Vater und Sohn
Wenn es in der Familie gleich mehrere Pastoren gibt
«Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.» Dies trifft auf Peter und Lukas Hauser noch mehr zu als in vielen anderen Familien. Beide sind heute als Pastoren einer FEG tätig. Im Interview geben die beiden einen Einblick in ihre Geschichte.
Peter Hauser, was habt ihr
als Pastoreneltern richtig gemacht, dass Lukas und auch andere Kinder von euch in einem
Dienst im Bund FEG oder einem anderen Werk mit einer Anstellung sind?
Peter Hauser: Wenn wir das
wüssten! Das müssten die Kinder beantworten. Sie könnten dann auch gleich
sagen, was wir falsch gemacht haben. Zudem hoffe ich doch, dass wir auch
einiges richtig gemacht hätten, auch wenn kein Kind eine Anstellung in einer
Gemeinde oder einem Werk hätte. Ein paar Ziele kann ich aber nennen: Unsere
Kinder sollten, soweit wie möglich, wie alle anderen Kinder aufwachsen. Sie
sollten nicht für unseren Dienst in irgendeiner Form bezahlen müssen und
letztlich ist jedes Kind gesegnet, das mit Jesus unterwegs ist, egal, was es wo
tut. Dann wollten wir als Eltern auch in schwierigen Situationen zwar ehrlich
sein, aber nicht negativ über die Braut von Jesus sprechen oder ein negatives
Bild von Gemeinde und deren Gliedern vermitteln.
Hast du jemals gedacht, dass Kinder von dir eine
Anstellung im Reich Gottes suchen?
Peter Hauser: Ich habe über
die Jahre dafür gebet, es mögen doch zwei in irgendeiner Form ihre Gaben
beruflich für das Reich Gottes einsetzen und die anderen ehrenamtlich. Aber das
wusste bisher niemand, auch nicht meine Frau.
Lukas, du bist als Pastorenkind aufgewachsen. Was sind die Herausforderungen, was die
Chancen? Wie hast du das erlebt?
Lukas Hauser: Ich kann mich noch gut an ein Vorstellungsgespräch als
Elektromonteur erinnern. Mein Vater begleitete mich. Der Chef hat meinen Vater
im Talar erwartet. Solche interessanten Begegnungen gab es immer mal wieder. Viele
wussten nicht, was ein Pastor ist, macht oder wie er gekleidet ist. Es gab in
dem Bezug genügend Gesprächsstoff, um über den Glauben zu reden. Ich habe meine
Kindheit als Pastorensohn sehr positiv erlebt. Meine Mutter ist das grosse Herz
unserer Familie; voller Ideen und Begeisterung hat sie sich nicht nur
leidenschaftlich in die Gemeindearbeit, sondern auch in uns Kinder investiert. Mein
Vater hat ein grosses Bibelwissen und ich konnte ihn alles fragen. Ich hörte
gerne die Predigten von ihm und ging gern in die Gemeinde, wo er jeweils
angestellt war.
Peter, was lernst du heute von deinem Sohn für deinen
Dienst? Was macht er besonders gut?
Peter Hauser: Ich denke, er ist von seinen Begabungen und von seiner
Ausbildung her besser und breiter ausgerüstet als ich es damals war. Was war
ich doch für ein Grünschnabel! An den Schwächen leidet wohl aber jeder auf
seine Weise. Ich wünschte mir seine Fähigkeiten zur Initiative und Begeisterung,
halt die Begabungen, die meine Frau hat und ich nicht…
Lukas, wo ist dein Vater, wo sind deine Eltern für dich ein Vorbild und was machst du
bewusst anders?
Lukas Hauser: Jetzt, wo ich selbst im Pastorendienst stehe, wird mein
Respekt und meine Dankbarkeit immer grösser. Wie haben meine Eltern in ihrem
Dienst fünf Kinder grossgezogen? Ich kann es nicht anderes erklären, als dass Gott
durch sie gewirkt hat. Sie sind mir ein grosses Vorbild in ihrer Treue und im Glauben
an Jesus Christus. Meine Mutter lebt für Jesus. Voller Liebe und Fröhlichkeit
kann sie andere Menschen für Jesus und die Gemeinde begeistern. Darin ist sie
mir ein grosses Vorbild. An meinem Vater schätze ich seine Weisheit und wie er
in der «Ruhe in Christus» Dinge angeht. Ich bin Gott sehr dankbar für meine
Eltern. Sie sind in ihren Gaben und Fähigkeiten sehr unterschiedlich. Ich habe
von beiden etwas geerbt. In meinem Dienst als Pastor mache ich deshalb nicht
bewusst etwas anders, ich bin einfach vom Charakter anders und gehe daher die
Sachen anders an.
Wie muss ich mir die Gesprächsthemen vorstellen, wenn ihr euch trefft? Dreht
sich alles um die Arbeit?
Lukas Hauser: Nein, eher nicht. Wir haben viele anderen Themen,
die wir gerne miteinander besprechen. Ich empfinde es aber als Geschenk, mit
meinem Vater manchmal über die Gemeindearbeit zu diskutieren. Dabei dreht es
sich meist nicht um theologische, sondern eher praktische Fragen. Gerade als
Berufsanfänger bin ich froh um seinen Rat.
Peter Hauser: Ich handhabe es bei allen Kindern gleich. Die Türe ist für alle und alles
offen, aber ich dränge mich nicht auf. Jede und jeder darf und muss den eigenen
Weg finden und gehen.
Peter, Gemeindearbeit ist ja manchmal sehr herausfordernd.
Was hast du gemacht, dass du bis heute begeistert von der Gemeinde bist?
Peter: Regelmässig kommt der Gedanke auf, was ich sonst noch
machen könnte oder warum ich es eigentlich weiterhin tue. Und dann bereite ich
mich auf die nächste Predigt vor und mir geht das Herz auf mit und an der Bibel
und ich sage mir: Das willst du nicht missen! Weder das Studieren noch das
Weitergeben! Oder wenn Menschen Schritte zum oder im Glauben tun. Auch in dieser Form mit anderen Menschen am grössten und bedeutendsten Projekt
der Weltgeschichte mitarbeiten zu dürfen, begeistert mich – auch wenn meine
Begeisterung nicht immer für alle sofort sichtbar ist… Kurz: Ich kann es nicht
wirklich erklären, aber ebenso wenig die Finger davonlassen.
Lukas, warum bist du begeistert von Gemeinde?
Lukas: Zum einen hat es sicher dazu beigetragen, dass ich in
meiner Kindheit die Gemeinde sehr positiv erlebt habe. Dort hatte ich immer
Freunde oder Weggefährten – ja, es war meine geistliche Heimat. Bill Hybels hat
es für mich beim Willow Kongress in Leipzig (2016) auf den Punkt gebracht: «Die
lokale Kirche ist die Hoffnung der Welt.» Jesus hat unterschiedliche Menschen zu einer
lokalen Gemeinde zusammengerufen, um vor Ort seine Botschafter zu sein. Diese
zwei Aspekte begeistern mich: Eine von Gott zusammengerufene Schar trifft sich,
reibt sich, lernt voneinander, vergibt einander und ermutigt sich gegenseitig.
Und diese Gruppe hat Gott erwählt, um vor Ort seine Hoffnungsträger zu sein.
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Autor: Harry Pepelnar
Quelle: feg.ch-Magazin