Der Tag, den ich nie vergesse

Ich liebe den See, die Stille, die Stunden unter dem sternenklaren Himmel, wenn kein Lüftchen geht. Die Netze liegen im Wasser. Wir warten auf die Fische. Und sie landen in den Netzen. Fischer sind wir, mein Bruder Andreas und ich – wir wissen, wie es gemacht wird.

Doch letzte Nacht klappte es nicht. Warum wohl? Wir zogen die Netze ein, ruderten ein Stück, warfen sie wieder aus. Vergeblich. Und noch zehnmal, ohne jeden Erfolg. Ein Frust.

Am Morgen säuberten wir die Netze. Plötzlich bevölkerte sich der Strand. Mit der Ruhe wars vorbei. Hunderte von Leuten tauchten auf – so viele haben wir noch nie gesehen hier. Bald merkten meine Freunde und ich den Grund: Jesus von Nazareth war da, der Wanderlehrer.

Ich kannte ihn von einer Begegnung am Jordan. Aber nun war er hier bei uns am See. Die Leute wollten ihn hören, wohl auch ein Wunder sehen. Die Menge drängte ihn immer mehr zum Wasser hinunter. Da bat er mich, ihn ins Boot zu nehmen und einige Meter vom Ufer wegzurudern. Jesus der Rabbi – bei mir im Boot!

Es wurde still am Ufer. Jesus lehrte die Menschen mit Worten, wie ich sie noch nie gehört habe. Gott ist wie ein Vater, der seinen Kindern Gutes geben will, erklärte er. Er sorgt sich um uns, lässt uns nicht im Stich. Wir sollen so leben, dass alle um uns herum seine Güte spüren. Das heisst: Vergeben statt bitter bleiben, nachgeben statt trotzen.

Die Sonne stieg höher. Er machte Pause. Ich war noch in Gedanken versunken, als er mir sagte, ich solle hinaus rudern und die Netze auswerfen. Was? In der Nacht hatten wir nichts gefangen, und jetzt, mittags, sollten die Fische uns ins Netz gehen?

Jesus sah mir ruhig in die Augen. Ich senkte den Blick. „Nun, wenn du es sagst, mache ich es.“ Andreas und ich fuhren hinaus und taten, was er uns geraten hatte.

Und da geschah ein Wunder! Woher kamen all die Fische? Unsere Netze füllten sich innert Minuten. So viele Fische vermochten sie gar nicht zu fassen! Wir winkten Johannes und Jakobus herbei. Mit den Fischen in den Netzen füllten wir beide Boote! Sie vermochten das Gewicht kaum zu tragen.

Das konnte nur Jesus! Er handelte mit Gottes Macht! Wie hatte ich es wagen können, an seinem Wort zu zweifeln und vorzugeben, ich wüsste es besser? Ich erschrak. Er, der Heilige, bei mir im Boot? Das konnte nicht gut herauskommen. Seine heilige Kraft machte mir Angst. Ich kniete vor ihm nieder und bat Jesus wegzugehen. „Ich bin ein unvollkommener Mensch mit vielen Fehlern“, sagte ich.

Jesus wartete, bis ich den Blick hob und ihm in die Augen sah. Dann sagte er zu mir: „Hab keine Angst, Simon. Dazu bin ich nicht zu dir gekommen. Du bist Fischer. Ich habe einen Auftrag für dich: Du sollst Menschen fischen. Komm mit mir!“

Seither bin ich mit Jesus unterwegs. Ich habe meine Familie zurückgelassen. Andreas ist mitgekommen. Jesus ist unser Freund geworden. Wenn er lehrt, enthüllen seine Worte das Leben, wie Gott es meint. Und wir erleben jeden Tag Wunder!

Die Geschichte von Simon Petrus im Boot findet sich im Evangelium des Lukas, Kapitel 5.

Datum: 15.07.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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