Jesus: Der Weg und das Ziel

Der Weg ist das Ziel, sagt man. Und meint damit, dass sich Schritte lohnen können, auch wenn sich nachher kein wesentlicher Fortschritt feststellen lässt. Wie verhält es sich bei Jesus? Ist er zielstrebig unterwegs?


Die Zielstrebigkeit von Jesus bestimmt seinen Weg. Bild: PixelQuelle.de

Nach den ersten Wundern dauert es nicht lange. Bald ist Jesus populär. In ganz Galiläa und darüber hinaus erzählt man von den Heilungen. Die Menschen strömen herbei, um den Wundertäter zu sehen. Kranke, Behinderte, Depressive und Besessene kommen zu ihm, scharenweise (Die Bibel, Markus, Kapitel 1, Vers 45). Er weiss: Er hätte noch viel mehr zu tun in den Dörfern, in den Städten – und dort, wo Ausgestossene leben, die Aussätzigen etwa.

Nun fällt auf, dass er als Heiler mehr will, als zu heilen. Er will die Herrschaft Gottes verkündigen und sie dadurch verwirklichen, dass er Menschen auffordert, sich wie er Gott ganz zur Verfügung zu stellen. Er hat eine Mission und will sie erfüllen – „dazu bin ich gekommen“ (Markus 1, 38). Seine zahlreichen Wanderungen hin und her in Galiläa während dreier Jahre lassen denken, dass Jesus niemand auslassen will. Nicht bloss einzelne Auserwählte, sondern das Volk soll das Licht Gottes sehen und erfahren, dass er selbst den tiefsten Hunger stillt.

Sonne, Wind und Staub

Unterwegs geschieht sehr viel – auch intern. Die Wanderschaft über Monate ist eine anspruchsvolle Schule für die, die mit Jesus gehen. Zwölf Männer hat er ausgewählt, die bei ihm sind, die er in seine Absichten einweiht und mit denen er Hintergründe bespricht (Lukas 6,12-16). Wer mit ihm geht, bleibt nicht derselbe. Jesus fordert seine Freunde heraus, über ihren Schatten zu springen, nicht an Macht und Luxus, sondern an Dienst und Verzicht zu denken (Matthäus 20,20-28). Zwischendurch schickt er sie fort: Sie sollen ohne ihn das Reich Gottes verkündigen, Menschen heilen und von bösen Mächten befreien (Lukas 9,1-6).

Jesus könnte Jahrzehnte weiterfahren – seine Botschaft in Weiler, Dörfer, Städte tragen. Unter und neben den Juden leben Menschen anderer Völker. Einzelne von ihnen erleben, weil sie Jesus Grosses zutrauen, Wunder (Matthäus 15,21-28). Einige Wanderungen macht der Mann aus Nazareth in Nachbarländer – dort lässt man ihn eher in Ruhe, und er kann sich seinen zwölf Freunden widmen. Doch er konzentriert sich auf die jüdischen Gebiete. Oft weilt er an den Ufern des Sees Genezaret, woher einige seiner zwölf Vertrauten stammen.

Das Ziel im Fokus

An einem bestimmten Punkt seiner Mission gewinnt seine Zielstrebigkeit noch schärfere Konturen. Jerusalem ist die Hauptstadt. Vor den führenden Vertretern seines Volks will er Gottes Herrschaftsanspruch vertreten und deutlich machen, was dies für die Juden bedeutet. Mehrfach hat er von den Gelehrten Jerusalems Ablehnung und Feindschaft zu spüren bekommen, wenn er während der Feste im Tempelbezirk auftrat. Das Land hat ihn gehört; in Jerusalem muss sich nun sein Geschick entscheiden.

Der Evangelist Lukas beschreibt den Entschluss, nun diesen Weg in Angriff zu nehmen, mit dem Satz: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern“ (Lukas 9,51). Jesus ist unterwegs, noch viele Wege vom Ziel entfernt – doch das innere Auge nimmt es schon in den Blick. Auch Drohungen des galiläischen Provinzherrschers Herodes Antipas bringen ihn nicht von diesem Weg ab; er deutet an, dass er sich als Prophet versteht, der in Jerusalem enden muss (Lukas 13,31-33). Diese Zielstrebigkeit bestimmt seinen Weg.

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Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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