Internationaler Chouf-Nüt-Tag
Getragen von zunehmend konsumkritischer Stimmung
Am Samstag fand der internationale Chouf-Nüt-Tag (Kauf-Nichts-Tag) statt. Mehrere konsumkritische Organisationen luden zusammen mit dem «christlichen Aktionslabor» ChristNet auf den Berner Bahnhofplatz und in die Heiliggeistkirche ein, um über Konsumverhalten und Lebenssinn nachzudenken.
Erstmals führten gleich fünf verschiedene Organisationen zusammen den Chouf-Nüt-Tag durch: Public Eye Regionalgruppe Bern, Décroissance Bern, KonsumGLOBAL, die offene kirche und ChristNet. An Ständen und in der Kirche forderten kreative Aktionen zum Mitmachen auf. Den Höhepunkt des Tages bildete eine Performance mit rund 40 «gestressten Konsumenten», die sich unter die Passanten auf dem Bahnhofsplatz mischten, bevor sie für mehrere Minuten erstarrten.Nachhaltiger als ein Shopping-Tag
«Der Chouf-Nüt-Tag war fast so anstrengend wie ein Shopping-Tag», bilanziert Remo Wiegand von ChristNet, nur viel nachhaltiger. «Während nach dem Shopping oft ein böses Erwachen kommt, weil man merkt, dass man eigentlich auch ganz viel unnützes Zeugs gekauft hat, zehren wir noch lange von den Begegnungen mit Passanten an diesem Tag. Das war sehr bereichernd – und alles gratis!»Gegengewicht zu Black Friday
Der Chouf-Nüt-Tag fand einen Tag nach dem breit lancierten «Black Friday» statt. Das Unbehagen an dieser Verführungsmaschinerie und der dahinter liegenden Wachstumsideologie war in vielen Gesprächen spürbar. Selbstredend gab es am Chouf-Nüt-Tag aber auch kritische Stimmen. So äusserten Kaufwillige den Vorwurf, man wolle ihnen die Freude am Weihnachtseinkauf vermiesen.
Das sei nicht die Absicht, erklärte dazu beispielsweise Lea Künzli von Public Eye. «Aber wir fordern Konsumentinnen und Konsumenten dazu auf, bewusst einzukaufen. Das heisst: Regional und fair.»
Konsumkritische Stimmung nimmt zu
Der symbolische, konsumkritische Chouf-Nüt-Tag existiert als «Buy Nothing Day» (respektive «Blackout Friday») seit 1992. Von Nordamerika schwappte er nach Europa, wo er seit 2003 von ChristNet aufgenommen worden ist. Dieses Jahr haben sich in Bern zum ersten Mal fünf Organisationen zusammengeschlossen und gemeinsam eine Aktion kreiert.
Die Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden. Denn: «Die Wirtschaft mag weiter wachsen. Das Unbehagen darüber, welche Folgen dies für den Menschen hat, tut es auch. Wir sind getragen von einer zunehmenden konsumkritischen Stimmung», erklärt dazu Remo Wiegand. «Die Wirtschaftsführer und Politikerinnen sind gut beraten, sich mit diesem Problem zu beschäftigen.»Interview mit Mitinitiantin Irene Neubauer: «Wir sind besessen vom Besitz».pdf
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet