StopArmut-Konferenz 2017
«Banken müssen sich von reiner Gewinnorientierung lösen»
Mit der Wahl von «Geld» als Tagungsthema der StopArmut-Konferenz 2017 hatten die Organisatoren Mut bewiesen. Und es hat sich ausbezahlt: Die 360 Teilnehmenden erhielten wertvolle Impulse, wie sie mit Geld Gutes tun können. In den Referaten wurden jene Akteure, die auf reine Gewinnmaximierung aus sind, teils hart kritisiert - zum Beispiel von Martin Rohner von der «Alternativen Bank Schweiz».
«Gott oder Mammon?» lautete der etwas provokativ gewählte Titel des ersten Referats des Tages. Lukas Amstutz, Leiter des Bildungszentrums Bienenberg, versprach dazu biblisch-theologische Impulse.«Radikale Bereitschaft zum Teilen»
Er betonte, dass das Tagesmotto die Frage nach Motiven und Haltungen in Bezug auf Geld stelle. Geld tut Gutes, indem es der Gesellschaft dient und nicht indem es regiert, so die Hauptaussage des Theologen. «Es braucht eine radikale Bereitschaft zum Teilen und eine Beteiligung der monetär Schwachen an der Macht.» Lukas Amstutz wies darauf hin, dass bei der ersten christlichen Gemeinde, die in der Apostelgeschichte beschrieben wird, keiner unter ihnen Mangel litt: «Die zuweilen als 'Liebeskommunismus' belächelte Gütergemeinschaft in Apostelgeschichte Kapitel 4, Vers 32 war kein kommunistisches Ideal, weil das Privateigentum nicht abgeschafft wurde. Worauf es ankam, war die radikale Bereitschaft zum Teilen.»Drei Erden für ökologischen Fussabdruck der Schweiz nötig
Auf Lukas Amstutz folgte das Referat von Andrea Ries. Die Spezialistin für nachhaltige Entwicklungsfinanzierung der DEZA nahm dazu Stellung, ob Schweizer Entwicklungshilfe mehr ist als ein Tropfen auf den heissen Stein.Andrea Ries hielt fest, dass es konkrete Massnahmen brauche, um die bestehenden Ungleichheiten in den Entwicklungsländern auszugleichen. «Wir leben auf einer Welt und nicht auf fünf oder sechs», so Andrea Ries. Um dem ökologischen Fussabdruck der Schweiz gerecht zu werden, bräuchte es drei Erden. Der Dialog, die Diskussion sowie Wissen über die nachhaltige Entwicklungsfinanzierung seien eminent, um den bestehenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Hauptübel Gewinnmaximierung
Mit Spannung war das Referat von Martin Rohner erwartet worden. Für den Geschäftsführer der «Alternative Bank Schweiz» und Banker des Jahres 2016 stehen gesellschaftliche und ökologische Grundsätze im Vordergrund und nicht die Gewinnmaximierung. Der Banker sagte, dass Geld allein nicht glücklich macht. Es sei aber ein Glück, dass es Geld gebe. Noch immer sei die Gewinnmaximierung das oberste Ziel der Finanzbranche. «Die Banken unterwerfen sich dem Diktat des Marktes», so Martin Rohner. Durch eine Anpassung ihres Angebots könnten die Banken die Nachfrage beeinflussen und sich von der reinen Gewinnorientierung lösen. Weiter sei es auch eine Aufgabe der Politik, Werte und Normen zu schaffen, an die sich der Finanzsektor halten müsse.
Von abbaubaren Kaffeekapseln
Über fairen Handel wurde an der StopArmut-Konferenz nicht nur diskutiert, die Teilnehmenden konnten sich auch praktisch damit befassen. Im «Dorf der Möglichkeiten» zeigten 25 Organisationen wie sie sich für mehr Fairness einsetzen. Das Aussteller-Dorf war in die Bereiche FAIRstehen, FAIRteilen, FAIRmehren unterteilt und zog des Interesse vieler auf sich. Biologisch abbaubare Kaffeekapseln, Schweizer Käse-Delikatessen aus nachhaltiger Produktion oder eine fair hergestellte Umhängetasche? All das und vieles mehr wurde auf dem Fairtrade-Markt verkauft.
Weltverändernde Mischung
Rebecca Stankowski, Hauptorganisatorin der StopArmut-Konferenz, zeigte sich über die positive Resonanz der Konferenz erleichtert und sehr erfreut: «Dass man in der Schweiz nicht über Geld redet, scheint klar. Deshalb freut es mich umso mehr, dass sich heute so viele Leute mit diesem Thema auseinandersetzen wollten.» Nicht nur die Referate und Workshops wurden gut besucht, es konnten auch konkrete Aktionen durchgeführt werden. So sammelten die Besucherinnen und Besucher zum Beispiel fleissig für ein Plastikrecycling-Projekt in Bénin. «Die Mischung aus Verstehen und Handeln ist es, welche die Welt verändert», so Rebecca Stankowski. Werden die verkauften Eintritte an der Tageskasse dazugerechnet, geht die OK-Chefin von einer erfreulichen Besucherzahl von 360 Personen aus.Zur Webseite:
StopArmut-Konferenz 2017
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Autor: Florian Wüthrich / Simon Bucher
Quelle: Livenet / Schweizerische Evangelische Allianz SEA