Gambia nach der Wahl

Wieder freie Bahn für christliche Kirchen

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Fischerdorf in Gambia (Bild: Pixabay)
In Gambia sind mit den ersten freien Wahlen vor dem Jahreswechsel für 2022 wieder geordnete Verhältnisse eingekehrt. Vorbei die «Islamische Republik» von Langzeitdiktator Yahya Jammeh. Für Freikirchen wird das kleine Land erneut zum Hoffnungsgebiet.

Seit seiner Unabhängigkeit von den Briten 1970 war Gambia bis 2015 ein afrikanisches Musterland der Religionsfreiheit. Trotz einer überwältigenden 90 prozentigen Muslimmehrheit unter den 2,3 Millonen Einwohnern, waren die neun Prozent Christen und ein Prozent letzte Animisten völlig gleichberechtigt. Von heute 39 islamischen Staaten auf der Welt stellte Gambia damit die einzige Ausnahme dar.

Nur unter diesen Voraussetzungen war es möglich, dass ein Angehöriger der Muslimaristokratie zu Jesus fand und zu einem führenden Missionstheologen mit Schwerpunkt Pfingstkirchen wurde: Lamin Sanneh (1942-2019).

«Neuer Tag»

Er war wichtiger Zeuge für einen tiefgreifenden Bewusstseinswandel. Ein – wie Sanneh sagte – «Neuer Tag», der für die Weltchristenheit anbricht, besteht im Abschied von monokulturellen, immer noch westlichen Konzeptionen von Glaube und Kirche. Bei dieser Kritik monokultureller Identitäten arbeitete der Yale-Professor aus Gambia nicht mit dem eindimensionalen Konzept einer «Inkulturation».

Sanneh ging vom Anspruch gesellschaftlicher bzw. globaler Verantwortung aus und setzte dabei ein postkoloniales Problembewusstsein voraus. Obwohl selbst in der römisch-katholischen Kirche getauft, setzte er sich gezielt mit der ekklesiologischen Typologie von nationalen, spirituellen und besonders pentekostalen Kirchen auseinander. So in seiner Interpretation der Pfingstbewegung Mukti Mission in Indien.

Frohbotschaft in die religiöse Kultur übersetzen

Diese hat das Feueropfer der hinduistischen Witwenverbrennung durch die pfingstlichen Feuerzungen ersetzt: «Die Frauen in den Mukti-Gemeinden empfanden bei ihrer Erweckung den auf sie herabkommenden Heiligen Geist als eine innerliche Verbrennung ihres alten Menschen, als echte Erlösung (mukti) anstelle des traditionellen Scheiterhaufens. So wurde die pentekostale Botschaft ins Hindu-Erbe übersetzt.»

Eine «Übersetzung» der Frohbotschaft Jesu in die religiösen Kulturen der Welt war überhaupt ein Hauptanliegen des gambischen Theologen und ist auch der Titel seines Hauptwerks «Translating the Message: The Missionary Impact on Culture». Lamin Sanneh lebte lange genug, um das Ende der 22-jährigen Diktatur des Islamisten Yahya Jammeh und auch in Gambia das Anbrechen des «Neuen Tages» begrüssen zu können.

Wieder volle Freiheit für Christen

Die vierjährige Amtszeit des frei gewählten Präsidenten Adama Barrow verspricht nun Gambias Christen wieder volle Freiheit, an Jesus zu glauben, ihm nachzuleben und ihn zu verkünden. In einer Muslimgesellschaft, die hartnäckig am sexuellen Verstümmeln der Mädchen festhält, ist es ein wichtiges Zeichen für die Befreiung der Frauen durch Jesus, dass an der Spitze der Methodistischen Kirche eine Frau steht, Bischöfin Hannah Faal-Heim.

Da Gambia nach Jahrzehnten der Korruption und Misswirtschaft zu den ärmsten Länder der Welt zählt, steht der missionarische Neubeginn im Zeichen der Verkündigung Jesu und handfester Hilfe. Zwei evangelisch-freikirchliche Gemeinden aus Deutschland haben mit Schweizer Unterstützung das Projekt «Liebe und Reis für Gambia» ins Leben gerufen. Es bringt den Menschen am Gambia-Strom Liebe von Jesus Christus und das Nötigste zum Überleben.

Liebe und Reis

«Liebe und Reis» bemüht sich besonders um Jugendliche, die in der Regel ohne Arbeit und Ausbildung sind und denen es an Lebensmittel und Perspektiven fehlt. Mit Spenden werden Schulbesuche für Kinder in Gambia finanziert, Ausbildungsplätze für heranwachsende Jugendliche organisiert, bedürftige Familien mit Reis versorgt. Ebenso ist es möglich, per Schiff Kleidung nach Gambia zu liefern, Fahrräder und Motorräder sowie medizinische Geräte.

Pioniermissionare gesucht

Das Mennonitische Missionskomitee sucht akut Pioniermissionare für das Volk der Fulas. Etwa sieben Dörfer warten seit zehn Jahren auf Missionare, die den Kindern das Lesen und Schreiben beibringen und/oder landwirtschaftliche Hilfe leisten könnten. Dieses Hirtenvolk ist in Gambia nur oberflächlich islamisiert und hat viel von seinen ursprünglichen Glaubensvorstellungen bewahrt. So die Vorstellung eines geradezu biblischen Paradieses samt dem Sündenfall: Im paradiesischen «Heli e Yoyo» am «Meer der Freude» hätten die Fula glücklich gelebt. Nachdem sie sündig geworden waren, seien sie jedoch von ihrem höchsten Gott, «Geno, dem Ewigen», aus dem Paradies verbannt worden. Bis heute warten sie auf einen «Gottgesandten», der sie von Sünde, Tod und Verbannung erlöst. Es ist die Aufgabe einfühlsamer Verkündigung, ihnen Jesus auch als ihren Erlöser nahe zu bringen.

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Datum: 17.12.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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