Mission in der Landeskirche

«Das Undenkbare ist bei Jesus der Normalfall»

Mission wird in der Volkskirche neu entdeckt. Ermutigende Beispiele aus kleinen Schweizer Kirchgemeinden und Anregungen aus Deutschland standen am 10. September im Mittelpunkt einer Tagung in Bern.

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Hauptreferent Pfr. Hans-Hermann Pompe
Gegenwind aus der Gesellschaft kann die Volkskirchen weiter bringen, wenn sie sich missionarisch ausrichten und das Dienen in den Mittelpunkt stellen. Dies sagte Pfr. Hans-Hermann Pompe, Leiter des «Zentrums für Mission in der Region» der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), an der Tagung der positiven Synodefraktion der Berner Landeskirche und des Landeskirchen-Forums in Bern. Die EKD misst in ihrem Reformprozess der Mission als Ruf in die Nachfolge Christi grosse Bedeutung zu. Mission erinnert, so Pompe, die Volkskirche an ihren Auftrag. Mission kann sie davor bewahren, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

«Was alle angeht, gehört in die Region»

Das 2010 lancierte EKD-Zentrum sucht laut Pompe Ortsgemeinde und Region neu aufeinander abzustimmen. «Was alle angeht, gehört in die Region.» Sinnvoll sei eine Subsidiarität, welche die Eigenverantwortung der Ortsgemeinde und deren Unterstützung ausbalanciert. Weiterhin sei auf das Kleinverteilersystem der Ortsgemeinde zu setzen, ihre Nähe und Erreichbarkeit. Doch die Vermittlung des Evangeliums in postmoderne Milieus und Mentalitäten erfordert Bemühungen in der Region. Eine Gemeinde könne durchaus eine Aufgabe für die Region übernehmen. Für Pompe sind im Abendmahl von Christus alle Verheissungen für missionarische Kooperation enthalten: «Wir werden gemeinsam angenommen, beschenkt, gestärkt und gesandt.»

Möglich ist vieles …

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Flavia Hüberli und Pfr. Alex Kurz
Der Berner Synodalratspräsident Pfr. Andreas Zeller zitierte in seinem Grusswort die Berner Kirchenverfassung von 1946. «Wir müssen den Auftrag nicht suchen; er ist da.» Um die Kirchgemeinden in ihren unterschiedlichen Prägungen und Mitteln wahrzunehmen, erstellt die Kirchenleitung derzeit eine Typologie. Die Tagung zeigte mit fünf Workshops auf, was in Schweizer Landgemeinden möglich ist. Alex Kurz und Samuel Reichenbach, Pfarrer in Rohrbach im Emmental, fördern das Gespräch über den Glauben in themenbezogenen Gruppen, die sich ein Jahr lang vierzehntäglich treffen. Mittlerweile gibt es ein Netz von 50 - 60 Erwachsenen, die miteinander die Bibel gelesen und gebetet haben. Alex Kurz mahnte, nicht mit Wachstum und Planungen das Überleben der Kirche sichern zu wollen, sondern um Wachheit zu ringen, die Begegnung mit Menschen zu suchen und für Unverfügbares offen zu sein. «Die wesentlichen Weichenstellungen in der Kirchgemeinde waren nie geplant.»

… wenn es gewagt wird

Der passionierte Hobby-Kirchenmusiker Adrian Menzi bringt in Kirchberg BE die Gemeinde zum vielfältigen Singen. An der Tagung gab er Kostproben. Pfr. Peter Keller knüpft in seiner Thurgauer Landgemeinde im Alltag der Gemeindeglieder an, um das Evangelium auf den Punkt zu bringen. Die Jugendarbeiterin Flavia Hüberli hat in Neukirch an der Thur (1000 Gemeindeglieder) das Bewusstsein für Jugendarbeit geweckt. Ihre Teilzeitstelle finanziert ein neu gegründeter Förderverein. Unbedingt müsse die Gemeinde in freiwillige Angebote investieren, sagte Hüberli in Bern, und diese auch koordinieren. «Wenn Jugendliche die Kirche nur als Pflichtorganisation erleben und in ihr nicht Heimat finden, werden sie nicht mehr kommen.»

Warum nicht Konf-Unterricht mit der Nachbargemeinde? fragte Hans-Hermann Pompe im Schlusspodium. «Das Undenkbare ist bei Jesus der Normalfall.» Pfr. Beat Kunz (Sutz BE) rief dazu auf, auch kleine Aufbrüche bei Jugendlichen und Familien wahrzunehmen. «Gott ist am Wirken.»

Eine Dokumentation der Tagung folgt auf der Website des Landeskirchen-Forums

Datum: 12.09.2011
Autor: Peter Schmid

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