Ewige Liebe
Schweizer lassen sich weniger oft scheiden
Schweizweit ist die Anzahl Scheidungsfälle tendenziell rückläufig. Besonders in ländlichen und katholischen Gebieten scheinen Ehen länger zu halten.
Wie die «Schweiz am Sonntag» berichtete, lag die Anzahl Scheidungen schweizweit im letzten Jahr so tief wie seit 10 Jahren nicht mehr. Aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik zufolge gingen die Scheidungszahlen im Jahr 2013 schweizweit zurück. 39'500 Paare gaben sich 2013 das Ja-Wort. Gleichzeitig brachen 17'000 Ehen auseinander. Dies entspricht einer Scheidungsquote von 43 Prozent. Die Quote ist damit deutlich tiefer als noch im Jahr 2005, als sie 53,3 Prozent betrug.Ehepaare bleiben länger zusammen
Laut der Statistik halten die Ehen heute auch länger. 1993 waren die Paare durchschnittlich 12 Jahre verheiratet gewesen, als sie die Scheidung beantragten. Im letzten Jahr hatten die Paare, die sich scheiden liessen, durchschnittlich 14,7 gemeinsame Jahre hinter sich.
Paartherapeut Klaus Heer stellt fest, dass die Schweizerinnen und Schweizer zunehmend Hemmungen vor einer Scheidung haben. In der «Schweiz am Sonntag» sagt er: «Männer und Frauen realisieren langsam, dass es nichts bringt, einem abstrakten Traumpartner nachzufantasieren. Sie merken, dass es sich hingegen lohnen könnte, jeden Tag etwas für eine langdauernde Ehe zu leisten.» Zudem wolle man heute vermutlich dem Stress, den eine Scheidung mit sich bringt, eher aus dem Weg gehen als früher.
Tiefe Scheidungsquote in ländlichen Gebieten
Weiter sind auch regionale Unterschiede festzustellen. Am schlechtesten halten Ehen in den Kantonen Neuenburg und Waadt. Dort gab es 2013 pro 1'000 Einwohner mehr als zwei Scheidungen. In den meisten Ost- und Zentralschweizer Kantonen liegt die Zahl der Scheidungen hingegen unter 1,75 pro 1'000 Einwohner – mehr Scheidungen gibt es nur in Zürich, Zug und Appenzell Ausserrhoden. In Obwalden halten Ehen mit 0,9 Scheidungen pro 1‘000 Einwohner in der Schweiz am besten.
Warum das Treuegelöbnis in ländlichen und katholischen Regionen besser hält als in anderen, erklärt Soziologin Margret Bürgisser gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag» wie folgt: «Leute mit traditionellen Wertvorstellungen – da zähle ich religiös orientierte Menschen dazu – glauben eher an die Unauflöslichkeit der Ehe und lassen sich deshalb weniger oft trennen und scheiden.» Zudem würden sie mehr investieren, um ihre Beziehung zu pflegen und im schlimmsten Fall auch zu reparieren.
Zum Thema:
Scheidungsrate wird bald sinken
Biblische Linien: Zu Ehe, Scheidung und Wiederheirat
Trennung und Scheidung: Wie reagieren Freunde und Gemeinde?
Scheidung: «In den Gemeinden ist ein Schutzwall gebrochen»
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / Schweiz am Sonntag