Das ungewollte Heimkind

Liebe auf alle Kosten

Sabine R. wird aus dem Heim adoptiert. Immer wieder fragt sie sich: Warum wollte meine Mutter mich nicht? Auf der Suche nach Liebe erlebt sie Missbrauch, wird zum Rebell, bis ihr Freund ihr von Jesus erzählt – und Sabine eifersüchtig wird...

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Sabine R. (Bild: Youtube)
Den Tag werde ich nie vergessen, als ich mit sechs Jahren auf der Strasse mit meinen Freundinnen spielte. Wir gerieten in irgendeinen banalen Streit. Da ich ein kleiner, rechthaberischer Rebell war, musste man mich in meine Schranken verweisen. Und welcher Satz dient da besser, als ein ausgeplaudertes Geheimnis, wovon ich nichts ahnte, was jedoch genau mich betraf und mitten ins Herz stach: «Was willst du denn? Du bist doch sowieso nur aus dem Heim!»

Ein einziger Moment und mein Leben geriet aus den Fugen. «Nur aus dem Heim … nur … Heim…» Jedes dieser Worte barg einen Schrecken! Eine mindere Ware. Wo war die Mutter, die echte? Verstört und schockiert, weinend und verzweifelt rannte ich heim, direkt in die Arme meiner Adoptiveltern. Liebevoll, tröstend und selbst geschockt und verzweifelt versuchten sie mir ihre volle Liebe zu bestätigen. Was sie mir über die echte Mutter sagten, weiss ich nicht mehr. Sie wussten im Grunde selbst nicht viel. Irgendwo gab es diese. Und aus irgendeinem Grund hatte sie ihr Kind nicht behalten – wollen…

Der Alptraum

Das Leben ging weiter, aber es kam der Traum, der Alptraum. Immer und immer wieder träumte ich, dass meine Mutter eine Prostituierte war! Wie war sie, diese Mutter, die ihr Kind hergab?

Ich veränderte mich. Schleichend, aber stetig. Ich wurde immer rebellischer, versuchte mich durch Auffallen und Rebellion zu bestätigen. Drei Jahre lang war ich Opfer von Missbrauch durch ältere Verwandte – wieder ein Geheimnis. Ich fühlte mich schuldig und schmutzig…

Zugedröhnt

Mit 13 begann ich, Alkohol und Drogen zu konsumieren, im Rausch fand ich Erleichterung. Meine Eltern trieb ich damit immer wieder zur Verzweiflung, bis eines Tages Sätze fielen wie: «Hätten wir dich doch im Heim gelassen…»

Eines Tages machte ich mich auf die Suche meiner leiblichen Mutter – und fand sie auch. Ordentlich zugekifft und aufreizend angezogen stand ich vor ihrer Tür. Dann kam der Augenblick der Begegnung und ich stand einer stattlichen, selbstbewussten Frau gegenüber! Keiner «billigen Schlampen», wie in meinem Traum, sondern einer Karrierefrau. Bald verabschiedeten wir uns und hatten 15 Jahre lang keinen Kontakt mehr. Der Albtraum kam nie wieder! Doch ich betrachtete mich weiterhin als Opfer.

Eifersüchtig auf Jesus

Mein Leben änderte sich, als ich mit einem heroinsüchtigen Mann zusammenkam, der wegen Drogen inzwischen in der Jugendvollzugsanstalt einsass. Bei jedem Besuch im Gefängnis hörte ich begeisterte Worte über Gott und Jesus. Das machte mich neugierig – aber auch eifersüchtig. Eigentlich wollte doch ich seine Aufmerksamkeit, die jetzt dieser Jesus bekam.

Gott wollte mein Leben!

Ich besorgte mir eine Bibel und mir war schnell klar, dass da ganz viel Weisheit drin steckt. Trotzdem lebte ich mein Leben weiter, und betrog meinen Freund ständig – bis mir jemand ins Gesicht sagte: «Hier stinkt's nach Nuttendiesel!» Und er meinte mich! Beschämt, getroffen und verstört rannte ich weg, sprang in mein Auto und raste wie von Sinnen los.

Dass sich auf der Strasse Glatteis gebildet hatte, merkte ich erst, als das Auto ins Schleudern kam. In Sekunden rollte mein Leben wie ein Film vor mir ab. Ich hatte die Bibelstelle im Kopf: «Der Lohn der Sünde ist der Tod!» Ich kapitulierte und liess das Lenkrad los – und das Auto lenkte sich selbst durch die Kurven! Nicht zu erklären; unglaublich, aber wahr! Es machte am Fusse des Hanges eine halbe Drehung, kippte zur Seite und stellte sich wieder auf die Räder. Nichts war geschehen und ich merkte: Gott will nicht meinen Tod, er will mein Leben! An dem Tag übergab ich es ihm.

Ein steiniger Weg

Die Umstände blieben hart. Ich musste hochschwanger vor meinem Mann und häuslicher Gewalt fliehen. Später entschied sich auch mein Sohn für ein Leben in Abhängigkeit. Aber ich fand trotzdem, wonach ich so lange gesucht hatte: Ich war gewollt, geliebt und gemacht von einem wunderbaren Schöpfer. Nie mehr verlor ich meinen Wert, den ich in Gott gefunden hatte. Aus der Abgelehnten wurde die Vielgeliebte, obwohl es lange dauerte, bis diese Liebe Jesu in meinem Herzen echte Wurzeln schlagen konnte. Ich fand Vergebung, die mein gefangenes Herz freisetzte, eine schreckliche Macht war gebrochen.

Traum erfüllt

Ein erneutes Zusammentreffen mit meiner leiblichen Mutter brachte eine gewisse Aussöhnung mit ihr und mit mir selbst! Aber als ich ihr zum zweiten Mal gegenüberstand, wurde mir schlagartig klar, was Gott mir für ein Geschenk gemacht hatte durch die liebevollen Adoptiveltern, die er für mich ausgesucht hatte. Vor ihrem Tod fanden meine Adoptiveltern noch zum Glauben an Jesus. Aber ich warte immer noch täglich auf die Rettung meines «verlorenen Sohnes».

Heute darf ich Kindern und Jugendlichen helfen, die nicht bei ihren Eltern wohnen können. Und Gott hat meinen Traum erfüllt und mir ein kleines reetgedecktes Haus an der Ostsee geschenkt. Ich bin einfach gespannt, was Gott weiterhin für mich vorgesehen hat!

Sabine R. hat unter dem Pseudonym Dorothy Tinfield zwei Bücher über ihr Leben geschrieben. Zu den Büchern geht es hier.

Im Video erzählt Sabine R. ihre Geschichte, ein Beitrag von CBN-Deutschland, Autoren: Katharina und Lutz Brée:

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Datum: 07.03.2020
Autor: Sabine R. / Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch

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