Eine Trennung überstehen
Drei Jahre getrennt – und heute mehr als 40 Jahre verheiratet
Trennung, der erste Schritt zur Scheidung!? So denken viele. Doch Linda Rooks sagt: Nein, nicht unbedingt! Und das aus eigener Erfahrung.Als Linda Rooks ihren Mann heiratete, sind sie zunächst sehr glücklich. Sie geniessen das Eheleben auch noch, als ihre zwei Töchter zur Welt kommen. Sie haben ganz normale Eheprobleme, sind aktiv in ihrer Gemeinde involviert und unternehmen viel als Familie.
Doch etwas nagt an ihrem Glück: «Wir lösten unsere Probleme nicht. In dem Bezug haben wir ganz unterschiedliche Hintergründe: Mein Mann kommt aus einer Familie, in der nie gestritten wurde. Es herrschte die Mentalität 'Frieden um jeden Preis'. Meine Familie dagegen ist sehr ausdrucksstark und die Leute drückten unterschiedliche Meinungen und Gefühle offen aus.» Genau das tut sie auch in ihrer Ehe, während ihr Mann alles in sich hineinfrisst. «Wenn wir einen Streit hatten, gab es bald dieses Muster: Mein Mann verliess den Raum und ging eine Weile fort. Wenn er zurückkam, taten wir beide so, als ob nichts passiert wäre.»
Getrennt
Doch die Probleme lösen sich auf diese Weise nicht. Groll und Verbitterung nehmen unterschwellig zu. Und mit der Zeit werden die Streitigkeiten immer heftiger und die Beziehung angespannter. «Mein Mann war regelmässig wütend auf mich und ich verstand nicht warum.» Immer öfter verlässt er das Haus – bis er an einem Ostersonntag nicht mehr wieder kommt. «Zuerst dachte ich, er wollte damit nur etwas klarstellen, und würde sicher in ein, zwei Tagen wieder zurück sein. Als er auch nach drei, vier Tagen nicht wiederkam, machte ich mir Sorgen.» Ein gemeinsamer Freund redet mit ihrem Mann und erzählt Linda, dass er Zeit brauche und für längere Zeit wegbleiben wird. Linda ist schockiert. «Es war das schmerzvollste Ereignis meines Lebens. Obwohl wir Probleme hatten, dachte ich, dass er mich liebt und mich nie verlassen würde…» Trauer, Depression und Wut wechseln sich in ihr ab.
Nach ein paar Wochen sprechen die beiden mit einem Seelsorger und ihr Mann zieht zurück ins Haus – doch es geht nur ein paar Monate gut. Dann ist er wieder weg und erklärt, dass er über eine Scheidung nachdenke. «Es dauerte vier Monate bis ich ihn wiedersah.»
Zeit lassen
Insgesamt dauert ihre Trennung drei Jahre. Und dass sie nach dieser Zeit wieder zusammengekommen und heute glücklich verheiratet sind, liegt vor allem daran, dass sie sich Zeit liessen – Zeit, zu heilen, Zeit, sich zu verändern. Den besten Rat habe ihr zu dem Zeitpunkt der Trennung eine Freundin gegeben: «Leg deinen Mann auf Eis und konzentriere dich auf Gott und darauf, was er dir zeigen will.» Etwas, das für viele in einer ähnlichen Situation undenkbar ist. «Man fixiert sich so schnell auf den Partner und die Umstände. Man will, dass der Partner wiederkommt, die Gedanken drehen sich im Kreis und man überlegt, was ihn oder sie zur Trennung bewogen hat. Man denkt ständig darüber nach, tut aber letztlich nichts…»Dabei ist genau das wichtig: Veränderung. «Wenn wir uns auf Gott konzentrieren, kann er uns zeigen, was wir tun müssen, wo wir uns verändern müssen und was wir in dieser Zeit tun sollten… Und er schenkt uns Frieden!»
Für die Ehe kämpfen
Viele Paare geben laut Linda Rooks zu früh auf. Seit der Trennung von ihrem Mann vor etwa 15 Jahren hat sie unzählige Paare und Einzelpersonen beraten und weiss: «Wenn auch nur einer der Partner für die Ehe kämpfen will, besteht die Chance, dass sie wiederhergestellt werden kann. Doch das Ziel sollte nicht sein, die alte Ehe wiederherzustellen, sondern zwischen denselben Partnern eine neue zu bilden.» Denn zuvor sollte jeder Partner Veränderungsprozesse durchgemacht haben, insbesondere in den Dingen, die die Ehe zuvor strapazierten. Zudem muss es Heilung geben.
Und noch ein Rat von Linda Rooks: «Der wichtigste Teil des Kampfes findet auf den Knien statt. Gott hat die Antworten, die uns fehlen. Er sieht das grosse Ganze. Er kann uns einen Tag nach dem anderen führen und uns zeigen, wie wir auf seine Weise und in seinem Zeitplan für unsere Ehe kämpfen können.»
Wenn der Partner dem Glauben abspricht
Ein schwieriges Thema ist auch, wenn einer der Partner sich vom Glauben abwendet und sich gegen Gott auflehnt. Hier ist es wichtig, für den Partner zu beten. «Identifizieren und beten Sie insbesondere für die Dinge, durch die sich Ihr Partner von Gott abgewandt hat. Lernen Sie, ermutigende Worte zu sagen, die Ihren Partner aufbauen. In Epheser, Kapitel 4, Vers 29 steht, wir sollen durch unsere Worte andere aufrichten. Unsere Worte und Taten können ein Zeugnis für denjenigen sein, der gegen Gott rebelliert. (…) Unsere Liebe kann ihm Jesu Liebe zeigen.» Doch man sollte dem Partner auch Zeit und Raum lassen, mit sich selbst und Gott ins Reine zu kommen – also nicht ständig anrufen oder Nachrichten schreiben.
Kinder in der Trennung
Für Kinder ist es laut Linda Rooks wichtig, die tägliche Routine beizubehalten. Es sollte ihnen immer wieder klargemacht werden, dass die Trennung nicht ihre Schuld ist und dass beide Eltern sie immer noch lieben. «Ermutigen Sie Ihre Kinder, sowohl positive als auch negative Gefühle auszudrücken und helfen Sie ihnen dabei…»
Wichtig sei zudem, nie respektlos über den Partner zu reden oder den Kindern unangebrachte Details zu erzählen. «Fragen Sie Ihr Kind auch nicht darüber aus, was Ihr Partner macht und erwarten Sie nicht, dass Ihr Kind Ihr Vertrauter ist, der Ihnen Rat geben kann…» Die Kinder werden im Prozess einer Trennung auch verletzt – dies sollte niemals in Vergessenheit geraten. Hier ist es gut, mit den Kindern zu beten und sie zu ermutigen, Gott zu vertrauen.
Freundschaft und Sicherheit
Doch wie kamen Linda und ihr Mann letztlich wieder zusammen? Zunächst zeigte Gott Linda ihren Teil der Schuld an der Trennung auf – und sie lernte, dass Gottes Liebe genug für sie ist. Im Laufe der drei Jahre veränderte sie sich in vieler Hinsicht. «Im dritten Jahr unserer Trennung gab es dann eine Zeit, in der mein Mann und ich einfach Freunde waren. Wir verbrachten Zeit miteinander, ohne über unsere Probleme zu reden und ohne körperliche Nähe; wir genossen es einfach, beieinander zu sein und uns neu kennenzulernen.» Diese freundschaftliche Beziehung und die Sicherheit, die sie sich dadurch gegenseitig schenkten, machte den Neuanfang möglich.
Heute sind die beiden seit über 40 Jahren verheiratet und leiten eine Schulung für Paare in der Krise in Florida. Linda Rooks rät getrennten Paaren: «Geben Sie Gott die Zeit, die er braucht, um die Veränderung in jedem von Ihnen durchzuführen. Geben Sie Gott die Situation ganz ab und konzentrieren Sie sich auf ihn.»
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Charisma News