Besondere Luther-Pointe
Warum der Reformationsweg in Rohrbach beim WC beginnt
Im Kirchhof der ref. Kirche Rohrbach wurde kürzlich ein Reformationsweg eröffnet. Dieser beinhaltet zehn Posten, inklusive dem Toiletten-Häuschen, da Martin Luther in einer Tischrede einst pointiert auf das stille Örtchen Bezug genommen hatte. Die Macher des Reformationswegs reden besonders in die heutige Zeit hinein.
«Die Idee ist im Team entstanden», sagt Alex Kurz, Pfarrer von Rohrbach (BE). «Bern sagte, dass gute Ideen zum Reformationsjubiläum unterstützt werden. Wir kamen auf den Gedanken, im Kirchhof einen Reformationsweg zu gestalten.» Die Idee fand bei der Kantonalkirche gefallen, der nun eröffnete Weg wurde entsprechend mitgetragen.Auf dem Rundgang erwarten einen zehn Informationsposten. «Es sind Holzpfosten mit Plexiglas-Fenstern darauf, welche durch zentrale Glaubenspunkte führen, welche die Reformation entdeckte.» Sie seien so übertragen, dass man vom heutigen Leben her verstehe, was das in die eigene Biografie, in den heutigen Alltag hineinspricht.
Gleiche Fehler wie damals
Bewusst wurde auf längere, historische Ausführungen verzichtet. «Wir gehen nicht stark in die Zeit von damals zurück. Uns störte eher, dass viele Reformationsfeiern sehr ins Geschichtliche gehen, wie es damals war, was man damals entdeckt hat. Wir haben versucht, es auf die Existenz von heute zuzuspitzen. Wir wollen jenen, die es lesen, ein Minimum an historischem Hintergrund und ein Maximum an persönlichen Impulsen mitgeben.»Es sei einfach, sich über vergangene Zeiten auszulassen und zu sagen, was damals falsch lief. «Für uns war spannend zu entdecken, dass das, was wir der Vor-Reformation vorwerfen – Leistungsdenken, Minderwertigkeit oder Angst, man schaffe es im Leben nicht – all das läuft heute auf der säkularen Ebene genau gleich; in der Wirtschaft und im politischen Leben.»
Gott spricht Wert zu
In allen Lebensfeldern müsse man sich beweisen. «Dies durch Leistung, durch Profilierung. Wir finden, dass da die Botschaft der Reformation absolut aktuell ist. Letztlich ist alles Gnade, es ist alles ein Geschenk. Das Leben ist nicht abhängig von dem, was wir leisten und unser Wert nicht von dem, was wir tun können, sondern was wir sind.»
Doch diese Werte müsse man sich nicht selbst erkämpfen. «Er wird einem zugesprochen und von Gott geschenkt. Das ist eine Botschaft aus der Reformation, die gehört werden muss.»
Reformationsweg beginnt bei WC-Häuschen
Ziel war, alle Elemente auf dem Kirchhof in die Betrachtungen einzubeziehen. Auch die Toilette. Unter anderem ist dort dieser Gedanke festgehalten: «Luther kamen viele Erkenntnisse auf dem WC, zum Beispiel jene, dass wir Gott nichts bieten können und dass wir sind, wie wir sind.» Und so beginnt der Reformationsweg auf dem Toiletten-Häuschen. Weiter ist dort zu lesen: «Bei einer Tischrede hielt Martin Luther fest, dass ihm die Erkenntnis, dass wir Gott nichts bieten können, 'super cloacam' (also über dem Plumpsklo) gekommen sei.Voraussichtlich bleibt der Weg in Rohrbach BE mehrere Jahre bestehen.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet