fügung warten», um Kunden zu bekommen. «Vater im Himmel, du hast unsere Gedanken gehört – jetzt legen wir dir diesen Tag hin und sagen: Dein Wille soll geschehen wie im Himmel, so auch auf der Erde», fasst es Karl Müller am Schluss der Sendung in einem Gebet mit Mitarbeitern zusammen.
Kommentar
Zwei Dinge fallen an dem Bericht von 10vor10 auf, der im Allgemeinen fair und sachgerecht informiert: Einmal, warum christliche Geschäftsleute ausgerechnet Menschen sein sollen, «von denen man den Glauben eigentlich nicht erwartet». Wieso eigentlich nicht? Weil Geschäftsleute normalerweise Realisten oder – schlimmer – Kapitalisten sind? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass zu allen Zeiten Christen gute Firmengründer und -inhaber waren, nicht obwohl, sondern gerade weil sie ihren Glauben mit dem Geschäft verbanden. Namen wie Colgate, Cadbury oder Deichmann fallen spontan ein.
Zum anderen: Christlicher Glaube wird meistens als «christliche Werte» definiert, obwohl das nicht dasselbe ist. Werte sind eine Folge des Glaubens. Klar: Glaube ist nicht greifbar, Werte schon eher. Aber Christen tun gut daran, nicht zu schnell Glaube und Werte gleichzusetzen. Allzu schnell wird Glaube in Ethik verflacht. Die Sendung bildet eigentlich schön ab – vor allem im Schlussgebet – dass vor den Werten eine persönliche Beziehung zu Gott steht.
Hier geht's zur 10 vor 10-Sendung «Warum Manager zu Gott finden
Zur Webseite:
Christliche Geschäftsleute Schweiz
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Schweizer Radio und Fernsehen SRF