An der Grenze

Jesus und das Jenseits

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Wir gäben viel, könnten wir uns fürs Jenseits absichern. Es klappt nicht. Wenn Jesus über das Jenseits redet, betont er: Ob wir uns dann bei Gott oder fern von ihm befinden, entscheidet sich in diesem einen Leben – jetzt.

Was geschieht nach dem Tod? In Katastrophenzeiten rückt uns diese Frage näher. Nach der Bibel gibt es kein Zurückkommen auf die Erde in ein nächstes Leben (Hebräer 9,27). Denn jede und jeder von uns ist einzigartig: Gott hat uns in der Verbindung von Körper und Seele, äusserem und innerem Menschen, geschaffen. Die Seele kann sich nach dem Tod keinen anderen Körper suchen, sondern findet sich im Jenseits.

In Abrahams Schoss

Jesus erzählt dazu die Geschichte von Lazarus und dem reichen Mann (Die Bibel, Lukas 16,19-31). Der Reiche lebt herrschaftlich; er ist gewohnt, frei zu disponieren und seine Existenz komfortabel einzurichten. Mit dem Todestag endet dies. Das war’s. Punkt. Der Reiche findet sich an einem Ort der Qual wieder, dem er nicht entkommen kann.

Anders Lazarus. Erstaunlicherweise nennt Jesus den Mann mit Namen – als kennte er ihn. Mit dem Namen ist klar: Was er erzählt, handelt von diesem einen Lazarus, der im Elend dahinvegetiert, mittellos und schwer hautkrank. Er liegt vor der Tür des Reichen – ein erbärmlicher Anblick. Genug zu essen kriegt er nicht, Hunde lecken seine Geschwüre. Lazarus stirbt und wird «von den Engeln in Abrahams Schoss getragen». Er wird getröstet; die Zeit der Schmerzen ist vorbei.

Schrei nach Linderung

Der Reiche «sieht von ferne Abraham und Lazarus in seinem Schoss». Er sehnt sich nach einem Tropfen kühlen Wassers auf seiner Zunge und schreit, Abraham möge ihm Lazarus senden, um ihm Linderung zu verschaffen. Abraham lehnt das ab; der Reiche habe das Gute zu seinen Lebzeiten empfangen; nun werde Lazarus getröstet. «Zu alledem besteht zwischen uns und euch eine so tiefe Kluft, dass die, die von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können und dass die von dort nicht zu uns herübergelangen.» Vom Ort der Qual zu Abrahams Schoss gibt es keine Brücke. Die Qual am Ortes fern von Gott kann nicht gelindert werden.

Überhörte Warnungen

Der Reiche denkt an seine fünf noch lebenden Brüder: Wenn er selbst gefangen ist, soll Lazarus hingehen und sie warnen, damit sie nicht demselben Schicksal verfallen. Abraham entgegnet, dass sie den Weg zu Gott in den Heiligen Schriften, bei «Mose und den Propheten», erkennen können. Der Reiche geht davon aus, dass sie dies, vom Wohlleben geblendet, nicht tun – wie er selbst. «Aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.» Abraham verneint: «Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.»

So oder so

Hat Jesus die Autorität, über das Jenseits Aussagen zu machen? Wer nicht wagt, die Frage geradeheraus zu verneinen, ist gut beraten, die Geschichte sehr ernst zu nehmen. Jesus spricht hier weder von der Autorität, die er als Auferstandener übers Totenreich haben wird, noch vom Jüngsten Tag. Aufgrund der Auferstehung von Jesus glauben Christen an ihn als Retter, der ewiges Leben schenkt: «Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist hinübergegangen aus dem Tod in das Leben» (Johannes 5,24).

Bis auf Jesus ist niemand vom Reich der Toten unter die Lebenden zurückgekehrt. Mit der Geschichte von Lazarus lüftet er den Schleier ein wenig. Er macht mindestens vier Dinge deutlich: Mit dem Tod wird die Seele nicht ausgelöscht. Nach dem Tod gibt es kein Zurück.  Eine unüberbrückbare Kluft besteht zwischen dem Ort der Qual und dem Ort der Geborgenheit bei Gott. In diesem Leben stellen wir die Weichen für unser Fortexistieren im Jenseits – so oder so.


Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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